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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep
Autoren: Deborah Crombie
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auszuspannen, dann du«, erwiderte Hazel mit ihrer gewohnten Herzlichkeit.
    Im Herbst des Vorjahres war Gemma zur Detective Inspector der Metropolitan Police befördert und zum Revier Notting Hill versetzt worden. Die lang ersehnte Beförderung hatte allerdings ihren Preis gehabt. Nicht nur hatte sie längere Arbeitszeiten und eine größere Verantwortung mit sich gebracht, sondern auch den Abschied von Scotland Yard und damit das Ende ihrer Zusammenarbeit mit Superintendent Duncan Kincaid, ihrem Lebensgefährten, mit dem sie seit Weihnachten auch unter einem Dach zusammen wohnte.
    »Erzähl mir doch noch mal, was uns da oben so erwartet«, forderte Gemma Hazel auf. Vor einer Woche hatte Hazel angerufen und Gemma ganz unvermittelt gefragt, ob sie sie übers Wochenende zu einem Kochkurs in den schottischen Highlands begleiten würde.
    »Ich weiß, es ist ziemlich kurzfristig«, hatte Hazel gesagt, »aber es sind insgesamt nur vier Tage. Wir fahren am Freitag rauf und kommen am Montag zurück. Was meinst du, kannst du freibekommen? Du hast doch seit Ewigkeiten keinen Urlaub mehr gemacht.«
    Gemma hatte die unausgesprochene Botschaft verstanden. Hazel, die nicht nur ihre Freundin, sondern auch eine erfahrene Therapeutin war, fürchtete, dass Gemma sich noch nicht ganz von ihrer Fehlgeburt im Januar erholt haben könnte.
    Es war wahrhaftig ein schwerer Winter gewesen. Die Tatsache, dass es sich um eine ungeplante Schwangerschaft gehandelt hatte, die zu akzeptieren Gemma nicht leicht gefallen war, hatte den Verlust des Babys nur umso schrecklicher gemacht; und auch rein körperlich hatte sie sich nicht so schnell erholt, wie sie vielleicht gehofft hatte. Aber als der Frühling gekommen war, hatte sie neuen Lebensmut und neue Energie geschöpft; und wenn sie immer noch zuweilen mitten in der Nacht aufwachte, weil eine quälende Traurigkeit ihr das Herz einschnürte, dann sprach sie mit niemandem darüber.
    »Es ist ein nettes kleines Anwesen, das sich Innesfree nennt«, erklärte Hazel. »Ein Wortspiel – der Eigentümer heißt nämlich Innes.«
    »Nette Idee – nur das falsche Land. Die Insel Innisfree liegt schließlich in Irland.«
    Hazel lächelte. »Es ist nicht weit vom Ufer des Spey gelegen, am Fuß der Cairngorm Mountains. Laut Prospekt ist John Innes auf dem besten Wege, sich als Gourmet-Koch einen Namen zu machen. Wir können uns glücklich schätzen, einen Platz in einem seiner Kochkurse ergattert zu haben.«
    »Du weißt doch, dass ich dir in der Hinsicht nicht das Wasser reichen kann«, wandte Gemma ein. Sie dachte an die diversen kleinen Katastrophen, die ihr in der Küche des Hauses in Notting Hill widerfahren waren, das sie mit Duncan bezogen hatte. Den alten Ölherd hatte sie trotz Hazels hilfreicher Ratschläge noch immer nicht so recht im Griff.
    »Der Kurs ist angeblich ganz individuell ausgerichtet«, versicherte Hazel ihr. »Und wir können bestimmt auch sonst viel unternehmen. Am Fluss spazieren gehen, abends ein Gläschen am Kamin…«
    »Klingt ja sehr romantisch.«
    Einigermaßen überrascht beobachtete Gemma, wie Hazel errötete und sich abwandte. »Ja, das ist es wohl«, murmelte sie, indem sie sich zurücklehnte und die Augen schloss.
    Gemma betrachtete ihre Reisegefährtin. Sie bemerkte die Flecken von verlaufener Schminke unter den dichten schwarzen Wimpern, die ungewohnt hohlen Wangen, die ihre ausgeprägten Wangenknochen noch stärker hervortreten ließen. Einen Augenblick lang fragte sich Gemma, ob Hazel vielleicht krank war, doch sie verwarf den Gedanken ebenso rasch, wie er ihr gekommen war. Hazel – Therapeutin, perfekte Ehefrau und Mutter und dazu noch eine ausgezeichnete vegetarische Köchin – war der gesündeste und ausgeglichenste Mensch, den Gemma je kennen gelernt hatte. Sicherlich war sie nur etwas übermüdet, und das erholsame Wochenende in Schottland war genau das Stärkungsmittel, das sie brauchte.
    Donald Brodie hob ein Segment der schweren Holzabdeckung des Maischbottichs an und sog das berauschende Aroma des in heißem Wasser eingeweichten Gerstenmalzes ein. Dieser Teil der Whiskyherstellung hatte ihn schon als kleines Kind fasziniert. Sein Vater hatte ihn hochheben müssen, damit er in die schaumigen Tiefen des Kessels hinabblicken konnte. Und noch immer fand er es verblüffend, wie aus dieser Flüssigkeit, einem Gemisch aus heißem Wasser und gemahlener, getrockneter Gerste, ein so edles und feines Endprodukt wie Malt Whisky entstehen konnte. Aber vielleicht war das
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