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Nie genug (German Edition)

Nie genug (German Edition)

Titel: Nie genug (German Edition)
Autoren: Melanie Hinz
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ziemlich jedes Mädchen scharf war. Und wohl auch ein paar der Jungs … Erzähl! Wie hast du es geschafft, den zu zähmen?
    Nadine P.: Lange Geschichte, Emma. Außerdem, wer sagt, dass ich ihn gezähmt möchte? *zwinker*
    Emma Lennartz: Da schlummerte also eine Vorliebe für wilde Jungs, die du immer gut verborgen hast?
    Nadine P.: Nur eine Vorliebe für den wilden Markus, die ich mir erst sehr spät eingestehen konnte. Ich muss jetzt leider zum Dienst, aber wir sollten uns unbedingt noch mal treffen. Spontane Idee: Hast du morgen Abend Zeit? Markus ist mit seinem Kumpel unterwegs und ich hab die Wohnung für mich. Wie klingt Pizza, Rotwein und über alte Zeiten reden?
     
    Mein erster Reflex ist es, eine Ausrede zu erfinden, warum ich keine Zeit habe. In den letzten Jahren habe ich mich zu einem überzeugten Eremiten entwickelt, der vergessen hat, wie man sich in Gesellschaft anderer Leute verhält. Nadine wird wahrscheinlich hinten über fallen, wenn sie sieht, wie sehr ich mich verändert habe, beziehungsweise, wie fett ich geworden bin. Doch ein Frauenabend klingt nach so langer Zeit wirklich verlockend, also sage ich zu. Sie schickt mir ihre Adresse und wir verabreden uns für den nächsten Abend.
     

2.
     
    Nadine hat sich in den letzten 10 Jahren äußerlich kaum verändert. Die einzigen Überraschungen sind ein Augenbrauenpiercing und eine Tätowierung auf ihrer Schulter, die an den Seiten ihres Tanktops heraus schaut. Sie begrüßt mich herzlich und schließt mich gleich in ihre Arme, ohne nur ein Wort über meinen körperlichen Verfall zu verlieren. Vielleicht bin ich einfach paranoid. Was hätte sie auch tun sollen? Mich beschimpfen und raus schmeißen, weil ich nicht mehr so aussehe, wie mit 16?
    Nadine führt mich in die Küche, wo wir uns an die Frühstückstheke setzen. Sie verliert keine Zeit und schenkt uns gleich Wein ein.
    „Sorry, dass ich dich gestern so abgewürgt habe, aber ich musste dringend zur Arbeit“, sagt sie und verschließt die Rotweinflasche mit dem Korken.
    „Kein Thema. Wir haben ja jetzt Zeit zu reden. Was machst du eigentlich? Ich weiß nur, dass du nach der Realschule noch Abi gemacht hast.“
    „Ich bin Kinderkrankenschwester. Für eine Weile habe ich überlegt, Medizin zu studieren. Dann musste ich mir aber doch eingestehen, dass ich kein so großes Durchhaltevermögen habe. Das Abitur zu schaffen, war schon ein Kampf. Was machst du eigentlich beruflich? Hast du nicht eine Ausbildung beim Rechtsanwalt gemacht?“
    Jetzt hätte ich die Wahl, von Beginn an ehrlich zu sein, aber ich kann es nicht. Ich weiß, dass Nadine nicht verklemmt ist, aber ich muss wissen, dass ich ihr vertrauen kann.
    „Habe ich. Aber auf Dauer war ich nicht glücklich damit, den Fußabtreter für diese Schlipsträger zu spielen. Ich bin mit einem Schreibbüro selbstständig“, erzähle ich die schon so vertraute Lüge.
    „Klingt doch gut. Der eigene Boss zu sein, hat schon seinen Reiz. Markus hat den Schritt vor einem Jahr getan und nicht bereut.“
    „Was macht er denn?“, frage ich.
    „Er hat Grafikdesign studiert. Damals hat er ja schon viel gezeichnet. Vor fünf Jahren hat er angefangen, sich nebenbei bei einem Bekannten zum Tätowierer ausbilden zu lassen. Letztes Jahr hat er dann mit seinem Freund ein Studio aufgemacht. Es läuft super und die beiden machen echt geniale Sachen“, sagt sie und dreht sich, um mir ihre Schulter zu präsentieren. Ich nicke anerkennend, obwohl ich keine wirkliche Ahnung von guten oder schlechten Tattoos habe.
    „Wie lange seid ihr denn schon verheiratet? Und wie kam es überhaupt dazu, dass ihr ein Paar geworden seid?“
    „Geheiratet haben wir vor 3 Jahren. Wir sind aber schon seit 7 Jahren zusammen. Ich war noch in der Ausbildung und Markus kam als Patient auf die Station, wo ich gerade als Schwesternschülerin war. Er hat den Blinddarm raus genommen bekommen und war mir zugeteilt. Seitdem bin ich ihn nicht mehr losgeworden. Er war echt hartnäckig.“
    Wir bestellen Pizza und ziehen ins Wohnzimmer um.    Nadine holt ihre alten Fotoalben hervor und wir sehen uns Bilder aus der Schulzeit an. Sie hat Fotos von mir, die ich noch nie gesehen habe. Es gibt sogar ein Bild von unserer Abschlussfahrt, wo wir gemeinsam am Strand vor einem Lagerfeuer sitzen. Ich erinnere mich gut an diesen Abend. Oh, wie gut ich mich daran erinnere.
    „Kein Grund sich zu schämen, Emma“, kommentiert sie mein rotes Gesicht. „Wir waren blutjung und wir hatten Spaß. Es hat
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