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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition)
Autoren: Seanan McGuire
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betrachtete das Taxi. Es war bis unters Dach mit Kisten vollgestopft und sah aus, als habe Danny beschlossen, in Schwarzarbeit professionelle Umzüge durchzuführen. »Ich hoffe, du hast nicht vor, heute Abend noch Touren anzunehmen.«
    »Nee.« Er grinste und klopfte sich Staub von den Händen. »Ich bring die Kleinen nach Hause und sehe zu, dass ich ihnen einen Zwinger baue. Hat sie erwähnt, ob sie die Kisten zurückhaben will?«
    »Sie sind alle dein.« Der Mugel der ehrwürdigen Dame Altair war ein elegantes viktorianisches Haus in derartig gepflegter Nachbarschaft, dass unsere Autos auffielen wie dampfende Kuhfladen. »Ich muss jetzt los, bevor ich die Party endgültig verpasse. Ruf mich an, falls du Hilfe mit den Barghests brauchst, okay?«
    »Mach ich. Und du denkst darüber nach, was ich dir gesagt habe. Öfter ausgehen kann nicht schaden.«
    »Mit wem denn? Mitch und Stacy haben Kinder, Kerry ist immer beschäftigt, Julie hasst mich, und du musst Taxi fahren.«
    Er zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht. Wie wär’s, wenn du diesen Katzenkönig-Typ anrufst, mit dem ich dich gesehen hab? Führ ihn aus, mach ihn betrunken und guck, ob du ihn nicht fürs Karaoke-Singen begeistern kannst.«
    »Nein.« Mein Tonfall ließ keinen Raum für Diskussionen.
    Danny blinzelte und sah erschrocken aus. »Denk einfach drüber nach, in Ordnung? Freie Wege, Toby.«
    »Gute Nacht, Danny.«
    Er meinte es nur gut, und ich sollte nicht immer gleich garstig werden. Das sagte ich mir etwa ein halbes Dutzend Mal, während ich in mein Auto stieg und mich aus Dame Altairs Nachbarschaft verzog. Um es noch zu Andys Party zu schaffen, musste ich das Tempolimit kräftig überschreiten. Ich blickte auf die Uhr. Fünfzehn Minuten bis Mitternacht. Ich konnte es noch schaffen, wenn es mir gelang zu vermeiden, dass ich rausgewunken wurde.
    Menschliche Kinder verbringen ihr Leben im Sonnenlicht. Spät aufzubleiben ist gewöhnlich ein Genuss, der für besondere Gelegenheiten reserviert ist. Fae-Kinder leben nach einer anderen Uhr. Fast alle Fae sind Geschöpfe der Nacht, von den Daoine Sidhe wie meiner Mutter bis zu den Herdgeistern und Pixies. Wir mögen die Sonne nicht, und die Sonne erwidert diese Abneigung. Von Mitchs und Stacys fünf Kindern hatte nur die Älteste, Cassandra, so etwas wie einen menschenähnlichen Tagesablauf. Sie studierte im ersten Semester an der Universität von Berkeley, und unglücklicherweise fanden die meisten Kurse, die für einen Abschluss in Medizin verlangt wurden, tagsüber statt.
    Die Abneigung der Fae gegen Tageslicht machte schon die Besorgung von Andys Geburtstagsgeschenken zu einem Abenteuer. Ich hatte es mit Mühe zu einem Spielzeuggeschäft in der Stadt geschafft, kurz bevor es schloss. Dort überzeugte mich der Verkäufer, dass kein vierjähriger Junge jemals genügend Plastikdinosaurier haben konnte. Da ich erst eine halbe Stunde zuvor dem Bett entstiegen war, hätte ich mich vermutlich auch breitschlagen lassen, dem Jungen eine Kiste Plastikgabeln zu kaufen, solange das hieß, dass ich da rauskam und mir Kaffee besorgen konnte. Jetzt lagen die Dinosaurier auf dem Rücksitz in einer Tüte, die mit hüpfenden Cartoonclowns bedruckt war. Ich hasse Clowns.
    Dafür hatte ich Glück: Zu dieser späten Stunde waren die Straßen zwischen San Francisco und Colma weitgehend frei. Mit fast fünf Minuten Spielraum fuhr ich vor Mitchs und Stacys Haus vor. Vom Bürgersteig aus sah das Haus dunkel aus, still und total verlassen. In Faerie zu leben hat mir viel darüber beigebracht, wie der Schein trügen kann.
    Die Kanten des Rasens glitzerten, als ich auf das Haus zuging, und verrieten damit die Anwesenheit eines Trugbanns. Ich überschritt die Grenze, und plötzlich sprühte das Haus vor Lichtern und die Luft roch scharf nach Zucker und Fingerfarben. Feuerschalen waren überall auf Pfosten um das Anwesen montiert. Schwärme von Pixies fächelten die dünnen Flammen an, die den Zauber lebendig erhielten. Jubelgeschrei und der Glockenklang freudigen Gelächters erfüllten die Luft. Anscheinend war die Party noch in vollem Gang. Ich grinste, vergaß die Barghests und Dannys Versuche, an meinem Privatleben herumzuschrauben, und schritt voran.
    Das Seitentor war offen, einladend dekoriert mit einem Bouquet leuchtender Ballons. Ich schwenkte auf diesen Weg, duckte mich unter Wimpeln aus Krepppapier hindurch und war im Garten hinter dem Haus, wo das Chaos tobte.
    Etwa zehn Kinder verschiedenen Alters und
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