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Nie genug von dir

Nie genug von dir

Titel: Nie genug von dir
Autoren: Melanie Hinz
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Papierkorb."
    "Ehrlich gesagt ist es besser, wenn ich vorerst nichts sage. Denn was in deiner Gegenwart aus meinem Mund kommt, ist mir selbst fremd."
    Fantastisch. Jetzt ist er auch noch glaubhaft niedlich. Und ich habe mir geschworen, nie mehr auf Charmeure reinzufallen.

Markus
     
    Das ist doch Scheiße. Seit ich ihr meine Nummer gegeben habe, ist sie nicht mehr zu mir gekommen. Jetzt bin ich wieder zuhause und konnte mich noch nicht einmal von ihr verabschieden. Vielleicht wollte sie mir aus dem Weg gehen, vielleicht ist sie aber nur auf eine andere Station versetzt worden. Ihre Kolleginnen wollte ich nicht fragen, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen.
    Das macht mich nervös, denn wenn sie sich nicht meldet, dann habe ich jede Chance vergeudet, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Dabei habe ich es für eine gute Idee gehalten, ihr meine Nummer zu geben, statt auf ihre zu bestehen. Google habe ich natürlich schon bemüht, doch sie scheint bis jetzt keine öffentlichen Profile im Internet zu haben und ihre Telefonnummer ist nirgends verzeichnet.
    Sind es eigentlich nicht die Frauen, die den Männern oft so hinterherlaufen? Anscheinend mutiere ich allmählich zu einem Mädchen. Meine Mutter würde mich für diesen stereotypen Vergleich übers Knie legen, doch so habe ich mich dem weiblichen Geschlecht gegenüber nie verhalten. Aber sie hat es mir angetan. Umso schlechter fühle ich mich, dass sie mir damals wirklich nicht aufgefallen ist.
     
    Wie ein alter Mann schleppe ich mich keuchend und humpelnd von der Dusche ins Wohnzimmer auf die Couch. Ich schaffe es gerade noch, mir auf halbem Weg den Bademantel überzustreifen, bevor ich in die Polster zusammensacke, da piept mein Handy auf dem Couchtisch. Stöhnend beuge ich mich vor, um danach zu greifen. Ich könnte schon wieder schlafen. 5 Tage nach der Operation fühle ich mich immer noch, als hätte ich einen üblen Kater gepaart mit dem heftigsten Bauchmuskelkater meines Lebens.
     
    Hey Markus. Hier ist Nadine. Du hast deine Kopfhörer im Nachttisch vergessen. Die sehen teuer aus, deswegen willst du sie sicher zurückhaben. Sie liegen auf der Station im Schwesternzimmer, falls du sie abholen möchtest.
     
    Für einen Moment sind alle Schmerzen nebensächlich, denn jetzt habe ich ihre Nummer. Sie hätte mich auch einfach vom Krankenhaus aus anrufen können, doch stattdessen hat sie diesen Weg gewählt. Also gehe ich davon aus, dass sie einem Kontakt nicht abgeneigt ist. Hoffentlich überschätze ich mich da nicht.
     
    Das könnte ich tun. Oder du bringst sie mir vorbei und bekommst dafür den besten Kaffee in ganz Mönchengladbach.
     
    Das ist etwas übertrieben, doch mehr habe ich im Augenblick nicht zu bieten. Falls sie innerhalb der nächsten 24 Stunden hier aufschlägt, werde ich es bis dahin nämlich sicher nicht schaffen, einzukaufen.
     
    Frühaufsteher oder Langschläfer?
     
    Verwirrt schaue ich auf mein Handy.
     
    Hängt immer davon ab, wie lang die Nacht zuvor war.
     
    Dann solltest du heute Abend nach dem Sandmännchen ins Bett gehen. Halb sieben, morgen früh nach meiner Nachtschicht. Ich nehme Milch und Zucker.
Nadine

 
    Ich hätte im Krankenhaus duschen sollen. Oder wenigstens etwas Schminke nachlegen. Die Nachtschicht ist immer hart und ich weiß nicht, ob ich mich je daran gewöhnen werde.
    Oh Gott, ich bin so nervös. Das ist ein Fehler. Ich sollte nicht zu ihm in die Wohnung gehen. Letztendlich ist er mir doch völlig fremd. Vielleicht hat er sich auch zu einem perversen Serienmörder entwickelt und plant schon, wie viel Platz meine Einzelteile in seiner Gefriertruhe in Anspruch nehmen.
    Ich sollte aufhören, so viele Horrorfilme zu schauen und einfach seine Klingel betätigen.
    "Muss ich dich abholen oder kommst du rauf?"
    Erschrocken drehe ich mich um, bis ich verstehe, dass seine Stimme aus der Gegensprechanlage kommt.
    "Ich wollte gerade klingeln", rufe ich unnötig laut und erschrecke mich vor meiner eigenen Stimme.
    Markus' Lachen klingt durch den Lautsprecher. "Dachgeschoss", sagte er, bevor er mir die Tür aufdrückt.
    Ich widerstehe dem Drang, mich auf dem Absatz umzudrehen und mich zu Hause in mein warmes Bett zu verkriechen.
    Oben angekommen steht er im Türrahmen und erwartet mich. Er lächelt, doch ich sehe, dass er noch Schmerzen hat und nur mit Mühe gerade stehen kann. In einem verwaschenen T-Shirt, mit dem aufgedruckten Cover von Nirvanas In Utero , und einer tiefsitzenden, grauen Jogginghose sieht er zum Anbeißen aus.
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