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Nigger Heaven - Roman

Nigger Heaven - Roman

Titel: Nigger Heaven - Roman
Autoren: Walde + Graf Verlag
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aufhalten und dann Danke schön und Tschüs auch«, murmelte der Creeper mürrisch.
    An der Ecke der 137 th Street tanzte eine Gruppe von Straßenkindern den Charleston, umringt von zahlreichen Zuschauern, die rhythmisch in die Hände klatschten. Scheinbar absichtslos mischte sich Anatole unter die Amüsierwilligen. Seine Augen glitten dabei aber flink von den Tänzern zu den Zuschauern hinüber, und unterzog sie einer hastigen, aber genauen Prüfung. Plötzlich sah er, wonach er gesucht hatte.
    Es war eine Goldbraune, deren Haut rein und weich war wie Samt. Hübsches Ding, dachte er bei sich. Er war schon öfters in dieser Gegend gewesen, aber er sah sie zum ersten Mal. Ihr schlanker Körper war in korallenfarbene Seide gehüllt, und das Kleid war kurz genug, um stramme Beine in goldbraunen Strümpfen sehen zu lassen. Ein türkisblauer kleiner Hut bedeckte fast vollständig ihr schwarzes glattgekämmtes Haar. Ihre sanften braunen Augen schienen zu betteln. Fast augenblicklich wandte er seinen Blick ab (so schnell hatte er sie befriedigt taxiert); und ihm war klar, dass sie bemüht sein würde, sich an ihn ranzumachen, ohne dass es den Anschein hatte und sogar ohne ihn dabei anzusehen. Nicht ein einziges Mal, während sie ihren Plan ausführte, gaben ihre Hände das rhythmische Klatschen auf, das die jungen Tänzer begleitete. Als sie schließlich so nah an seiner Seite stand, dass er sie berühren konnte, tat sie immer noch so, als ob sie nur die ausgefeilten Charlestonschritte interessieren würden. Und Anatole tat seinerseits so, als sei er sich ihrer Gegenwart nicht bewusst.
    Nachdem dieses gemeinsame Spiel eine Weile gedauert hatte, verlor sie die Geduld oder bekam Mut und sprach ihn an.
    »Hallo, Toly.«
    Er wandte sich ohne ein Lächeln um und starrte sie an.
    »Ich kann mich nicht erinnern, die Ehre Ihrer Bekanntschaft gemacht zu haben.«
    »Das stimmt, Mr Toly, das stimmt. Ich bin Ruby.«
    Er ermutigte sie nicht fortzufahren.
    »Ruby Silver«, ergänzte sie.
    Er schwieg. Plötzlich begann er, ostentativ in die Hände zu klatschen. Ein besonders agiler Sechsjähriger führte ein paar hübsche Sprünge aus. »Hey, hey! Noch so´n Sprung!«
    »Hier kennt Sie doch jeder, Mr Toly, aber auch jeder.« Ihre Stimme flehte um Beachtung.
    Der Creeper klatschte weiter.
    »Ich wollte Sie natürlich schon immer kennenlernen.«
    Der Creeper blieb standhaft. »Und warum?«, fragte er beiläufig.
    »Sie wissen schon, Mr Toly. Ich denke, Sie wissen Bescheid.« Er zog sie etwas aus dem Kreis heraus.
    »Wie viel haben Sie dabei?«
    »Ich bin gut bei Kasse heute Abend. Da war´n Weißer, dem ich beim Spiel Glück bringen sollte. Er gab mir ’nen Zehner.«
    Der Creeper schien die Angelegenheit in Betracht zu ziehen. »Ich traf letzte Nacht eine, die hat mir fünfzehn geboten«, konterte er. Trotzdem war zu sehen, dass er weich wurde.
    »Ich hab noch ’nen Fünfer in meinem linken Strumpf und jede Menge Liebe.«
    Der Creeper wurde zugänglicher. »Ihr Gesicht kommt mir ja auch bekannt vor, Miss Silver«, behauptete er. »Darf ich Sie bitten, sich bei mir einzuhaken?«
    Während sie eng beieinander eine dunkle Seitenstraße hinuntergingen, erforschte seine Hand ausgiebig ihren Körper, der weich und warm unter der korallenfabenen Seidenhülle lag.
    »Sollen wir tanzen gehen?«, fragte er.
    »Aber gern«, antwortete sie.
    »Komm rüber.«
    Sie bückte sich und griff oben in den rechten und dann in den linken Strumpf.
    Unverzüglich händigte sie ihm zwei Scheine aus, die er in seine Westentasche stopfte, ohne sie anzusehen.
    »Winter Palace?«, fragte sie.
    Ein abschätziger Schatten glitt über Anatoles Gesicht.
    »Nee«, entgegnete er. »Zu viele Weiße, die Kontakt zu uns Schwarzen suchen.«
    »Bowie Wilcox´s ist schick.«
    »Zu viele Schnösel.«
    »Atlantic City Joe´s?«
    »Zu viele Schwuchteln und kesse Väter.«
    »Also gut, wohin dann?«
    »Ins Black Venus.«
    Einige Augenblicke später verschluckte sie ein Eingang an der Lenox Avenue, den zwei rotierende grüne Lichter flankierten. Arm in Arm stiegen sie die Stufen zum Keller hinunter. Während sie die lange Vorhalle entlanggingen, die zum Tanzsaal führte, drangen sinnliche Jazzlaute, langgezogen und klagend, an ihre Ohren. An der Tür standen drei Kellner im Abendanzug und begrüßten den Creeper mit Enthusiasmus.
    »Aber das ist doch Mr Toly!«
    »Guten Abend.«
    »Nehmen Sie ´nen Tisch bei mir?«
    »Oder bei mir?«
    »Bei mir vielleicht, Mr Toly?«
    Seine Brust
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