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Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze
Autoren: R.A. Salvatore
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das nicht von Belang. »Wie gut kennst du diesen Erlindir inzwischen?«
    Diesmal zuckte die Wandlerin mit den Schultern.
    »Würde er dich in seinem Hain willkommen heißen?«
    Sie nickte.
    »Er ist ein Anhänger von Mielikki«, stellte Draygo Quick fest. »Kennst du seinen Rang?«
    »Er ist ein mächtiger Druide, auch wenn sein Geist jetzt im Alter ein wenig umwölkt ist.«
    »Aber er steht in der Gunst der Göttin?«, fragte Draygo Quick drängender als beabsichtigt, wie er an der Reaktion der Wandlerin erkannte, die verwundert aufhorchte.
    »Wäre das nicht die Voraussetzung für seine Macht?«
    »Mehr als das«, schob Draygo nach.
    »Möchtest du wissen, ob Erlindir bei Mielikki besondere Gunst genießt? Als Auserwählter?«
    Der alte Hexer verzog keine Miene.
    Die Wandlerin lachte. »Glaubst du etwa, dann hätte ich solche Tricks bei ihm versucht? Für wie dumm hältst du mich, mein Lieber?«
    Draygo Quick tat ihre Fragen mit einer unwirschen Handbewegung ab. »Würde dieser Erlindir von anderen wissen, die derart in der Gunst seiner Göttin stehen?«, erkundigte er sich.
    »Das Oberhaupt seines Ordens vermutlich.«
    »Nein … oder vielleicht«, sagte der Hexer. »Ich suche nach den Lieblingskindern, denen, die als ›Auserwählte‹ gelten.«
    »Von Mielikki?«
    »Von allen Göttern. Sämtliche Informationen, die du mir zu diesem Thema beschaffen kannst, sind mir hoch willkommen. Ich würde dich gut dafür belohnen.«
    Er schenkte sich Brandy nach und hörte dabei die Wandlerin ebenso skeptisch wie gebannt fragen: »Drizzt Do’Urden?«
    Er zuckte erneut mit den Schultern. »Wer weiß das schon?«
    »Erlindir vielleicht«, antwortete die Wandlerin. Sie trank aus und wandte sich zum Gehen, warf aber noch einen Blick zu dem Zimmer mit der unruhigen, eingesperrten Guenhwyvar.
    »Viel Spaß auf Toril«, wünschte sie ihm.
    »Spaß …«, murmelte Draygo Quick in sich hinein, während sie verschwand. Diesen Rat nahm er sich selten zu Herzen.

Teil 1
    Das gebrochene Kind

Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber die Welt, die mich umgibt, wird nach wie vor grauer und verwirrender.
    Wie breit war der Grat zwischen Dunkelheit und Licht, als ich Menzoberranzan einst verließ! Ich war mir so sicher, was rechtschaffen war und was nicht, auch wenn mein eigener Weg angreifbar erschien. Dennoch konnte ich mit der Faust an die Wand schlagen und verkünden: »So ist es am besten für die Welt. Das ist richtig, und das ist falsch!«
    Und jetzt ist Artemis Entreri mein Weggefährte.
    Und meine Geliebte ist eine Frau, die …
    Der Grat zwischen Dunkelheit und Licht wird immer schmaler. Was einst klar zu unterscheiden war, verwandelt sich zunehmend in undurchschaubaren Nebel.
    In dem ich mich seltsam losgelöst bewege.
    Dieser Nebel war natürlich schon immer hier. Nicht die Welt hat sich verändert, nur wie ich sie verstehe. Es hat schon immer Banditen gegeben wie Bauer Stuyles und seine Bande. Laut Gesetz sind sie tatsächlich vogelfrei, aber neigt sich die Waagschale nicht deutlicher auf die Seite der Feudalherren von Luskan oder gar Tiefwasser, deren Gesellschaftsstrukturen Menschen wie Stuyles in eine unhaltbare Position bringen? Sie lauern Reisenden auf, um zu überleben, aus Not und am Rande einer Zivilisation, die sie vergessen hat.
    Oberflächlich betrachtet sieht selbst dieses Problem ganz einfach aus. Doch wenn Stuyles und seine Bande zuschlagen, überfallen und töten sie auch nur die Laufburschen der eigentlichen Fadenzieher – Leute, die innerhalb der wankenden Strukturen der Gesellschaft ebenfalls verzweifelt um ihr Auskommen ringen.
    Wohin neigt sich die Waage dann?
    Und was noch wichtiger ist: Wofür soll ich persönlich mich entscheiden? Wie kann ich am besten für das einstehen, was ich als wahr und wichtig einstufe?
    Soll ich ein Einzelgänger in einer Ein-Personen-Gesellschaft sein, in der ich meine persönlichen Bedürfnisse so erfülle, wie ich es für gut und richtig halte? Also ein Eremit, der bei den Tieren im Wald lebt, so wie Montolio deBrouchee, mein einstiger Lehrmeister. Das wäre der einfachste Weg, aber reicht das aus, um ein Gewissen zu beschwichtigen, das die Gemeinschaft lange für wichtiger hielt als das Selbst.
    Soll ich ein großer Hecht im kleinen Teich sein, wo jede von meinem Gewissen geforderte Bewegung Wellen an die umseitigen Ufer schwappen lässt?
    Diese beiden Möglichkeiten scheinen mein Leben aktuell am besten zu beschreiben, auch die letzten paar Jahrzehnte mit
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