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Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen

Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen

Titel: Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
Autoren: Katie McGarry
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gelegen, dich in den wenigen kostbaren Stunden, in denen du schliefst, beobachtet und mich gefragt habe, wie ich deine Qualen zum Verschwinden bringen könnte. Ich weiß, ich habe es nicht geschafft, aber ich hab alles getan, was ich konnte. Trotzdem habe ich keinen Weg gefunden, dich wieder heil zu machen.«
    Das Bild in meinem Kopf stimmte schon. Ich war eine zerbrochene Vase, und die strenge Kontrolle meines Vaters war der Kleber. Er dachte, wenn er nur fest genug drückte, würde ich wieder ganz normal werden.
    »Du hast dir mit Mom wirklich Mühe gegeben, nicht wahr?« Mein Gespräch mit ihr hatte mich dazu gebracht, all die Sichtweisen und Überzeugungen infrage zu stellen, die ich von ihr übernommen hatte.
    Seine Stimme war heiser, als er antwortete. »Ich habe sie geliebt, Echo. Sie war der Mensch, der mein Leben verändert hat. Aber dich und Aires habe ich noch mehr geliebt. Ich habe alles in meiner Macht Stehende versucht, um die Auswirkungen ihres Verhaltens auf euch beide so gering wie möglich zu halten. Bis mir irgendwann bewusst wurde, dass die einzige Person, die eurer Mutter helfen konnte, sie selbst war.«
    Mein Vater wischte sich übers Gesicht, und ich tat, als ob es vielleicht nur ein Fussel war. »Eines Abends kam ich nach Hause und fand dich und Aires im Schlafzimmerschrank, wo ihr euch vor ihr versteckt hattet. Das war nicht das erste Mal, aber da schwor ich mir, dass es das letzte Mal sein würde. Ich konnte eure Mutter nicht ändern, aber ich konnte mich zumindest um euch beide kümmern. Ich stellte Ashley ganztags an und sagte deiner Mutter, dass ich mich, wenn sie es nicht auf die Reihe bekäme, von ihr scheiden lassen würde. Ihr wart damals noch zu jung, sodass du dich wahrscheinlich nicht erinnern kannst. Aber eure Mutter hat sich bemüht, und es gab Zeiten, wo sie ihre Medikamente sorgfältig einnahm und alles gut ging. Wenn es ganz schlimm wurde, ließ ich sie in die Psychiatrie einweisen. Und so ging das dann am Stück: von gut zu mäßig, von mäßig zu schlimm, von schlimm in die Klinik und von dort wieder zurück zu gut. Eines Abends, ich hatte sie in der Klinik besucht, kam ich nach Hause, und Ashley las dir gerade eine Geschichte vor. Du hast auf ihrem Schoß gesessen, mit ihrem Haar gespielt und sie mit großen, staunenden Augen angesehen. Sie half Aires bei seiner Projektarbeit für die Schule und nahm sein Basketballspiel auf Video auf. Sie kochte euch sogar Abendessen und wärmte mir die Reste auf.
    Mit Ashley kam endlich wieder so etwas wie Normalität in unser Haus. »Ich schwöre dir, Echo, wir hatten nicht vor, uns ineinander zu verlieben. Aber manchmal kommt einem einfach das Leben dazwischen.«
    Vielleicht waren mein Vater und ich uns ja ähnlicher, als ich es mir eingestanden hatte. Wir sehnten uns wohl beide nach Normalität. Ich schluckte nervös. »Bin ich wie Mom?«
    Er sah mich von der Seite an. »Ist das eine Fangfrage?«
    Ich blickte ihn flehentlich an und hoffte, dass er mich nicht zwingen würde, auszusprechen, was ich meinte. Er streichelte mir erneut die Schulter. »Du hast ihre Schönheit geerbt, ihr künstlerisches Talent und ihre Zähigkeit, wenn du das meinst.«
    Wollte er damit sagen, dass ich stur war? Da sollte er mal warten, bis er Noah richtig kennenlernte. »Sonst noch was?«
    »Deine Mutter hätte nie im Leben zu irgendjemandem die Sätze gesagt, die du eben zu Ashley gesagt hast … oder zu mir. Du bist eine ganz eigene Persönlichkeit, Echo, und ich bin stolz darauf, dass du meine Tochter bist.«
    Meine Anspannung schwand, und ich legte den Kopf an seine Brust. »Danke, Daddy.«
    »Gib mir noch eine Chance. Ich verspreche dir, dass ich dich dein eigenes Leben leben lasse. Ich schätze, Ashley wird sowieso ganz und gar mit Alexander beschäftigt sein. Sie wurde ja erst euer Kindermädchen, als du schon aus den Windeln warst.«
    Was für eine verrückte Welt! Meine Babysitterin, damals noch ein Teenager, war zu meinem Kindermädchen und schließlich zu meiner Stiefmutter geworden und hatte mir nun noch mal einen Bruder geschenkt. Ich hätte meinem Vater so gern die Antwort gegeben, die er sich wünschte. Aber dann hätte ich die Person übergangen, die ich allmählich zu sein glaubte. »Ehrlich, Daddy, es geht nicht um noch eine Chance oder so. Dieses Haus ist voller Erinnerungen. Manche davon sind wunderschön, aber manche eben nicht. Ich habe mir jahrelang ein Leben ausgemalt, das ich eigentlich nie hatte. Ich habe Angst, dass ich, wenn ich
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