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Nie genug von dir

Nie genug von dir

Titel: Nie genug von dir
Autoren: Melanie Hinz
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sie nicht kalt lasse.
    "Oh, und den Umweg übers Schwesternzimmer kannst du dir sparen. Meine Kolleginnen sind immun gegen jede Art von Charme und werden meine Daten nicht herausgeben."
    Shit. Sie hat mich durchschaut. Jetzt muss ich mir etwas verdammt Gutes einfallen lassen.
     
    Mit dem Mittagessen kommen auch meine Mutter und mein Bruder. Es ist scheinbar egal, wie alt ich inzwischen bin, sobald es mich im Krankenhaus dahinrafft, werde ich für meine Mum zum Baby. Patrick hingegen sitzt mit genervtem Gesicht in der Ecke und spielt mit seinem brandneuen Nintendo DS, den er von mir zu Weihnachten bekommen hat.
    Vor mir steht ein Stapel Tupperdosen mit Weihnachtsplätzchen und eine Tüte voller Mandarinen. Da es mir vor Heiligabend schon so schlecht ging, habe ich seit drei Tagen nichts mehr gegessen. Doch im Augenblick kann mich auch nichts locken.
    "Hast du eigentlich Nadine getroffen?", fragt meine Mutter beiläufig. "Ich hab sie am Tag deiner OP abends auf dem Flur gesprochen."
    Mein erster Gedanke: Bloß nichts anmerken lassen. Der zweite Gedanke lässt mich dennoch grinsen. Das könnte einfacher werden, als ich befürchtet habe.
    "Nadine", frage ich mit Unschuldsmiene. Meine Mutter hatte immer schon ein ausgezeichnetes Personengedächtnis.
    "Nadine Prinz. Mit der du Abi gemacht hast. Sie scheint hier als Krankenschwester zu arbeiten."
    "Sagt mir gar nichts." Ja, natürlich. Jetzt erinnere ich mich. Aber das kann ich meiner Mutter gegenüber nicht zugeben. Nachdem ich sie endlich davon überzeugen konnte, dass ich nicht schwul bin, auch wenn ich keine Frau nach der anderen verschleiße, versucht sie permanent, mich zu verkuppeln. Es wäre schön, wenn sie da einfach ihre Finger rauslassen würde.
    "Wirklich nicht? Sie war damals schon so ein liebes Mädchen. Ihr hattet zusammen den Leistungskurs in Französisch, wenn ich mich recht entsinne. Aber in deiner Klasse war sie nicht."
    Deswegen konnte ich mich auch nicht gleich erinnern. Da ich die 8. und 13. Klasse wiederholen musste, waren wir nur für ein Jahr im selben Jahrgang. Jetzt kann ich sie wieder einordnen. Sie muss mich für ein Arschloch halten.
    "Nein, Mama. Ehrlich nicht. Ich werde mal ein Auge drauf haben, aber ich glaube nicht, dass ich sie schon gesehen habe."
    Und wie ich ein Auge auf sie haben werde.

Nadine
     
    Er hält sich ja für so schrecklich schlau. Natürlich war mir klar, dass er es über seine Mutter herausbekommen wird. Schließlich habe ich am ersten Abend mit ihr gesprochen und irgendwann musste das Thema zwischen den beiden zur Sprache kommen.
    "Wir haben gemeinsam Abi gemacht und waren zusammen im Leistungskurs Französisch", verkündet er stolz, als ich ihm Temperatur und den Blutdruck messe. "Gestern ist es mir wieder eingefallen."
    Was für ein kleiner Lügner. Okay, klein ist er nicht. So gar nicht. Dafür aber charmant. Wider besseres Wissen werde ich ihm meine Nummer geben. Schließlich habe ich es versprochen. Auch wenn er geschummelt hat. Und seine Haut fühlt sich einfach zu gut an.
    Ich bin ein hoffnungsloser Fall. Als Krankenschwester sollte ich in der Lage sein, einen Patienten ohne solche Hintergedanken zu berühren.
    "Also heißt das, dass du jetzt meine Telefonnummer möchtest."
    "Das wäre schön. Aber ich will dich ehrlich nicht drängen." Er zieht einen kleinen Zettel mit einer Nummer aus seinem Nachttisch und reicht ihn mir. "Wenn du dich jedoch entschließen solltest, mich nicht völlig daneben zu finden, würde ich mich freuen, von dir zu hören.
    Er macht mich schwach, wenn er mich mit diesem Hundeblick und den unglaublich langen, dichten Wimpern anschaut.
    "Ich überleg es mir", sage ich. Doch als ich seinen enttäuschten Gesichtsausdruck sehe, entwaffne ich ihn mit einem Zwinkern und schiebe den Zettel in meine Kitteltasche. "Aber vermutlich nicht vor dem neuen Jahr, weil ich bis Silvester noch die Nachtschicht habe. Außerdem flirte ich nicht mit Patienten. Ich hänge nämlich an meinem Job."
    "Für dich bin ich auch nachts erreichbar."
    Bei ihm weiß ich nie, ob es ein schlechter Anmachspruch ist oder ob er es tatsächlich so meint.
    "Für die nächsten Tage wird wahrscheinlich die Couch dein bester Freund sein. Große Ausflüge sind nicht drin. Da glaube ich nicht, dass du dir mit mir die Nächte um die Ohren schlagen willst."
    Seine hochgezogene Augenbraue spricht Bände.
    "Oh nein, Mister", wehre ich direkt jeden Kommentar ab. "Sprich es nicht aus, sonst landet deine Nummer gleich im
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