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NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis

NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis

Titel: NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis
Autoren: Lisa J. Smith
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herausschrie, setzte Gillian sich in den Schnee.
    Sie befand sich auf einer kleinen Lichtung. Die Lichtung schien verlassen zu sein - nicht einmal die Spuren einer Erdmaus durchzogen den glatten, weißen Teppich um sie herum. Über ihr bildeten herabhängende Äste einen verschneiten Baldachin.
    Es war ein sehr friedlicher Ort, um zu sterben.
    Gillians Zittern hatte aufgehört.
    Und das bedeutete, dass jetzt alles vorüber war. Ihr Körper konnte sich nicht länger durch das Zittern wärmen und gab den Kampf auf. Stattdessen versuchte er, in eine Art Winterschlaf zu verfallen. Er fuhr alle Funktionen herunter, reduzierte Atem und Herzfrequenz, bewahrte das Wenige an Wärme, das übrig geblieben war. Versuchte zu überleben, bis Hilfe kam.
    Nur dass keine Hilfe kam.
    Niemand wusste, wo sie war. Es würden Stunden vergehen, bevor ihr Dad nach Hause kam oder ihre Mutter... wach wurde. Und nicht einmal dann würden sie Angst haben, wenn Gillian nicht da war. Sie würden annehmen, dass sie bei Amy war. Bis irgendjemand auf die Idee kam, nach ihr zu suchen, würde es viel zu spät sein.
    Der weit entfernte Teil von Gillians Verstand wusste all das, aber er zählte nicht. Sie hatte ihre körperlichen Grenzen erreicht - sie konnte sich jetzt nicht mehr retten, selbst wenn sie sich einen Plan hätte ausdenken können.
    Ihre Hände waren nicht länger rot. Sie waren blauweiß. Ihre Muskeln wurden starr.
    Zumindest spürte sie die Kälte jetzt nicht mehr. Da war nur eine gewaltige Erleichterung darüber, sich nicht bewegen zu müssen. Sie war so müde...
    Ihr Körper schloss mit dem Leben ab.
    Weißer Nebel füllte ihren Geist. Sie hatte kein Gefühl für die Zeit, die verstrich. Ihr Stoffwechsel verlangsamte sich bis zum Stillstand. Sie wurde ein Geschöpf aus Eis, nicht anders als ein Baumstumpf oder Fels in der gefrorenen Wildnis.
    Ich bin in Schwierigkeiten... irgendjemand... irgendjemand, bitte...
    Mom...
    Ihr letzter Gedanke war: Es ist genauso wie einschlafen.
    Und dann war da plötzlich keine Starre mehr, kein Unbehagen. Sie fühlte sich leicht und ruhig und frei - und sie schwebte hinauf zu dem Baldachin aus schneebeladenen Ästen.
    Wie herrlich, sich wieder warm zu fühlen! Wirklich warm, als sei sie erfüllt von Sonnenschein. Gillian lachte vor Freude.
    Aber wo bin ich? Ist nicht gerade etwas passiert - etwas Schlimmes?
    Auf dem Boden unter ihr hockte eine zusammengekauerte Gestalt. Gillian betrachtete sie neugierig.
    Ein kleines Mädchen. Beinahe verborgen unter ihrem langen, hellen Haar, dessen Strähnen bereits bedeckt waren mit feinem Eis. Das Gesicht des Mädchens war zart. Mit hübschen Wangenknochen. Aber die Haut war von einem schrecklich blassen Weiß - sie sah tot aus.
    Die Lider waren geschlossen, die Wimpern frostüberhaucht. Und darunter, das wusste Gillian irgendwie, lagen Augen von tiefem Violett.
    Ich verstehe. Ich erinnere mich. Das bin ich.
    Die Erkenntnis machte ihr nichts aus. Gillian verspürte keine Verbindung zu dem im Schnee kauernden Ding. Sie gehörten nicht mehr zusammen.
    Mit einem gedanklichen Achselzucken wandte sie sich ab...
    ... und war in einem Tunnel.
    Ein riesiger, dunkler Ort, der auf seltsame Weise ungeheuer kompliziert zu sein schien. Als sei der Raum hier in sich gefaltet oder verdreht - oder vielleicht war es auch die Zeit.
    Sie stürzte durch den Tunnel, flog. Lichtpunkte zischten vorbei - wer konnte sagen, wie weit sie in der Dunkelheit entfernt waren?
    Oh Gott, dachte Gillian. Es ist der Tunnel. Dies geschieht mir. Genau jetzt. Mir.
    Ich bin wirklich tot.
    Und bewege mich mit Lichtgeschwindigkeit.
    Unheimlicher als tot zu sein war es, tot zu sein und Sinn für Humor zu haben.
    Widersprüche... Dies fühlte sich so real an, realer als irgendetwas, das ihr jemals zugestoßen war, als sie noch gelebt hatte. Aber gleichzeitig hatte sie ein seltsames Gefühl von Unwirklichkeit. Die Ränder ihres Ichs waren verschwommen, als sei sie ein Teil des Tunnels und der Lichter und der Bewegung. Sie hatte keinen klar definierten Körper mehr.
    Könnte das alles in meinem Kopf geschehen?
    Mit diesem Gedanken kam zum ersten Mal die Furcht. Denn die Dinge in ihrem Kopf... konnten beängstigend sein. Was war, wenn sie auf ihre Albträume stieß, eben jene Dinge, von denen ihr Unterbewusstsein wusste, dass sie ihr die größte Angst machten?
    Das war der Moment, in dem ihr klar wurde, dass sie keine Kontrolle darüber hatte, wohin sie sich bewegte.
    Und der Tunnel hatte sich verändert. Vor
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