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Nonstop in die Raketenfalle

Nonstop in die Raketenfalle

Titel: Nonstop in die Raketenfalle
Autoren: Stefan Wolf
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geregelt. In der hiesigen Kunsthalle hinter
dem Stadtpark wird die Ausstellung stattfinden. Vorgesehen sind fünf Monate
Dauer. Der Direktor der Kunsthalle, Dr. Roland Artfeyn, ist mein Partner für
das Event. Gewaltige Sicherheitsmaßnahmen sind nötig. Enorm viel Technik. Von
der einbruchsicheren Panzerglasvitrine bis zur Alarmanlage. Alles kostet viel
Geld, aber noch mehr Geld wird die Stadt einnehmen. Deshalb sind wir uns rasch
einig geworden.«
    »Wahnsinn!«, rief Gaby. »Aber
wo ist das Geheimnis?«
    »Um die Kosten für die
Transportversicherung ein wenig zu verringern und um Kriminelle nicht in
Versuchung zu führen, soll die Anreise der Kunstschätze geheim bleiben. Die
Presse, die Medien werden erst informiert, wenn alles sicher angekommen und an
seinem Platz ist, also hinter dickem Panzerglas, geschützt von Alarmanlagen und
bewaffneten Wächtern. Bis dahin wird der Kreis der Eingeweihten klein gehalten.
Ihr gehört nun dazu.«
    Tim deutete eine Verbeugung an.
»Jetzt sind wir an der Reihe, uns geehrt zu fühlen. Und wie willst du uns
einspannen?«
    »Bei der Vorbereitung brauchen
Dr. Artfeyn und ich noch zuverlässige Mitarbeiter. Ihr könntet helfen. Beim
Aufbau. Bei den Sicherheitsmaßnahmen. Vielleicht habt ihr auch Lust, als
Museumsführer hin und wieder euer Taschengeld aufzubessern.«
    Tim sah seine Freunde an, um
sie nicht zu übergehen, und las in ihren Mienen.
    »Wir sind dabei«, erklärte er
feierlich. »Wir werden warten auf das Kommando zum Einsatz. Die geheime Anreise
finde ich raffiniert. Ein toller Trick. Bei der Rückreise ist allerdings volles
Risiko angesagt. Denn verheimlichen lässt sich dann nichts mehr.«
    Indira nickte. »Immerhin ist
das Risiko halbiert.«
    »Die Schätze kommen vermutlich
per Flugzeug?«
    »Ich habe einen Jet
gechartert«, bestätigte die Studentin. »Es wird ein Nonstop-Flug. Von Bombay
nach hier.«
    »Weite Strecke«, meinte
Klößchen. »Aber wenn an Bord die Verpflegung stimmt, hält man’s aus. Damit
meine ich besonders deinen herrlichen Tee, Indira.«
    »Für dich ist noch was da.«
Lächelnd schenkte sie ihm ein.
    Karl öffnete seinen
City-Rucksack und nahm nun endlich das kleine Tonbandgerät heraus. Es ist nicht
das modernste von der letzten Hightech-Messe, erfüllt aber seinen Zweck. TKKG
benutzen es bei ihren Interviews für die Internatsschülerzeitung Heimschul-Beobachter. Ein sperriger Titel, den keiner gut findet. Andererseits hat sich noch keine
Schülermehrheit gebildet, um ihn zu ändern.
    »Tja, kommen wir mal zu unserer
eigensten Sache«, meinte Tim. »Zu den Dolchen des Orients, über die wir
schreiben wollen. Dazu haben wir eine Menge Fragen. Und das Mikrofon lauscht
mit den gleichen spitzen Ohren wie wir.«
    »Dann schießt los«, lächelte
Indira.

4. Krakenarm
der Mafia
     
    Mit der Begründung, bei seinen
Freunden noch was erledigen zu müssen, seilte Emilio sich ab. Regen pladderte
in den Hinterhof und aufs Dach des Mercedes. Der Erpresser spannte einen Schirm
auf, lief zum Wagen und stieg ein. Unterm Lenkrad — sodass niemand es sah beim
zufälligen Blick aus dem Küchenfenster — rieb er sich die Hände. Freilich ohne
zu feixen. Sein Feixen fand innerlich statt.
    Die Sache lief. Paolo, der
Schisser, hatte die Hosen voll. Der hielt nichts von den Bullen. Und in einem
Fall wie diesem konnten die ja auch tatsächlich wenig tun. Anders die
vermeintlichen Schutzgelderpresser. Aus dem Dunkel heraus würden sie
zuschlagen, wann immer sie wollten. Sofort, bald, in einem halben Jahr oder zur
Einschulung von Paolos jüngster Tochter. Kein Personenschutz war für so lange
Zeit möglich. Und die Chance, der Täter habhaft zu werden, sah klein aus —
angesichts ihrer Vorgabe, nur einmal zu kassieren. Statt regelmäßig monatlich,
was einen Zugriff gut möglich macht. Nein, Paolo würde zahlen und die Bullen
draußen halten.
    Sobald das Geld im Schließfach
ist, dachte Emilio, und Paolo zu den Klos am Wagnerpark brettert, bin ich am
Kassenschalter, hähähä, am Schließfach. Zweiter Schlüssel. Her mit der Kohle
und weg. Und selbst wenn er irgendwen beauftragt mit dem Beobachten des Fachs —
ich würde den Beobachter kennen und ihn austricksen.
    Jetzt gestattete er sich ein
Grinsen. Dann startete er den Wagen und fuhr vom Hof.
    Seit Emilio denken konnte, litt
er unter einem gigantischen Minderwertigkeitsgefühl. Ob angeboren oder in der
Kindheit erworben — dieser Komplex (bedrückende Vorstellung von sich selbst) war einfach da, gehörte
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