Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
ja auch der Grund, weshalb er immer noch mit solch glühender Leidenschaft an der Brennerei hing.
    Selbst an diesem Tag, da für ihn so viel auf dem Spiel stand, hatte er wie gewohnt nach getaner Arbeit seinen Rundgang über das Brennereigelände gemacht. Jetzt verschloss er den Bottich wieder und ging über den Stahlgittersteg zur Treppe. Seine Schritte hallten in dem weiten Gewölbe wider. Er trat ins Freie, schloss die Tür des Gebäudes hinter sich ab und blieb dann einen Augenblick im Hof stehen, um den Blick über sein Reich schweifen zu lassen.
    Für Mitte Mai war es hier oben in den Highlands ein relativ milder Tag gewesen, und jetzt, am Spätnachmittag, hielt die Luft immer noch die Wärme der Sonne. Vor ihm fiel der Rasen sanft bis zu dem Haus ab, das sein Ururgroßvater erbaut hatte, ein Zeugnis viktorianischer Romantik aus behauenem Stein. Er wandte sich zu dem Gebäude um, das er soeben verlassen hatte. Zur Linken stand das Lagerhaus, das einst den riesigen Malzboden beherbergt hatte, mit den beiden charakteristischen Pagodendächern, die zur Belüftung der Darren gedient hatten; zur Rechten das Brennhaus mit den kupfernen Destillationskesseln und die stillgelegte Mühle. Zwar war hier seit den frühen Sechzigerjahren keine Gerste mehr gemahlen worden, doch Donalds Vater hatte das Mühlrad wieder instand gesetzt, und das Wasser plätscherte fröhlich über seine Schaufeln. In dem Gebäude war jetzt das Besucherzentrum der Brennerei untergebracht.
    Die Mühle wurde von dem Bach gespeist, der von den Ausläufern der Cairngorms herabfloss und wenig später in den nahen Spey mündete. Doch das Wasser, das für den Whisky verwendet wurde, kam aus der Quelle, die aus den sanft gewellten Wiesen auf dem Brennereigelände sprudelte. Bei der Whiskyherstellung kam der Qualität des Wassers eine entscheidende Bedeutung zu, und es bildete mit das wichtigste Kapital einer jeden Highland-Brennerei.
    Der Brodie, der die Brennerei
Benvulin
getauft hatte, musste eine rege Fantasie besessen haben –
ben
war schließlich eine Variante des gälischen Wortes
beinn
, das Berg oder Hügel bedeutete. Der zweite Teil des Namens,
vulin –
abgeleitet vom gälischen
mhoulin
für
Mühle
 –, war dagegen schon etwas zutreffender.
    Morgen würde er Hazel hierher locken – eine ziemlich direkte Methode, sie an ihre Herkunft zu erinnern und an das, was er ihr zu bieten hatte, doch die indirekten Methoden hatte er allmählich gründlich satt. Die Anrufe, die Briefe, die spontanen Verabredungen zum Essen in verschwiegenen Londoner Restaurants, bei denen sie beide um ihre wahren Gefühle herumgeredet hatten; all dies hatte seinen Sinn gehabt, aber nun war es an der Zeit, dass Hazel sich der Wahrheit stellte. Seine Freunde, John und Louise Innes, hatten ihren Teil dazu beigetragen, Hazel herzulocken, indem sie den Wochenend-Kochkurs arrangiert hatten. Aber nun war die Reihe an ihm – und zwar schon sehr bald, wie ihm ein Blick auf die Uhr verriet. Sein Puls beschleunigte sich.
    Das Handy an seinem Gürtel vibrierte. Er zog es aus der Halterung und las die angezeigte Nummer. Alison. Verdammt! Er zögerte einen Moment, dann ließ er es klingeln, bis der Anruf auf die Mailbox weitergeleitet wurde. Wenn es eine Komplikation gab, die er an diesem Wochenende absolut nicht brauchen konnte, dann war es die Sache mit Alison. Er hatte ihr gesagt, er habe einen geschäftlichen Termin – und das stimmte ja auch. Er würde sich mit Heather treffen, der Geschäftsführerin der Brennerei, die wiederum darauf bestanden hatte, Pascal Benoit dazu einzuladen, den Franzosen, dessen Konzern nur darauf wartete, Benvulin zu übernehmen. Gewiss, er konnte Alison nicht auf unbestimmte Zeit vertrösten, aber auf ein paar Tage mehr oder weniger kam es wohl nicht an – und dann würde er einen Weg finden, sie ein für alle Mal loszuwerden.
    Mit solchen Gedanken steuerte er fröhlich pfeifend auf das Haus zu, um sich für den Abend frisch zu machen.
    Tim Cavendish setzte sich an den Schreibtisch seiner Frau und machte sich daran, die Schubladen zu durchsuchen. Er ging gerne systematisch vor, und seine Zeit war begrenzt, da Holly, die mit ihren vier Jahren jeden Vorschlag, doch einen Mittagsschlaf zu machen, mit Entrüstung von sich wies, bestimmt bald aufwachen würde. Er sagte sich, dass er hier nur einen Job erledigte; ein Projekt, an das er herangehen konnte wie an jedes andere. Ja, er konnte sich sogar einreden, dass er nur etwas suchte – einen verlegten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher