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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir
Autoren: Anne Wall
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Silke kalt. »Ich war froh, als ich dich nicht mehr sehen musste.«
    »Du musst mich ja nicht sehen.« Marina trat hinter Silke. »Ich kann dir auch so zeigen, wie man die Stöcke richtig hält.« Sie griff um Silke herum und legte ihre Hände auf Silkes.
    Silke hielt den Atem an. Diese plötzliche Nähe ließ ihr Herz schneller schlagen, was für sie völlig unvorbereitet kam.
    Leise lachend streiften Marinas Lippen wie versehentlich Silkes Ohr. »Okay. So müsste es gehen.«
    Silke konnte keinen klaren Gedanken fassen und verstand nicht, was da in ihr vorging. Das war genau das, was sie nicht mehr wollte. Warum reagierte sie dann so heftig auf Marinas Berührungen? »Lass das.« Sie entfernte sich einen Schritt von Marina und hatte das Gefühl, endlich wieder freier atmen zu können. »Ich will das nicht. Davon habe ich die Nase voll.«
    Marina kam zu ihr und blickte ihr ins Gesicht. »So heftig? Was ist passiert?«
    »Nichts.« Silke kniff die Lippen zusammen. »Jedenfalls nichts, was dich etwas angeht. Also lass mich in Ruhe.« Sie lief schnell los.
    Marina folgte ihr mit Leichtigkeit. »Das hat nichts mit mir zu tun«, stellte sie fest. »Deine Freundin?«
    »Ich habe keine –« Silke brach ab. Was ging das Marina an? »Mehr«, fügte sie dennoch hinzu.
    »Und es ist noch nicht lange her, oder?« Marina nickte. »Kenn ich.«
    »Hat sie dich auch –?« Silke biss sich auf die Zunge. Sie interessierte sich nicht für Marina. Nicht für Marina, nicht für ihre Freundinnen und nicht dafür, ob sie sie betrogen hatten. Für gar nichts, was Marinas Leben betraf.
    »Was?«, fragte Marina. »Betrogen? Verlassen? Das ist nichts Besonderes. So was kommt öfter vor.«
    »Und es macht dir gar nichts aus?« Zumindest schien es so.
    »Nein, warum?« Marina schüttelte den Kopf. »Dieses ganze Gefühlskarussell ist nichts für mich. Ich weiß, was ich will, und meistens bekomme ich es. Manchmal nicht, aber so ist das Leben.«
    »Gut, dass du das kapierst«, sagte Silke. Langsam wurde ihr die Luft knapp, weil sie so schnell lief, »denn ich gehöre in die Kategorie Manchmal .«
    »Da bin ich nicht so sicher.« Marina überholte sie und verstellte ihr den Weg. »Und jetzt solltest du mal eine Pause machen. Du bist ja schon ganz außer Atem.«
    »Wann ich Pause mache, hast du nicht zu bestimmen!« Während sie diese Worte hervorstieß, stützte Silke sich auf ihre Stöcke und atmete schwer.
    »Du musst nicht vor mir weglaufen«, sagte Marina ruhig. Sie schien überhaupt nicht außer Atem zu sein. »So schlimm bin ich gar nicht.«
    »Das will ich überhaupt nicht wissen!«, fauchte Silke. »Und ich laufe nicht weg.«
    »Nein, gar nicht.« Marina lachte. »Du trainierst nur für die olympischen Spiele.«
    »Silke! Bist du hier irgendwo?«
    Am liebsten hätte Silke laut aufgeschrien vor Erleichterung. Klaus und Yvonne kamen um die Ecke.
    »Ja, hier!«, rief sie, hob einen Stock und winkte.
    »Du musst ja ein Tempo vorgelegt haben«, keuchte Yvonne, als sie endlich bei ihnen war. »Wir dachten, wir holen dich nie mehr ein.« Sie warf einen neugierigen Blick auf Marina. »Du hättest doch sagen können, wenn du schon mit jemand verabredet warst.«
    »War ich nicht«, knurrte Silke. »Wir haben uns nur zufällig getroffen.«
    »Ja, ganz zufällig«, bestätigte Marina. »Aber jetzt können wir ja zusammen weiterlaufen. Ich laufe sonst meistens allein.« Sie schaute Yvonne unschuldig an. »Ist schön, mal Gesellschaft zu haben.«
    »Klar, komm einfach mit«, sagte Yvonne. »Das heißt, wenn du nicht so ein Tempo vorlegst wie Silke. Da komme ich nämlich nicht mit.«
    »Aber nein«, behauptete Marina erneut mit diesem Unschuldsblick. »An Silkes Tempo komme ich nicht heran. Keine Sorge.«
    »Na dann«, sagte Yvonne. »Ich bin Yvonne.«
    »Klaus«, fügte Klaus nickend hinzu.
    »Marina«, stellte Marina sich vor.
    Silke war für einen Moment sprachlos. Marina log, dass sich die Balken bogen, aber was sollte Silke schon machen in Gegenwart von Yvonne und Klaus? Einen Streit anfangen mit einer Frau, die sie kaum kannte? Zähneknirschend schloss sie sich den anderen beim Weitergehen an.
    Marina fühlte sich sichtlich wohl in Yvonnes Gesellschaft. Klaus wirkte wie das fünfte Rad am Wagen.
    Und ich auch, dachte Silke. Erst rennt sie mir hinterher wie verrückt, und jetzt flirtet sie mit Yvonne? Sie könnte genauso gut Gaby heißen. Dann weiß ich ja Bescheid.
    Nach gut eineinhalb Stunden erreichten sie erhitzt und außer Atem wieder den
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