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Nonstop in die Raketenfalle

Nonstop in die Raketenfalle

Titel: Nonstop in die Raketenfalle
Autoren: Stefan Wolf
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ich Anna mag.
Und wie ich deine Kinder liebe. Aber ich habe keine 500 000, Paolo. Ich
verjubele alles.«
    »Mein Geld ist angelegt. Wir
müssen eine Hypothek aufnehmen, müssen uns Geld von der Bank borgen.«
    »Du willst... auf unsere
Lokale? Äh, wer macht das?«
    »Unsere Hausbank. Ich habe ja
meine Anlagen als Sicherheit. Innerhalb weniger Jahre zahlen wir alles zurück.
Allerdings bleibt uns vorläufig nicht viel vom Verdienst.«
    Emilio lächelte schief. »Für
meine Miete wird’s noch reichen. Und essen kann ich hier.« Er stand auf und
schlenderte zu der Pinnwand, die neben der Tür zum Flur hing. »Das«, er wies
auf eine große bunte Postkarte, die dort angeheftet war, »muss ich mir eben für
ein paar Jahre abschminken.«
    Es war eine Ansichtskarte aus
Südafrika. Im Juli hatte Emilio dort Urlaub gemacht. Die Karte hatte er an
seinen »lieben Paolo« geschickt — mit herzlichsten Grüßen an alle, besonders an
Anna und die Kinder. Es war ein teurer Urlaub gewesen. Emilio flog nur First
Class. Wenn schon keinen Ferrari, dann wenigstens das.

    Paolo lächelte kläglich.
»Und... dein Ferrari? Von dem träumst du doch.«
    »Der kann warten. Deine Familie
ist wichtiger. Auch für mich.«

3. Geheimnis
     
    Seltsam!, dachte Tim. Menschen
aus einem fernen Land, Menschen einer anderen Rasse sehen oft für mich fast
gleich aus. Hundert indische Mädchen in einer Reihe, mit gleicher Frisur, mit
gleichem Lächeln und ich käme aus den Verwechselungen nicht mehr raus. Aber
sicherlich geht es den andern mit uns genauso. Die individuellen Besonderheiten
— die übersehen wir. Indira ist zweifellos eine schöne junge Frau. Aber als
Inderin für mich wie die Stewardess vom Werbeplakat der indischen
Fluggesellschaft oder wie die lächelnde Teepflückerin aus den
Darjeeling-Plantagen oder die — ebenfalls lächelnde — indische Ärztin, die so
erfolgreich wirbt für Ayurveda-Medizin. Dabei ist Indira von Geburt her ‘ne
Maharani, jedenfalls ‘ne Junior-Rani. Aber auch die haben schwarze Augen,
Knotenfrisur und viel Gold an den Ohren. Indira trägt allerdings keinen Sari (Wickelkleid), sondern Jeans von Pellagio und ein Sweatshirt mit Kapuze. Ihr Tee ist ‘ne
Wolke.
    »Dein Tee, Indira«, sagte Gaby
soeben, »ist köstlich. Nach der zweiten Tasse schwebt man auf Wolken.«
    »Darf ich mich zur dritten
Tasse anmelden?«, fragte Karl. »Ich möchte Platz nehmen auf Wolke sieben.«
    Indira lachte und schenkte nach
aus einer exotischen Kanne. Zu fünft saßen sie in ihrem Wohnzimmer, das total
westlich möbliert war. Indira hatte TKKG das »Du« angeboten, gab sich
auskunftsfreudig beim Interview und unkompliziert. Für Dolche des Orients war
sie offensichtlich Expertin. Im Übrigen spreche sie besser Deutsch als
Englisch, behauptete sie, und Englisch fast so gut wie Indisch. Der
Verständigung stand also nichts im Wege. Und auch Vertrauen war angesagt, wie
sich schon nach kurzem Gespräch zeigte.
    »Euer Interesse«, sagte Indira,
»ehrt mich. Und es ehrt die Kostbarkeiten, denen ich mich verschrieben habe:
den orientalischen Kunstschätzen. Vielleicht kann ich euch schon bald, wenn ihr
wollt, für diese Sache einspannen.«
    »Machen wir gern«, erwiderte
Tim, obwohl er nicht ahnte, was auf ihn und seine Freunde zukam.
    »Es ist ein Geheimnis«,
flüsterte Indira. Und schloss die Augen.
    Sie tut manchmal, dachte Tim
amüsiert, wie eine orientalische Märchenerzählerin.
    »Aha.«
    »Topsecret! Ihr dürft nicht
darüber reden.«
    »Nicht ein Wort.« Auch Gaby
flüsterte.
    »Es geht um den größten Schatz,
um die größten Kostbarkeiten. So was hat die Welt noch nicht gesehen.« Indiras
Stimme wurde noch leiser.
    Tim sah unwillkürlich zum
Fenster. Aber das war geschlossen. Und außer ihnen befand sich niemand im Haus.
    »Gold und Geschmeide aus einem
Jahrtausend«, sagte Indira. »Juwelen, die schönsten Dolche, Schmuck wie aus dem
Märchenland — nämlich aus Indien, meiner Heimat — und der Thron des letzten
bedeutenden Mogulkaisers. Das war Aurangzeb. Er regierte von 1658 bis 1707.
Sein Thron besteht aus Gold und Elfenbein, ein unschätzbarer Wert.«
    »Wunderbar!«, sagte Tim. »Und
was ist mit diesen Schätzen?«
    »Ich bringe sie her.«
    Tim begriff. »Von Indien nach
Deutschland?«
    Indira nickte. »Es wird die
kostbarste Ausstellung der Welt. Sie findet nur hier statt. Aber die Menschen
werden von weither kommen, um sie zu sehen. Ich habe in Indien beste
Beziehungen zu allen staatlichen Stellen und schon alles
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