Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nubila 01: Das Erwachen

Nubila 01: Das Erwachen

Titel: Nubila 01: Das Erwachen
Autoren: Hannah Siebern
Vom Netzwerk:
ihrer Panik Luft zu machen. Das hier war kein Tier. Aber es war auch kein Mensch. Kathleen hatte keine Ahnung, was dieses Wesen darstellen sollte und irgendwie ahnte sie instinktiv, dass sie es vielleicht lieber gar nicht wissen wollte.
    Sam erwachte zuerst aus seiner Erstarrung. Er riss seinen Blick von dem Monstrum los und zerrte Kathleen von der Straße wieder in den Busch hinein. Er brachte sie bis außer Sicht- und Hörweite und hockte sich dann mit ihr zusammen hinter einen Baum.
    Kathleen zitterte am ganzen Körper und Sam rubbelte ihr die Arme, um sie wieder zu beruhigen. Das letzte, was er jetzt gebrauchen konnte wäre eine bewusstlose Frau, die er herumschleppen musste.
    „ Beruhige dich, Kathleen“, flüsterte er und sie gab sich die größte Mühe, das Zittern in den Griff zu bekommen.
    Als sie sich ziemlich sicher war ihrer Stimme wieder trauen zu können, flüsterte sie noch leiser als Sam:
    „ Oh Gott! Was ist das für ein Ding?“
    „ Ich habe keine Ahnung, Kath“, gab Sam zu und wirkte ernstlich besorgt. Er hätte es zwar nie zugegeben, aber Kathleen sah ihm an, dass auch er sich vor dem Wesen fürchtete. Auf eine solche Situation hatte man ihn im Polizeidienst nicht vorbereitet. „Ich habe so ein Vieh noch nie in meinem Leben gesehen. Das ist bestimmt aus irgendeinem Versuchslabor entkommen.“
    Kathleen spürte, dass ihr Zittern langsam nachließ, aber die Panik saß immer noch tief. Was, wenn das Ding sie verfolgte?
    „ Wir werden hier einfach ein paar Minuten warten“, sagte Sam bestimmt. „Dann ist es mit Sicherheit wieder verschwunden.“
    Kathleen nickte und krallte eine Hand an dem Baum hinter sich fest, um nicht umzufallen. Dieser Tag, der eigentlich der schönste ihres bisherigen Lebens hätte werden sollen, war auf dem besten Wege dahin ein absoluter Albtraum zu werden. Sams Worte, das Wesen sei wahrscheinlich nur das Produkt irgendeines missratenen Genexperiments beruhigte sie zwar auf der einen Seite, aber andererseits machte es das Vieh nicht weniger gefährlich.
    Sam wartete wie angekündigt ein paar Minuten und ließ Kathleen dann los. Er zog seine Dienstwaffe hinten aus der Hose und entsicherte sie.
    „ Wo willst du hin?“, fragte Kathleen panisch und hielt ihn am Hemd fest. „Lass mich hier nicht allein.“
    „ Kath. Du bist nicht schnell genug, wenn dieses Vieh wirklich hinter mir herkommen sollte“, bemerkte er. „Du musst hier bleiben. Wenn es sicher ist, dann hole ich dich.“
    „ Und was, wenn es nicht sicher ist?“, fragte Kathleen und sah ihn intensiv an.
    Sam verstand, worauf sie hinauswollte und berührte ihre Wange.
    „ Dann rennst du zum Auto und verriegelst die Tür“, sagte er ernst. „Ich will nicht, dass du dich einer unnötigen Gefahr aussetzt, Kath. Bitte. Versuch nicht irgendetwas Dummes zu tun, ok?“
    Kathleen nickte hilflos, ließ ihn aber immer noch nicht los.
    „ Keine Angst, Kathleen“, sagte Sam eindringlich und löste ihre Finger einzeln von seinem Hemd. Sie waren vollkommen steif. „Das ist doch nur ein Tier. Ich bin ein guter Schütze, das weißt du doch. Ich bin sofort wieder da. Du wirst schon sehen.“
    Kathleen nickte stumm und sah dann hilflos zu, wie er durch die Blätter wieder in Richtung Straße verschwand. Sie kauerte sich ängstlich zusammen und versuchte sich darauf zu konzentrieren, möglichst gleichmäßig zu atmen und nicht wieder anzufangen zu zittern. Ohne Sam kam ihr die Situation noch viel schrecklicher vor. Der Wald erschien ihr ungewöhnlich laut und bei jedem Knirschen oder Knistern zuckte sie zusammen. Sam hätte sie nicht allein lassen sollen.
    Es war ohnehin alles seine Schuld. Warum hatte er sie auch bloß ausgerechnet hierher gebracht? Hätte er ihr nicht einen Heiratsantrag in irgendeinem langweiligen Restaurant machen können, wie jeder andere normale Mann auch? Er…
    Kathleens Gedankengang wurde jäh unterbrochen, als sie über sich das Schlagen von großen Flügeln vernahm. Es klang laut, langsam und sehr bedrohlich. Kathleen erstarrte wieder und spürte, dass ihr Herzschlag ein paar Mal aussetzte. Wenn sie dazu imstande gewesen wäre ihn ganz anzuhalten, dann hätte sie das getan, nur um sicherzustellen, dass das Monster ihn nicht hören konnte. Sie hielt den Atem an.
    Jetzt konnte sie es wieder riechen. Wie vorher auf der Straße, wehte Kathleen ein unangenehmer Geruch, wie von altem Leder entgegen. Tränen traten ihr in die Augen und sie spürte, wie sie langsam ihre Wange hinunterliefen. Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher