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Night World - Retter der Nacht

Titel: Night World - Retter der Nacht
Autoren: Lisa J. Smith
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zögerte einen Moment. »Ja.«
    »Aber warum?«
    »Unsere Familie kann im Moment keine Schwierigkeiten mehr brauchen. Du bist ein Mensch. Zumindest
solltest du einer sein. James hätte nie tun dürfen, was er getan hat.« Ash wirkte seltsam bedrückt, als sei ihm seine Pflicht zuwider. Aber gleichzeitig schien er fest entschlossen.
    Poppys Herz klopfte wie wild, doch ihr Verstand war völlig klar. Vielleicht hatte sie von Anfang an gewusst, dass er so handeln würde. Vielleicht war es sogar das Beste so. Wenn sie weder mit James noch mit ihrer Familie zusammen sein konnte, was zählte dann noch für sie? Wollte sie wirklich in einer Welt der Nacht leben, die voll von Wesen wie Blaise und Ash war?
    »Also machst du dir auch keine Gedanken um James«, sagte sie. »Du gehst das Risiko ein, ihn in Gefahr zu bringen, wenn du mich auslieferst.«
    »James hat sich das alles selbst zuzuschreiben. Außerdem kann er gut auf sich selbst aufpassen.«
    In Poppys Augen schien das Ashs Lebensmotto zu sein. Jeder dachte nur an sich selbst und niemand half einem anderen. Sie kannte ihn nicht gut genug, um zu wissen, dass er auch anders sein konnte.
    »Und Blaise wusste es auch«, fuhr sie fort. »Sie wusste, was du vorhattest, und es war ihr egal.«
    »Blaise entgeht so leicht nichts.« Er wollte noch etwas sagen - und Poppy sah ihre Chance.
    Sie trat ihm ans Schienbein, entwand sich seinem Griff und schwang sich über das Geländer.

     
    »Bleib du hier«, sagte James zu Phil, noch bevor das Auto ganz zum Stehen kam. Sie befanden sich vor einer weißen Villa, die von Palmen gesäumt war. James riss die Tür auf, aber nahm sich die Zeit, um zu wiederholen: »Bleib du hier. Egal, was auch geschieht, geh nicht in dieses Haus. Und wenn jemand außer mir ans Auto kommt, dann fährst du sofort weg.«
    »Aber …«
    »Tu, was ich dir sage, Phil. Es sei denn, du willst aus erster Hand etwas über den Tod erfahren.«
    James rannte die Stufen hoch. Er war zu konzentriert, um zu hören, dass sich die Autotür hinter ihm öffnete.
     
    »Und ich dachte, du wärst ein nettes Mädchen«, keuchte Ash. Er hatte Poppy die Arme hinter dem Rücken verdreht und versuchte, außer Reichweite ihrer Tritte zu bleiben. »Au, nein, jetzt hörst du damit auf.«
    Er war zu stark. Poppy war machtlos. Stück für Stück zog er sie zurück in den kleinen Vorraum.
    Gib auf, riet ihr Verstand ihr. Es ist zwecklos. Du bist besiegt.
    Sie konnte sich das Ganze lebhaft vorstellen: wie sie vor die schönen und geschmeidigen Wesen der Nacht gezerrt und bloßgestellt wurde. Sie konnte ihre mitleidlosen Blicke sehen. Der blonde, nachdenkliche Älteste würde auf sie zukommen. Er würde nicht mehr traurig, sondern wild und gefährlich aussehen. Seine Eckzähne
würden wachsen, seine Augen silbern werden. Dann würde er sich auf sie stürzen und zubeißen.
    Und das würde das Ende von Poppy North sein.
    Vielleicht machten sie es gar nicht auf diese Weise. Vielleicht richtete man Kriminelle in der Nachtwelt anders hin. Aber egal wie, es würde so oder so kein schönes Erlebnis sein.
    Ich werde es euch nicht leicht machen, dachte Poppy. Sie richtete diesen Gedanken direkt auf Ash und legte ihre ganze Wut, ihre Trauer und das Gefühl, verraten worden zu sein, hinein. Wie ein Kind, das einen Schreikrampf bekommt.
    Die Wirkung war erstaunlich.
    Ash zuckte zusammen und ließ sie beinahe los. Er fing sich sofort wieder, aber es hatte gereicht, um Poppy etwas klarzumachen.
    Ich habe ihn verletzt, dachte sie verblüfft. Ich habe ihn tatsächlich verletzt.
    Im gleichen Moment hörte sie auf, sich körperlich zu wehren. Sie legte all ihre Konzentration, all ihre Energie in eine telepathische Explosion. Eine wahre Gedankenbombe.
    Lass mich sofort los, du widerlicher Vampir!
    Ash schwankte. Poppy tat es noch einmal. Diesmal waren ihre Gedanken so hart wie der Wasserstrahl aus einem Feuerwehrschlauch.
    LASS MICH LOS!

    Ash ließ sie tatsächlich los. Als Poppy die Kräfte ausgingen, versuchte er, sie wieder zu packen.
    »Das würde ich nicht tun«, sagte eine Stimme kalt wie Stahl. Poppy schaute sich um und sah James.
    Ihr Herz tat einen wilden Sprung. Plötzlich lag sie in seinen Armen, ohne zu wissen, wie sie dorthin gekommen war.
    Oh James, wie hast du mich gefunden?, fragte sie ihn telepathisch.
    Bist du okay?, war seine einzige Antwort.
    »Ja«, sagte sie schließlich laut. Es tat unglaublich gut, wieder bei ihm zu sein, von ihm gehalten zu werden. Sie kam sich vor, als sei sie aus
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