Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur genießen - erotische Kurzgeschichten nicht nur für Schwule (German Edition)

Nur genießen - erotische Kurzgeschichten nicht nur für Schwule (German Edition)

Titel: Nur genießen - erotische Kurzgeschichten nicht nur für Schwule (German Edition)
Autoren: Laurent Bach
Vom Netzwerk:
der Toilette.“
    Er konnte nicht abschätzen, was sie dachte. Das hatte er nie gekonnt. Sie
lächelte unmerklich, dann ergriff sie seine Hand und zog ihn fort. Überrascht
folgte er ihr durch die Empfangshalle. Ihr Gesicht war ruhig und sanft. Sie
schritt leichtfüßig die Treppe hinauf. Er betrachtete das Spiel ihrer Muskeln
im tiefen Rückenausschnitt und spürte eine ziehende Sehnsucht in seinem Leib.
Im Flur gingen sie nebeneinander her. Er fragte nicht, warum sie ihn immer
wieder heimlich von der Seite anschaute. Vor einer Zimmertür stoppte sie und
legte ihm die Hand auf die Brust, so wie Oliver. Sein Herz klopfte.
    „Ich habe uns ein Zimmer bestellt“, sagte sie.

 
 
 
Transhumance

 
    „ Merde ,
pass doch auf, Stephane.“
    „Muss jetzt Schluss machen, bis bald“.
    Stephane drückte auf den Knopf mit dem roten Hörer, dann sprang er in den
Wald hinein, begleitet vom Hund, der an ihm vorbei flitzte und den fünf
Schafen, die den Herdenverband verlassen hatten in die Hinterbeine biss.
    „ Hej , hej “, rief
Stephane gelassen. Die Tiere drängten sich aneinander, scheuten kurz vor dem
Graben, doch dann durchstiegen sie ihn und kehrten auf den geschotterten Weg
zurück.
    „Du mit deinem portable “, knurrte Alphonse.
    Stephane erwiderte nichts, Dominics Stimme klang noch in seinen Ohren.
Seine Hand glitt noch einmal in die Jackentasche und umfasste das kühle Gehäuse
des Telefons. Währenddessen überholte er Schritt für Schritt die Schafherde,
bis er an ihrer Spitze war und mit Alphonse seine Schützlinge anführte. Er
spürte das Display, die kleinen Tasten, die im Dunkeln so bunt leuchteten. Es
war ein bereits älteres Modell, er konnte sich noch keines der neuen Smartphones leisten. Immerhin hielt er Kontakt mit der
anderen Welt und hörte abends noch Musik. Nur noch einen Tag, dann würde er
jeden Tag Musik hören und ihn sehen, ihn umarmen und küssen und dieses Mal
vielleicht auch ….
    „Lucille!“ rief Alphonse und pfiff einen der Hunde heran.
    Stephane trottete voran, eingelullt vom Trappeln, Stampfen, Blöken,
Hecheln, dem Klirren von Steinchen, Alphonses Stock, der im Takt knallte,
vereinzeltem Vogelgezwitscher und dem flüchtigen Sirren von Flugzeugen, die
offensichtlich nach Montpellier unterwegs waren. Er seufzte. Morgen war der
Abschluss der Transhumance , die Sommerweide in den
Cevennen war für dieses Jahr beendet. Die Herden wurden zu ihren Besitzern
gebracht und abends gab es ein Fest im Dorf. Dort würde er ihn wieder sehen.

 
    Am Abend streckte Stephane sich im Bett des Gästezimmers aus, zappte sich durch die Kanäle und genoss die Aussicht,
morgen wieder im eigenen Zimmer schlafen zu können. Anstatt der Geräusche der
wiederkäuenden Schafsmäuler hörte er nun Stimmengewirr, Musikbruchstücke,
Wortfetzen, er sah die Darsteller einer Soap , einen
Reporter in Nordafrika, einen Clip auf Viva. Werbung setzte ein. Verärgert
stellte Stephane den Ton aus. Er war eingeschlafen, bevor die Frau auf dem Bildschirm
ihre duftende und porentief reine Kleidung auf der Wäscheleine hängen hatte.
Das portable hielt er an sich
gedrückt, Dominics Foto leuchtete. Er lächelte. Es war ein Schnappschuss
gewesen von der Party in der Garage eines Kumpels. Dort hatte er ihn zum ersten
Mal gesehen und zack - plötzlich wusste er, dass er nicht allein war. Allein
mit der quälenden Gewissheit, dass er sich nichts aus Mädchen machte. Allein
mit der Angst, die anderen würden von seinem Geheimnis erfahren. Aber jetzt war
alles gut - Dominic war da und würde auf ihn warten.

 
    Das Frühstück hatte er ungeduldig zu sich genommen. Er konnte es kaum
erwarten, vom Pass aus das Dorf zu sehen. Der Morgen war kühl, Nebelbänke
hingen im Tal und verbargen die hintereinander gestaffelten Kämme der südlichen
Cevennen, die sie bereits hinter sich gelassen hatten. Die Schafe trappelten,
blökten, sie schissen und pinkelten, sie husteten, kauten und humpelten, sie
knabberten am Wegesrand, kurzum – sie atmeten, lebten und existierten ungerührt
vor sich hin. Stephan schob einige von ihnen an die Seite, um Platz zu schaffen
und setzte sich zum zweiten Imbiss auf einen Baumstamm. Er legte den schweren
Rucksack ab. Während er das letzte Stück Brot kaute, untersuchte er die
Hinterläufe eines Tieres. Die Hunde verfolgten seine Bewegungen eifersüchtig
und stellten sich in Schlange an, um ihren Teil an Liebkosungen zu empfangen.
Alphonse trank Kaffee aus einer Thermoskanne und blickte in die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher