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Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen

Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen

Titel: Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
Autoren: Katie McGarry
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diesmal, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird.«
    »Mrs Emerson, Echos schulische Leistungen sind nicht das Thema dieser Stunde, aber ich habe volles Verständnis dafür, wenn Sie schon gehen müssen.« Sie zog einen offiziell aussehenden Brief aus der obersten Schreibtischschublade, während sich Ashley mit knallrotem Kopf wieder hinsetzte. Der Briefkopf war mir im Lauf der letzten zwei Jahre schon einige Male begegnet. Das Jugendamt kannte offenbar keine Gnade mit Regenwäldern.
    Mrs Collins überflog den Brief leise, während ich am liebsten im Boden versunken wäre. Sowohl mein Vater als auch ich sackten um ein paar Zentimeter in uns zusammen. Ach, die Freuden der Familientherapie.
    Mir fiel ein ausgestopfter grüner Frosch neben Mrs Collins’ Computer auf, und daneben ein Bild von ihr mit irgendeinem Mann – vermutlich ihrem Mann – und am Rand des Schreibtischs eine blaue Schleife, wie man sie bekommt, wenn man irgendeinen Wettbewerb gewonnen hat. Irgendetwas daran berührte mich auf eigenartige Weise. Hm – seltsam.
    Mrs Collins lochte den Brief und heftete ihn in meiner übervollen Akte ab. »Damit bin ich offiziell deine Therapeutin.«
    Da sie nichts weiter sagte, riss ich meinen Blick von der blauen Schleife los und sah Mrs Collins an. »Eine schöne Schleife, hm, Echo?«
    Mein Vater räusperte sich und durchbohrte Mrs Collins geradezu mit seinem Blick. Eine seltsame Reaktion. Aber er war sowieso schon genervt, überhaupt mit mir hier sein zu müssen. Ich schaute erneut zu der Schleife. Warum kam mir irgendwas daran so vertraut vor? »Ja, schön.«
    Mrs Collins bemerkte, dass ich abwesend mit der Erkennungsmarke herumspielte, die ich an einer Kette um den Hals trug. »Mein tiefes Beileid für den Verlust, den Sie erlitten haben. Bei welcher Abteilung hat er gedient?«
    Na toll. Jetzt bekam mein Vater wahrscheinlich gleich einen Herzanfall. Er hatte mir ja auch nur ungefähr fünfundsiebzig Mal eingebläut, dass Aires’ Erkennungsmarke in der Schachtel unter meinem Bett zu bleiben hatte. Aber ich brauchte sie heute – eine neue Therapeutin, vor Kurzem erst sein zweiter Todestag, und der Beginn meines letzten Halbjahrs an der Highschool. Mir wurde plötzlich übel. Ich wich dem verärgerten Blick meines Vaters aus und suchte angestrengt meine Haarspitzen auf Spliss ab.
    »Bei den Marines«, sagte mein Vater kurz angebunden. »Hören Sie, ich habe heute Vormittag einen Termin mit einem potenziellen Kunden, ich habe Ashley versprochen, sie zum Arzt zu begleiten, und Echo verpasst den Unterricht. Wann sind wir hier fertig?«
    »Wenn ich es sage. Falls Sie mir mit diesen Sitzungen Schwierigkeiten machen wollen, Mr Emerson, werde ich keinerlei Skrupel haben, Echos Betreuerin vom Jugendamt einzuschalten.«
    Ich verkniff mir mühsam ein Grinsen. Mrs Collins spielte ihre Trümpfe ziemlich geschickt. Mein Vater gab klein bei, meine Stiefmutter hingegen …
    »Das verstehe ich nicht. Echo wird doch bald achtzehn. Wieso dürfen sich die staatlichen Behörden da noch einmischen?«
    »Weil der Staat, das Jugendamt und ich der Meinung sind, dass das gut für Echo wäre.« Mrs Collins klappte meine Akte zu. »Echo wird bei mir in therapeutischer Behandlung bleiben, bis sie im Frühjahr ihren Highschool-Abschluss macht. Danach wird der Staat Kentucky Echo und Sie beide aus seiner Aufsicht entlassen.«
    Mrs Collins schaute Ashley an, bis diese mit einem Nicken zu erkennen gegeben hatte, dass sie sich in die Situation fügte. Dann wandte sie sich an mich. »Wie geht es dir, Echo?«
    Grandios. Phantastisch. Könnte gar nicht schlimmer sein. »Bestens.«
    »Wirklich?« Sie tippte sich mit dem Finger ans Kinn. »Ich hätte eigentlich gedacht, dass der zweite Todestag deines Bruders schmerzliche Gefühle in dir auslösen würde.«
    Mrs Collins musterte mich eindringlich, während ich sie vorwurfsvoll ansah. Mein Vater und Ashley beobachteten den Showdown wortlos. Jetzt plagten mich auch noch Schuldgefühle. Genau genommen hatte sie mir keine Frage gestellt, und so war ich ihr rein theoretisch auch keine Antwort schuldig, aber das Bedürfnis, ihre Erwartungen an mich zu erfüllen und »nett« zu sein, war geradezu überwältigend. Warum nur? Sie war doch bloß wieder eine Therapeutin, die kam und wieder gehen würde wie all die anderen. Alle stellten dieselben Fragen und versprachen Hilfe, doch wenn sich unsere Wege trennten, fühlte ich mich genauso wie vorher – zerbrochen.
    »Sie weint.« Ashley
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