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NYLONS: Erziehung eines Diebes: Erotische Phantasien (German Edition)

NYLONS: Erziehung eines Diebes: Erotische Phantasien (German Edition)

Titel: NYLONS: Erziehung eines Diebes: Erotische Phantasien (German Edition)
Autoren: Nora Schwarz
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hinten, die sich von der Ferse bis zum Schenkel zieht und in einer Art Öse endet.
    Die Chefin hat ein unglaubliches Fachwissen und eine Sammlung, die wahrscheinlich wirklich ihresgleichen sucht. Nicht, dass ich mich damit besonders gut auskenne, aber ich habe begriffen, dass diese Nahtstrümpfe etwas Besonderes sind. Es gibt in Europa anscheinend nur noch eine Maschine, die sie noch genauso herstellt wie damals in den Vierzigern, als alle Frauen ganz versessen auf Nylons waren. Mittlerweile, so beklagt es Frau Ulbe, tragen Frauen Nylonstrümpfe nur noch zu rein erotischen Zwecken. Keine würde so etwas unter ihrem Rock im Büro anziehen; doch es scheint mannigfaltige andere Gelegenheiten dafür zu geben. Und so bestellt die Chefin jede Woche neue Strümpfe aus aller Welt, und im Boudoir sind sie alle versammelt. Es gibt sie in jeder Größe, Form, Farbe. Natürlich trägt die Chefin jeden Tag ein Paar Nahtstrümpfe. Sie muss ihre Leidenschaft ja auch vor den Kunden leben.
    Ich sehe gerne auf meinem Monitor dabei zu, wie sie für besonders interessierte Kundinnen Schachteln öffnet und ihnen die Nylons zeigt. Dann fahren ihre Hände behutsam zwischen die Lagen von Seidenpapier, nehmen die Strümpfe heraus und breiten sie wie einen Schatz aus. Ihre Finger gleiten in die Öffnung des Strumpfs, fächern sich auf. Die Kundinnen nicken dann, streicheln vorsichtig übers Nylon und kaufen sie immer; ihnen muss nie durch den dezenten Einsatz von Lockstoffen nachgeholfen werden. Ihre Augen leuchten, doch nie so stark wie bei Beatrice Ulbe. Irgendetwas sagt mir, dass das nicht an einem gelungenen Geschäft liegt, sondern an der Ware selbst.
    In der Strumpfabteilung liegen die Schachteln mit den Nylons in geschwungenen Regalen und auf treppenartig angelegten Tischen. Sie werden von einzelnen Spots angestrahlt, damit die Kunden sehen, wie sie im Licht schimmern. Ergänzt wird dieser zart-transparente Schwerpunkt des Ladens durch Strumpfgürtel, Strumpfbänder, BHs, Brustheben, Höschen, Unterkleider, Unterröcke und Pumps. All diese Dinge sind so gefertigt, dass sie aussehen wie aus einem Edel-Cabaret des Paris der vierziger Jahre. Es gibt auch diese süßen kleinen Tassles, unter denen sich Brustwarzen verbergen lassen, aus Pailletten mit einer kleinen Troddel vorne dran. Mit anderen Worten – das Boudoir ist ein Paradies für Frauen, die es exquisit wollen.
    Ich kann schon verstehen, warum mein Leben mich nicht dazu befähigt hat, in einem solchen Laden zu arbeiten, sondern im Hinterzimmer die Monitore zu überwachen. Ich bin einfach zu grobschlächtig für diese zarten Schächtelchen, das feine Licht und die edle Ware. Und erst recht für Leute, die Beatrice Ulbe als die Verkörperung all dessen ansehen, was es im Boudoir zu kaufen gibt. Die Chefin sieht jeden Tag wie aus dem Ei gepellt aus, wie. Nicht irgendein Ei. Sondern das Ei eines Paradiesvogels von einem anderen Stern. Sie kombiniert bodenlange, hochgeschlitzte Röcke mit ledernen Korsagen. Trägt schimmernde, strenge Kostüme zu durchsichtigen Blusen, die ihren BH zeigen. Ihre stets bestrumpften Beine stecken in halsbrecherisch hohen Pumps mit Riemchen, Schleifen und Metallschnallen. Sie trägt Hüte mit winzigen Schleiern und eine strenge Brille. Dabei sieht sie niemals verkleidet aus, sondern wie eine Frau aus einer anderen Zeit, die herbeigeeilt ist, um ihren Kundinnen zu zeigen, was Stil und wahre Eleganz sind.
    Neben Frau Ulbe wirke ich wie ein ausgestopfter Maulwurf mit Piercingringen.
    Aber gut, die Chefin weiß, dass sie jemanden wie mich braucht.
    Denn es ist einfach unglaublich, was im Boudoir alles geklaut wird.
    Es kommt oft vor, dass Leute sich ausgiebig umschauen, alles anfassen, einen Berg Dessous anprobieren und am Ende eine Tube Edelgleitgel an der Kasse bezahlen. Bei vielen von ihnen komme ich ins Spiel: Ich rufe vorn an der Kasse an und informiere Frau Ulbe oder Tamara, die Kassiererin. Dann wird der Langfinger zur Rede gestellt. Und wenn er oder sie nicht auspackt, geht’s ab ins Hinterzimmer. Darum ist es gut, dass der Ladendetektiv eine Frau ist, auch wenn ich auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussehe. Ich muss dann dafür sorgen, dass die Diebin ihre Tasche auspackt, und wenn nötig, noch mehr. Und siehe da: Unter dem Jackett oder dem Pullover kommt dann ein „versehentlich“ angelassener Spitzen-BH zum Vorschein, unter der Jeans – „Ach, wie konnte mir das passieren, ich bin so vergesslich im Moment …“ – ein teures
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