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Nummer Drei: Thriller (German Edition)

Nummer Drei: Thriller (German Edition)

Titel: Nummer Drei: Thriller (German Edition)
Autoren: Nicholas Lake
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Sachen.«
    Ich sah sie scharf an, damit sie begriff, was ich meinte und dass ich über sie redete. Für den Fall, dass sie es immer noch nicht verstand, heftete ich den Blick anschließend auf ihr Cartier-Armband.
    Sie ging nicht darauf ein. »Nun ja«, fuhr sie fort. »Dieses Mal hat er eine Jacht gekauft. Übrigens, im Ofen sind warme Bagel. Ich habe Frischkäse mit Schnittlauch gekauft, den du so gern isst.«
    »Danke«, murmelte ich.
    »Mach nur, nimm dir welche!«, forderte sie mich auf. »Sie schmecken lecker.«
    Das war das Schlimmste an der Stiefmutter. Ich konnte im Grunde tun, was ich wollte – über Lehrer fluchen, Drogen nehmen, sie beleidigen, auf Partys gehen und erst am nächsten Tag zurückkommen –, sie tat immer, als wäre nichts weiter dabei. Danach fühlte ich mich noch schrecklicher, was wahrscheinlich genau ihrem raffinierten Plan entsprach.
    Ich holte mir einen Bagel aus dem Ofen und legte ihn auf den Teller.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte ich schließlich. »Wieso reden wir über die Jach t ? Ist das diejenige, die für dreißig Millionen Pfund im Web angeboten wurde?«
    »Genau die«, antwortete die Stiefmutter. »Sie liegt in Southampton im Trockendock. Wir wollen aufbrechen, sobald wir einen Kapitän und eine Crew gefunden haben. Ich meine, falls du einverstanden bist.«
    »Aufbrechen? Wohin denn?«
    »Das ist egal.«
    »Entschuldige, aber was redest du da?«
    »Es wird eine Reise ohne bestimmtes Ziel. Dein Dad träumt schon lange davon, einmal rund um die Welt zu reisen, und das werden wir tun. In zwei Wochen geht’s los.«
    Ich starrte sie an und hielt ihre Worte für einen Scherz , obwohl ich genau spürte, wie ernst es ihr war. Dad hatte schon immer eine Schwäche für Boote gehabt, auch wenn er nicht selbst segeln konnte. Schon vor dem Ereignis hatte er darüber geredet, mich für ein Jahr aus der Schule zu nehmen und eine lange, abenteuerliche Reise zu unternehmen. Mom hatte immer gesagt, das sei ein alberner Plan, und es werde nie dazu kommen, aber Mom hatte eine Menge Phantastisches erzählt. Jedenfalls hatte er wohl nach den Piercings und der Zigarette in der Turnhalle diesen Einfall gehabt. Die Stiefmutter hatte eine Therapie erwähnt, aber nach allem, was mit Mom passiert war, hasste Dad die Seelenklempner. Deshalb war die Jacht wohl seine Alternative. Seine Vorstellung von einer besser geeigneten Behandlung.
    Ich betrachtete die Karten. Irgendjemand – vermutlich Dad – hatte dünne gepunktete Linien eingezeichnet, die um die ganze Welt führten: über den Atlantik und den Pazifik, hinunter nach Australien, an der indischen Küste entlang, durch die Karibik. Wirklich überall.
    »Warum das?«, fragte ich.
    »Warum? Es ist einfach ein Tapetenwechsel. Ein Neuanfang.«
    »Willst du wirklich den ganzen Tag nur Klischees verbreiten?«, erwiderte ich.
    »O Amy!«, rief sie. »Wir dachten, du freust dich.«
    »Wir? Dad hat sich nicht mal die Mühe gemacht, es mir selbst zu sagen.«
    »Das wollte er eigentlich, aber er is t …«
    »Ja, schon gut. Jedenfalls gehe ich nicht weg. Meine Freunde leben hier. Ich will nicht auf eine blöde Jacht.«
    »Amy, du bist noch nicht achtzehn«, erklärte mir die Stiefmutter. »Dir bleibt nichts anderes übrig.«
    Ich hielt die Luft an, damit ich kein Feuer spie wie ein Drache.
    »Ich werde im Oktober achtzehn«, antwortete ich. »Wo sind wir denn? In Indien oder Japan? Dann steige ich einfach aus und fliege nach Hause.«
    »Wenn du das willst, dann tu’s«, erwiderte die Stiefmutter ungerührt.
    Ich atmete mehrmals ein und aus.
    »Es spielt sowieso keine Rolle«, fuhr ich fort, »weil es gar nicht dazu kommen wird. Dad wird einen Rückzieher machen. Du kennst ihn noch nicht lange genug, um das zu wissen. Es wird genau so kommen wie mit dem Urlaub auf Hawaii. Und in Goa. Und mit dem Nordlicht. Genau wie der Besuch beim Weihnachtsmann, als ich acht war. Ah, nein – warte! Da warst du ja noch nicht da. Das ist jedenfalls alles nie geschehen, und auch diese Reise wird nicht stattfinden.«
    Die Stiefmutter schürzte die geschminkten Lippen und legte die Hände auf den Tisch. Sie holte tief Luft.
    »Ich koch dann mal Kaffee«, erklärte sie.
    Leider hatte ich vollkommen recht. Dad tat buchstäblich überhaupt nichts außer zu arbeiten. Wir fuhren nicht einmal mehr zum Strandhaus auf dem North Fork, wie wir es damals, als wir in New York lebten, manchmal noch getan hatten. Ich konnte gar nicht mehr sagen, bei wie vielen Ausflügen er gekniffen
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