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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten
Autoren: Joy Fielding
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nächsten gezogen und war hin und wieder in einem fremden Krankenhauszimmer oder einer Arrestzelle aufgewacht. Eins sah aus wie das andere, meinte sie.
    Ich frage mich, ob sie das auch gedacht hat, als sie in dem unterirdischen Zimmer dieses alten verlassenen Hauses aufgewacht ist.
    Habe ich vergessen zu erwähnen, dass der Raum unter der Erde liegt? Wie konnte ich... – es ist das, was dieses Haus so speziell macht, gewissermaßen sein Prunkstück.
    Wie bereits gesagt haben die meisten Häuser in Florida keinen Keller. Das liegt daran, dass sie im Grunde auf Treibsand gebaut sind. Es kann sehr wohl passieren, dass man eines
Morgens aufwacht und unversehens bis zu den Augen in Schlick steckt. Komplette Häuser sind schon verschluckt worden, und nicht nur ältere, weniger stabile. Ganz in der Nähe wurde eine neue Siedlung hochgezogen, die fast vollständig auf einer zugeschütteten Müllkippe errichtet wurde, was meiner bescheidenen und ungefragten Meinung nach eine unkluge Entscheidung war. Eines Tages war eines der Häuser einfach verschwunden. Die Bauunternehmer mussten natürlich nicht lange danach suchen. Sie standen darauf. Geschieht ihnen recht. Die Natur lässt sich eben nur begrenzt herausfordern.
    Wenn ich vorhätte, ein Haus zu bauen, würde ich den Architekten nehmen, der dieses geplant hat. Zugegeben, das Haus hat bessere Tage gesehen, aber wer immer es entworfen hat, war ein Genie. Unter dem Hauptgeschoss hat er ein ganzes Labyrinth kleiner Räume angelegt, vermutlich zu Lagerzwecken.
    Mir schwebt allerdings etwas ganz anderes vor.
    Candy war ziemlich unbeeindruckt, nachdem sie festgestellt hatte, dass es sich nicht um die Art Arrestzelle handelte, die sie gewöhnt war. Nachdem ich mich schließlich blicken ließ und ihr der Ernst ihrer Lage bewusst wurde, probierte sie alle Tricks, die sie in petto hatte. Sie sagte, wenn es um Sex ginge, würde sie keinesfalls irgendwas auf dieser dreckigen alten Pritsche machen. Sie würde all meine perversen Gelüste befriedigen, aber nicht hier. Die Vorstellung, mit dieser Person Sex zu haben, war so widerwärtig, dass ich versucht war, sie auf der Stelle umzubringen, aber das Spiel war noch lange nicht vorbei.
    Am Ende habe ich sie mit einem einzigen Schuss in den Kopf erledigt. Anschließend habe ich ihre Leiche in einem ein paar Meilen entfernten Sumpf versenkt. Wenn irgendjemand sie findet – was ich bezweifle -, wird nichts mehr auf meine Person hinweisen. Man wird den genauen Todeszeitpunkt nicht mehr bestimmen, nicht mehr feststellen können, wann
genau ihr Herz aufgehört hat zu schlagen. Und selbst wenn man sie sofort und intakt gefunden hätte, wusste ich dank all der gelifteten Pathologinnen aus dem Fernsehen genug über DNA und dergleichen, um garantiert keine Spuren zu hinterlassen.
    So wie Candy keine Trauernden hinterlassen hatte.
    Aber das wird bei diesem Mädchen – zum Sterben schön mit ihren riesigen blauen Augen und den großen natürlichen Brüsten – anders sein.
    Nicht nur, dass mehr Menschen nach ihr suchen werden – oder vielleicht schon in diesem Moment nach ihr suchen -, sie stellt ganz allgemein eine größere Herausforderung dar. Candy war ein bisschen zu beschränkt, um wirklich Spaß mit ihr zu haben. Dieses Mädchen ist stärker, sowohl mental als auch körperlich, also muss ich einen Gang hochschalten, wie man so sagt – mich schneller bewegen, fixer denken und härter zuschlagen.
    Sie schaut wieder in meine Richtung, als wüsste sie, dass ich hier bin, als könnte sie das Kratzen meines Stiftes hören. Also mache ich jetzt erst mal Schluss und hole mir etwas zum Essen. Ich komme später zurück, um mit dem zweiten Teil meines Planes zu beginnen.
    Vielleicht lasse ich das Mädchen bis zum Morgen am Leben. Vielleicht auch nicht. Alles eine Frage des kalkulierten Risikos. Und es zahlt sich nie aus, zu verwegen zu sein.
    Bleiben Sie dran, wie es immer heißt. Ich bin bald zurück.

2
    » O kay, Leute, Hefte raus!«
    Sandy Crosbie lehnte sich an ihr Pult im Klassenraum der 12. Klasse und beobachtete, wie ihre dreiundzwanzig Schüler – es hätten fünfundzwanzig sein sollen, aber sowohl Peter Arlington als auch Liana Martin fehlten – widerwillig ihre Hefte zwischen den Schulbüchern hervorzogen und sie in unterschiedlichem Maße gelangweilt oder entsetzt auf die Tische knallten. Desinteressierte, glasige Blicke wandten sich langsam wieder in ihre Richtung. Teilnahmslos lungerten träge Leiber auf ihren Stühlen, die langen
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