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Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen

Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen

Titel: Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
Autoren: Katie McGarry
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durchschnitt mit ihrer piepsigen Stimme die Stille, als ob sie süffisanten Klatsch zum Besten gäbe. »Die ganze Zeit. Sie vermisst ihren Bruder wirklich.«
    Sowohl mein Vater als auch ich sahen sie entgeistert an. Ich feuerte das blonde Doofchen im Geiste an, weiterzureden, während mein Vater garantiert genau das Gegenteil tat. Ausnahmsweise war der liebe Gott einmal auf meiner Seite. Ashley fuhr fort: »Wir vermissen ihn alle sehr. Es ist so schade, dass das Baby ihn nie kennenlernen wird.«
    Herzlich willkommen in der Ashley-Show, mit freundlicher finanzieller Unterstützung meines Vaters! Mrs Collins kritzelte rasch etwas in meine Akte, während mein Vater stöhnte.
    »Echo, möchtest du heute über Aires sprechen?«, fragte Mrs Collins.
    »Nein.« Das war vermutlich die ehrlichste Antwort, die ich ihr bis jetzt gegeben hatte.
    »In Ordnung«, sagte sie. »Dann heben wir uns das für ein andermal auf. Was ist mit deiner Mutter? Hattest du Kontakt zu ihr?«
    Ashley und mein Vater riefen gleichzeitig »Nein«, während ich herausplatzte: »Ja.«
    Ich kam mir vor wie der mittlere Teil eines Sandwichs, so wie mir die beiden von rechts und links auf die Pelle rückten. Keine Ahnung, was mich eben dazu getrieben hatte, die Wahrheit zu sagen. »Ich habe versucht, sie in den Ferien anzurufen.« Da sie nicht ranging, hatte ich tagelang neben dem Telefon gesessen und gehofft und gebetet, sie würde sich wenigstens ein Mal melden, wo doch vor zwei Jahren ihr Sohn, mein Bruder, gestorben war.
    Mein Vater fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Du weißt, dass du keinen Kontakt zu deiner Mutter haben darfst.« Seine Stimme bebte vor mühsam unterdrücktem Zorn. Er konnte nicht fassen, dass ich der Therapeutin dieses heikle Detail erzählt hatte. Vermutlich geisterten ihm bereits allerlei beunruhigende Bilder von Beamten des Jugendamts durch den Kopf. »Es gibt ein amtliches Kontaktverbot, das weißt du. Hast du sie von deinem Handy aus angerufen oder von zu Hause aus?«
    »Von zu Hause«, brachte ich mühsam heraus. »Aber ich habe sie gar nicht erreicht, ehrlich.«
    Er fuhr mit dem Finger über seinen Blackberry, und die Telefonnummer seines Anwalts erschien. Ich fasste nach Aires’ Erkennungsmarke, spürte seinen Namen und seine Dienstnummer in meiner Handfläche. »Bitte, tu das nicht, Daddy«, flüsterte ich.
    Er zögerte, und ich hatte das Gefühl, mir würde gleich das Herz zerspringen. Gott sei Dank ließ er das Telefon in seinen Schoß sinken. »Wir werden unsere Festnetznummer ändern müssen.«
    Ich nickte. Es stank zwar zum Himmel, dass meine eigene Mutter nie wieder bei mir zu Hause würde anrufen können, aber das würde ich einstecken … ihr zuliebe. Eine Haftstrafe war garantiert das Letzte, was sie gebrauchen konnte.
    »Hattest du seither noch einmal Kontakt mit deiner Mutter?« Von Mrs Collins’ überfreundlichem Ton war nicht mehr viel übrig.
    »Nein.« Ich schloss die Augen und holte tief Luft. Alles in meinem Inneren tat weh. Lange würde ich die »Alles bestens«-Fassade nicht mehr durchhalten können. Diese Fragerei riss all die ansatzweise verheilten Wunden in meiner Seele wieder auf.
    »Nur um sicherzustellen, dass es da keine Missverständnisse gibt: Dir ist klar, dass jeglicher Kontakt zwischen dir und deiner Mutter, auch wenn er von ihr ausgeht, untersagt ist?«
    »Ja.« Ich rang mühsam nach Atem. Der Kloß in meinem Hals schnürte mir die Luft ab. Mir fehlte Aires und, Gott, ja, meine Mutter, und Ashley bekam ein Baby, und mein Vater saß mir die ganze Zeit im Genick und … ich brauchte irgendetwas, woran ich mich festhalten konnte.
    »Ich will Aires’ Auto wieder zum Fahren bringen.«
    »Oh, nicht das schon wieder«, stöhnte mein Vater.
    »Moment bitte. Nicht was schon wieder? Echo, wovon sprichst du?«, fragte Mrs Collins.
    Ich starrte auf meine behandschuhten Hände hinunter. »Aires hat auf einem Schrottplatz eine Corvette Baujahr 1965 gefunden. Er hat in seiner Freizeit pausenlos daran herumgebastelt und hatte sie fast so weit, dass sie wieder fuhr, als er nach Afghanistan musste. Ich will das fertig machen. Für Aires.« Für mich. Dieses Auto war alles, was ich noch von ihm hatte.
    »Mr Emerson, lassen Sie Echo das Auto reparieren.« Mrs Collins schaute ihn mit großen Hundeaugen an – ein Trick, den ich leider noch nicht beherrschte.
    Mein Vater scrollte auf seinem Blackberry herum, körperlich anwesend, aber im Geiste längst bei der Arbeit. »Es kostet Geld, und ich
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