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Obduktion

Obduktion

Titel: Obduktion
Autoren: Robin Cook
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Weg stehen. Als es nun so weit war, wusste sie nicht mehr, was sie davon halten sollte. Bei Jack war es genau umgekehrt. Nachdem er sich zu diesem Versuch entschlossen hatte, wollte er es auch durchziehen, um nichts unversucht gelassen zu haben. Die Geschichte mit dem Ossuarium hatte etwas Mystisches, und er wollte das ausnutzen. Aber jetzt, da sie versuchten, eine Wunderheilung herbeizuführen, fühlte er sich albern, wie jemand, der nach Strohhalmen griff. Und so war es auch, er griff nach Strohhalmen.
    »Okay«, sagte Jack plötzlich, als er das Gefühl hatte, dass die Geschichte nun zu lange dauerte. Er zog JJ unter Jamillas Händen weg. »Das war fantastisch! Ich danke Ihnen vielmals!« Er nahm das Geld, übergab es an Jamilla und wandte sich dann zur Tür. Plötzlich wollte er nur noch hier weg und das Ganze vergessen. Ihm war klar, dass dies alles nur ein Akt der Verzweiflung gewesen war, genau wie bei den anderen hoffnungslosen Patienten, die sich in ihrer Not in die Hände der alternativen Medizin begaben. Aber der eigentliche Grund, warum Jack so schnell wie möglich zum Auto zurück wollte, war seine Befürchtung, in Tränen auszubrechen.

    »Dann wollen wir mal sehen«, sagte Dr. Urit Effron. Er gehörte zu den Mitarbeitern der Hadassah-Universitätsklinik in En Kerem in Jerusalem. »Hier haben wir die Bilder der Gammakamera. Sie werden uns verraten, warum der Urin Ihres Sohnes gestern normale Katecholaminwerte gezeigt hat.«
    Jack und Laurie lehnten sich nach vorn. Beide waren höchst angespannt. Am Vortag, nachdem sie Tsur Baher in Richtung Jerusalem verlassen hatten, waren sie zur
Notfallaufnahme des Hadassah-Hospitals gefahren. Das Erlebnis mit der Wunderheilerin hatte das Gespräch über JJs Gesundheitszustand erneut in Gang gebracht, zumal er sich seitdem völlig normal benahm. Sie wollten herausfinden, ob es im Hadassah-Hospital eine Möglichkeit gab, den Stand seiner allergischen Reaktion gegen das Mäuseprotein zu testen, um eventuell sofort nach ihrer Rückkehr endlich mit der Behandlung fortfahren zu können.
    Sie erfuhren, dass dieser Test nur im Memorial in New York durchgeführt werden konnte. Der Kinder-Onkologe, mit dem sie sprachen, bot ihnen aber an, alle ihm möglichen Bluttests durchzuführen, die Aufschluss über den aktuellen Zustand von JJs Tumoren geben konnten. Alle waren überrascht, dass die Befunde der Tests völlig normal waren. Der behandelnde Arzt hatte ihnen daraufhin vorgeschlagen, einen MIBG-Scan durchzuführen, mit dem man Neuroblastome eindeutig bestimmen konnte.
    Jack und Laurie hatten während JJs Krankheit eine Menge über diesen Test und seine Vor- und Nachteile gelernt. Sie stimmten der Durchführung zu. Sie wollten wissen, wie sich das Krankheitsbild seit der ersten Behandlung im Memorial entwickelt hatte. Nachdem am Vortag die Injektion mit dem kurzlebigen radioaktiven Jod erfolgt war, waren sie nun wieder im Hadassah-Hospital, damit der Scan durchgeführt werden konnte. In diesem Moment lieferte die Maschine ihre ersten Bilder.
    »Na, sehen Sie«, sagte Dr. Effron, »die Werte der Homovanillinmandelsäure und der Vanillinmandelsäure sind völlig normal, es gibt keine Tumore mehr.«
    Jack und Laurie sahen einander an. Keiner von beiden wollte etwas sagen, denn sie fürchteten, sie könnten aus ihrem Traum erwachen und in die Realität zurückgeholt werden. Es schien, als wäre JJ geheilt.

    »Das ist wirklich eine gute Nachricht«, sagte Dr. Effron und blickte vom Scan hoch, um sicherzugehen, dass die Eltern ihn auch gehört hatten. »Ein dreifaches Hoch auf das Memorial. Ihr Sohn ist einer der wenigen Glücklichen. «
    »Was wollen Sie uns damit sagen?«, fragte Laurie.
    »Die Entwicklung von Neuroblastomen, besonders bei sehr jungen Patienten wie Ihrem Sohn, ist schwer vorherzusagen. Sie können urplötzlich verschwinden, sich sozusagen selbst heilen, wenn Sie so wollen. Oder sie sprechen auf eine Behandlung wie diese an. Waren die Tumore bei Ihrem Sohn ausgedehnt und gestreut?«
    »Sehr stark sogar«, sagte Laurie, der allmählich dämmerte, dass das, was sie sah und hörte, kein Traum war. Keine Tumore mehr, JJ war geheilt. War es eine Spontanreaktion, wie Dr. Effron vermutete? Oder waren es die Mäuseantikörper der Behandlung im Memorial oder war es Jamilla gewesen? Laurie hatte absolut keine Ahnung, aber das spielte für sie auch keine Rolle mehr.

Bibliografie
    Während meiner Vorarbeiten an Obduktion faszinierten mich die spannende Geschichte des
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