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Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Titel: Nur wenn du mich hältst (German Edition)
Autoren: Susan Wiggs
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der Landebahn aufsetzte. Blinzelnd betrachtete sie die graue Winterlandschaft vor dem Fenster und wurde erneut von Bedenken gepackt. Einfach von der Party zu verschwinden und direkt zum Flughafen zu fahren, eine erfolgreiche Karriere, einen miesen Freund und ihr ganzes Hab und Gut hinter sich zu lassen, war vermutlich nicht die beste Idee gewesen, die sie je gehabt hatte. Vielleicht war es ein wenig extrem, vor der Katastrophe in L.A. ausgerechnet in die Kleinstadt zu flüchten, in der ihre verwitwete Mutter lebte.
    Trotzdem. Manchmal musste ein Mädchen einfach seinen Instinkten folgen, und letzte Nacht hatte ihr Instinkt sie gedrängt, abzuhauen. Oft schon hatten sich solche impulsiven Entscheidungen im Rückblick als falsch erwiesen; sie hatte sich bereits mehrmals tausend Gedanken über eine Sache gemacht, die sich im Nachhinein als gar nicht so schlimm herausstellte. Dieses Mal jedoch war es anders. Unter dem Schock, der Panik, der Demütigung und der Enttäuschung drängte noch etwas an die Oberfläche – Entschlossenheit.
    Sie würde das durchstehen.
    Kim straffte die Schultern, ertrug tapfer die arktische Kälte auf dem Weg zum winzigen Flughafengebäude und ging direkt in den Wartebereich. In einem war sie wirklich gut – darin, vollkommen ruhig und gelassen zu erscheinen. So gut sogar, dass sie sich selbst fast glaubte. Niemand, der sie so sah, würde vermuten, dass sie kurz davor war, loszuschreien und nicht mehr aufzuhören.
    Der Wartebereich lag in einem zugigen, höhlenartigen Aluminiumgebäude, das zu einem Windkanal wurde, sobald jemand die Tür öffnete. Kim legte ihre juwelenbesetzte Abendtasche auf den Tresen. Sie war ein Weihnachtsgeschenk von Lloyd und mehrere Tausend Dollar wert, aber wenn sie hineinschaute, sah sie nur, wie klein sie war, wie leer. Es befand sich lediglich ihr verbliebener Diamantohrring darin, das Geschenk eines Eishockeyspielers, mit dem sie vor Lloyd ausgegangen war. Es würde ihr nicht fehlen, die Ohrringe nicht mehr zu tragen, denn sie waren sowieso viel zu schwer und unbequem. Außerdem enthielt die Tasche einen Lippenstift und eine Tube Concealer, eine Platinkarte von American Express, ihren Führerschein und ein Bündel Bargeld, das sie am Flughafen über ihre Amex-Karte am Geldautomaten gezogen hatte. Dafür würde vermutlich eine exorbitante Gebühr fällig werden, aber darüber konnte sie sich jetzt keine Gedanken machen. Es gab größere Schwierigkeiten, die es zu bewältigen galt.
    Sie biss die Zähne zusammen, holte ihr Handy heraus und zögerte wie schon zuvor. Das Telefon einzuschalten bedeutete anzuerkennen, was in der vergangenen Nacht vorgefallen war, aber es ausgeschaltet zu lassen würde ihre Probleme auch nicht lösen. Also reckte sie das Kinn und drückte auf die entsprechende Taste. Wie erwartet hatte sie eine ganze Reihe entgangener Anrufe. Sie scrollte die Nummern durch, hörte sich die dazugehörigen Nachrichten auf der Mailbox jedoch nicht an. Sie wusste, das meiste waren irgendwelche Tiraden von Lloyd und seinem Manager, von seinen Coaches, seinen Mannschaftskollegen und seinen Eltern. Guter Gott, der Mann war dreißig Jahre alt und ging nicht mal zur Toilette, ohne sich vorher mit seiner Mom und seinem Dad zu beraten.
    Diese Seite an ihm würde sie definitiv nicht vermissen. Sie würde gar keine Seite von ihm vermissen, nicht einmal sein Geld, seinen Status, sein Aussehen oder seinen Ruf. Nichts davon war ihr Herz wert. Oder ihre Selbstachtung.
    Während sie auf den kleinen Bildschirm starrte, kam das Signal für einen niedrigen Akkustand, dann wurde das Display dunkel. Umso besser, schoss es ihr durch den Kopf. Wobei sie diesen einen Anruf wirklich dringend tätigen musste.
    Sie schaute sich nach einem öffentlichen Telefon um. Das einzige, das sie sah, stand ungefähr fünfzig Meter entfernt draußen auf der gefrorenen Tundra, die den Parkplatz darstellte. Bitte nicht, dachte sie und ging zum Tresen. „Entschuldigen Sie“, sprach sie das Mädchen, das dahinter saß, an. „Gibt es hier drinnen ein Münztelefon? Der Akku meines Handys ist leer.“
    „Ortsgespräch?“
    „Ja.“
    Die junge Frau musterte ihr Outfit und zeigte auf einen Apparat an der Wand, um den lauter Post-it-Zettel klebten. „Bedienen Sie sich.“
    Kim betrachtete ihren Finger, der die Ziffern eintippte, als gehöre er einer Fremden. Zu ihrem Entsetzen zitterte sie unkontrolliert und schaffte es kaum, die richtigen Tasten zu treffen. Nach ein paar Fehlversuchen hatte sie
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