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NYLONS: Erziehung eines Diebes: Erotische Phantasien (German Edition)

NYLONS: Erziehung eines Diebes: Erotische Phantasien (German Edition)

Titel: NYLONS: Erziehung eines Diebes: Erotische Phantasien (German Edition)
Autoren: Nora Schwarz
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die Ecke. Aber dann müsste ich durch den Laden gehen, und das wiederum sieht meine Chefin nicht gerne.
    Ich passe nicht in dieses Geschäft. Dafür umso besser in sein Hinterzimmer.
    Es stimmt schon. Einmal habe ich es um die Mittagszeit probiert – und die wenigen, ausnahmslos ziemlich schicken Kunden haben doch ziemlich erschrocken geschaut.
    „Vera, Sie dürfen tun, was Sie wollen“, hat meine Chefin gesagt. Ihr Name ist Beatrice Ulbe. Ist das nicht ein herrlicher Name? So weich, so verträumt, wie aus einem Buch … allerdings fuhr sie wenig kuschelig fort: „Sie können sich gerne auch noch das andere Nasenloch piercen lassen, rasieren Sie sich eine Glatze, tragen Sie noch mehr Leder, das interessiert mich alles nicht. Aber ich will, dass Sie niemand in diesem Aufzug sieht. Wir sind hier nicht auf der Reeperbahn. Da ist das vielleicht normal – aber nicht in Wiesbaden, Schätzchen.“
    Dieser sehr vehementen Bitte folgte ein kleiner, verständnisvoller Klaps ihrer perfekt manikürten Finger auf meine Wange. Die Farbe ihres Nagellacks heißt Rouge Volupté. Das Wort passt zu Madame. Es passt zu ihrer ausladenden Sanduhrfigur und ihrem geschwungenen Mund.
    Nach dieser Zurechtweisung maß Beatrice Ulbe mein Outfit mit einem langen, fragenden Blick. Dass es ihr nicht gefällt, war mir von Anfang an klar. Aber sie hat nie etwas gesagt. An diesem Tag wollte sie beim Anblick von Nietengürtel und ausgefranstem T-Shirtwissen: „Vera, sagen Sie, wie alt sind Sie doch gleich?“
    Ich sagte es ihr. Sie nickte vorsichtig. Ihre moosgrünen Augen streiften mich, als wären es kleine verirrte Wesen, die fürchten, sich in einem dornigen Wald zu verletzen.
    „Nun, Sie halten die Vorlieben Ihrer Jugend also immer noch hoch?“
    Ich sah sie verständnislos an.
    „Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, Vera. Aberich persönlich finde Ihre Art, sich zu kleiden, etwas … nun, grundlos garstig. Sie sind doch so eine schöne, strahlende junge Frau.“
    Fast hätte ich mich an meiner eigenen Sprachlosigkeit verschluckt. Aber ich meinte nur ausweichend: „Naja, Sie wissen ja, was man über die zweite Haut sagt. So kleide ich mich, weil ich mich so fühle.“
    Die Chefin nickte wieder, halb verständnisvoll, halb mitleidig. Und bevor sie das Gespräch beendete, strich ihre Hand über meine mit Buttons und Patches verzierte Lederjacke wie über ein krankes Haustier. „Das glaube ich Ihnen, Vera. Aber es entspricht nicht dem, was Sie sein könnten.“
    Ich hätte sie gerne noch gefragt, was sie damit meinte. Bei jedem anderen hätte ich einen solchen Spruch anmaßend gefunden, sogar arrogant. Aber bei meiner stets enigmatischen Chefin löste er in mir sogar eine kleine Sinnkrise aus. Was hatte sie damit gemeint? Und warum nur beschäftigt mich diese kleine Andeutung seitdem so sehr?
    Zugegeben, ich könnte mich gedemütigt fühlen, aber ich tu’s nicht. Es ist alles ganz okay so.
    Ich sitze im Hinterzimmer eines sehr exklusiven, sehr teuren Geschäfts in Wiesbaden und soll mit meinem Aufzug nicht durch den Verkaufsraum laufen. Aber meine Aufgabe macht diese kleine Einschränkung mehr als wett: Ich überwache die Langfinger. Man sollte ja nicht denken, dass in einem so teuren Etablissement geklaut wird, aber es ist so. Und wie.
    Irgendwie ist es lustig: Die meisten von ihnen können sich das, was sie mitgehen lassen, spielend leisten; sie verdienen so viel Geld, wie ich es eigentlich tun sollte, wenn mein alter Lebensplan aufgegangen wäre. Das kann nur einen Sinn haben. Es soll ja Leute geben, die das Stehlen von Sexspielzeugen als erotischen Kick sehen. Nur so lässt sich erklären, dass es wirklich nicht wenige sind, die mir meine Daseinsberechtigung in Frau Ulbes Hinterzimmer garantieren.
    Immerhin zahlt die Chefin mir für jeden überführten Ladendieb einen Bonus. Sie ist großzügig. Manchmal schenkt sie mir auch Dinge, schöne Dinge. Duftende Badeöle, Bildbände, edle Pralinen, Eintrittskarten fürs Museum. Lauter Sachen, die nicht in mein Leben passen. Aber es sind Geschenke von ihr. Wie könnte ich sie verschmähen?
    Vielleicht denkt sie, dass ich sonst versauere in meinem Hinterzimmer? Dort gibt es nichts außer einem großen Tisch, dem bequemen Drehsessel, einem Regal mit Ordnern und einem Telefon. Aber das eigentlich Interessante spielt sich ja auf den Bildschirmen ab.
    Da läuft eine ältere, aufgetakelte Dame zielstrebig zu dem Tisch mit den Bildbänden und nimmt sich … ja tatsächlich, sie nimmt sich The Big
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