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Nur ein Hauch von dir

Nur ein Hauch von dir

Titel: Nur ein Hauch von dir
Autoren: S. C. Ransom
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mich total.
    »Hallo. Das hier hab ich unten am Fluss im Sand gefunden, und ich weiß nicht, ob ich das bei Ihnen abgeben muss.« Ich ließ den Armreif in das Schubfach unter der dicken Glasscheibe fallen.
    Er stöhnte, sah mich kurz an und fischte den Armreif auf seiner Seite heraus. Er ließ ihn an seinen Wurstfingern baumeln und fragte mit gelangweilter Stimme: »Haben Sie eine Ahnung, junge Dame, wie viel Papierkram es mich kostet, eine Fundsache aufzunehmen?«
    »Äh, nein, nicht so richtig«, murmelte ich und fragte mich, ob er überhaupt eine Antwort hören wollte.
    »Sieht für mich wie Tinnef aus«, verkündete er mit entschiedener Stimme. »An Ihrer Stelle würde ich es behalten.« Er ließ den Reif zurück in die Lade fallen und schob sie wieder auf meine Seite.
    »Sind Sie sicher?« Für mich sah er echt aus und wertvoll noch dazu.
    »Aber ja, so Zeug kriegen wir ständig gebracht. Alles Schrott.« Der Beamte zwinkerte mir zu. Ich verstand den Hinweis.
    »Vielen Dank. Tut mir leid, dass ich Ihnen Mühe gemacht habe.« Ich schnappte mir den Armreif, steckte ihn zurück in meinen Rucksack und lächelte den Polizisten an.
    Grace stand bereits an der Tür und wippte ungeduldig mit dem Fuß. »Komm schon«, drängte sie. »Sonst haben wir keine Zeit mehr, dass du dich umziehst, bevor der Zug kommt.«
    Auf dem Bahnhofsklo positionierte Grace sich so vor dem Eingang, dass niemand reinkommen konnte, und gab mir die Tüten. Es war so schlimm, wie ich es mir vorgestellt hatte, doch nach einem Blick in den schmuddeligen Spiegel musste ich zugeben, dass ich okay aussah. Bis auf meine Füße – die total verschlammten blauen Chucks, die ich trug, passten nun wirklich nicht zu dem Flatterkleid aus Chiffon und dem süßen asymmetrischen Cardigan. Mit kritischem Blick betrachtete mich Grace von oben bis unten.
    »Nicht schlecht«, meinte sie, »nur die Schuhe gehen nicht. Aber zum Glück hab ich eine Geheimwaffe.« Sie zog eine weitere Tüte aus ihrem kleinen Rucksack und warf sie mir zu. In der Tüte steckten glitzernde Flip-Flops, die super zu den Knöpfen des Cardigans passten.
    »Vergiss es!«, protestierte ich, »ich trage nie Flip-Flops, nicht mal am Strand.«
    »Na, dann fängst du jetzt eben damit an«, verkündete sie energisch. »Außerdem sind die Turnschuhe da genauso verdreckt wie deine Jeans.« Natürlich hatte sie recht.
    »Und ich bin mir sicher, Rob wird dein verändertes Outfit sehr zu schätzen wissen.« Grace grinste dreckig.
    »Der erkennt mich doch überhaupt nicht«, maulte ich, doch ich musste zugeben: Ich sah nicht schlecht aus. Vielleicht war das der Schubs, den er brauchte.
    »Jetzt noch deine Frisur«, sagte Grace, zog mir die Klammern und Reifen aus dem Haar und ließ es mir bis zur Taille fallen. »Absolut umwerfend!«, verkündete sie, während der Zug in den Bahnhof donnerte und wir unsere Tüten zusammenklaubten. »Ich denke mal, du wirst einen unvergesslichen Abend erleben.«
     
    Die Glitzer-Flip-Flops waren wirklich nicht die beste Fußbekleidung, um damit eine längere Strecke zu Fuß zu bewältigen. Als ich die Stufen zu der Kneipe in Richmond hochhumpelte, nahm ich Grace das Versprechen ab, mir für den Heimweg meine Chucks wiederzugeben.
    »Ohne Fleiß kein Preis.« Sie grinste mich an, als wir schließlich am Tresen standen.
    »Es ist völlig sinnlos,
absolut umwerfend
auszusehen, wenn ich das nicht hinkriege, ohne ständig umzuknicken«, motzte ich. »Ich hoffe nur, dass die anderen bald kommen, damit ich mich setzen kann.«
    Wir hatten Glück: Wir hatten den besten Tisch im Lokal erwischt, den am großen Fenster über dem Fluss. Heute Abend würde sich eine große Gruppe hier zusammenfinden. Wir hatten alle unsere Prüfungen hinter uns und in den letzten paar Wochen des Schuljahrs vor der großen Sommerpause nur noch ein paar Ausflüge und Unterrichtsstunden auf dem Plan. Es war eine Menge harter Arbeit gewesen, und wir waren alle erleichtert, dass das fürs Erste vorbei war.
    Für diesen Abend hatten wir geplant, uns in der Kneipe zu treffen, dann den neuen James-Bond-Film auf einer richtig großen Leinwand anzusehen und danach zu versuchen, in Richmonds einzigen Club reinzukommen. Der war zwar fürchterlich eng, und die Getränke waren abartig teuer, doch es war nun einmal der einzige Club, der für uns in Frage kam. Ich war noch nicht so überzeugt davon, dass wir es schaffen könnten, uns dort reinzumogeln, da die meisten von uns noch zu jung waren, aber wir waren alle
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