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Nicht so laut vor Jericho

Nicht so laut vor Jericho

Titel: Nicht so laut vor Jericho
Autoren: Ephraim Kishon
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Die Experten behaupten, dies hätte sich vermeiden lassen, wenn die Elefanten an den Index gebunden wären.
    Alles auf der Welt hat seinen Preis. Auch die wirtschaftliche Unabhängigkeit eines Landes.
     

Wohin das Hündchen will
     
     
    Unsere Sympathie für Elefanten rührt daher, daß wir eine kleine, um ihre Existenz kämpfende Nation – instinktiv die Partei des Schwächeren ergreifen. Wir stellen dabei nur eine einzige Bedingung: der Schwächere muß zimmerrein sein.
     
    Zwinji, ein Wechselbalg aus der mongolischen Steppe, wurde eines frostigen Morgens in meinem damals noch sehr gepflegten Garten von mir entdeckt. Es mochte etwa fünf Uhr sein, eine Zeit, zu der die meisten Menschen noch schlafen – mit Ausnahme der Politiker, die sehr früh aufstehen müssen, sonst dreht sich das Rad der Geschichte nicht weiter. Um diese trübe Morgenstunde also hörte ich draußen vor dem Fenster ein leises, verzweifeltes Winseln. Ich zog die Vorhänge beiseite und blinzelte mit schlafverhangenen Augen hinaus. In der Mitte meines – ich wiederhole: damals sehr gepflegten – Gartens sah ich ein sehr kleines Hündchen, das mit sehr kleinen Pfötchen den Garten umgrub und mit sehr großem Appetit das umstehende Gras verzehrte. Das Hündchen war nicht nur sehr klein und sehr weiß, es war auch von sehr unbestimmbarer Rasse und völlig außerstande, seine vier Beine miteinander zu koordinieren.
    Ich wollte die Vorhänge wieder zuziehen, um mich ins warme Bettchen zurückzubegeben, aber da war die beste Ehefrau von allen schon aufgewacht und fragte:
    »Was ist los?«
    »Junges vom Hund«, antwortete ich mißmutig.
    »Lebt es?«
    »Ja.«
    »Dann laß es herein.«
    Ich öffnete die Tür zum Garten. Das sehr junge Hündchen trottete in unser Schlafzimmer und pinkelte auf den roten Teppich.
    An dieser Stelle möchte ich bemerken, daß ich meine Teppiche nur ungern anpinkeln lasse. Deshalb ergriff ich das kleine weiße Bündel und setzte es im Garten wieder ab. Meine stille Hoffnung war, daß Er, der die Vögel des Waldes ernährt, sich auch um die Hündchen des Gartens kümmern würde.
    Er kümmerte sich nicht. Vielmehr stimmte das Hündchen ein durchdringendes Jaulen und Jammern an, was zur Folge hatte, daß aus dem Nachbarhaus Frau Kaminski im Morgenrock herbeigeeilt kam. Nun ist Frau Kaminski im Morgenrock kein besonders schöner Anblick, und was sie uns zu sagen hatte, war auch nicht besonders schön. Das änderte sich jedoch, als ihr Blick auf die Ursache des morgendlichen Lärms gefallen war. In wohlgesetzter Rede versuchte Frau Kaminski uns zu überzeugen, daß wir die kleine Waise unbedingt adoptieren müßten. Sie versäumte nicht, auf die wenig bekannte Tatsache hinzuweisen, daß der Hund ein treues Tier sei, und nicht nur treu, sondern auch klug und reinlich. Man könnte, wie Frau Kaminski ruhig sagte, ruhig sagen: der Hund ist der beste Freund des Menschen; abgesehen, vielleicht, von der Regierung.
    »Wenn das alles so ist, Frau Kaminski«, erlaubte ich mir einzuwerfen, »warum adoptieren Sie den kleinen Hund nicht selbst?«
    »Bin ich meschugge?« replizierte die Hundeliebhaberin.
    »Als ob ich nicht schon genug Sorgen hätte?«
    So kam es, daß wir das sehr kleine, sehr junge Hündchen adoptierten. Ein sofort einberufener Familienrat beschloß nach lebhafter Debatte zwischen meiner Frau und mir, dem sehr jungen, sehr kleinen Hündchen den Namen Zwinji zu geben, wegen seiner gesprenkelten Ohren, oder weil es irgendwie nach mongolischer Steppe klang, oder vielleicht aus anderen Gründen, ich erinnere mich nicht mehr.
    Zwinji fühlte sich bei uns alsbald wie zu Hause und stahl sich in unsere Herzen. Er war leicht zu verköstigen, weil er alles fraß, was in seine Reichweite kam, Knöpfe, Spagat, Armbanduhren, alles mögliche. Auch liebte er es, kleinere Kadaver aus Nachbars Garten in den unseren zu tragen. Er war uns in rührender Anhänglichkeit zugetan und wedelte mit seinem kurzen Schweifchen vor lauter Freude jedesmal, wenn wir ihn riefen, vorausgesetzt, daß er in unserer Hand eine ungarische Salami sah. In erstaunlich kurzer Zeit hatte ich ihm beigebracht, meinen Befehlen zu gehorchen. Dafür nur einige Beispiele:
    »Sitz!« (Zwinji spitzt die Ohren und leckt mein Gesicht.)
    »Spring!« (Zwinji kratzt sich den Bauch.)
    »Gib’s Pfötchen!« (Zwinji rührt sich nicht.)
    Ich könnte noch eine ganze Reihe weiterer Beispiele anführen, aber schon aus den bisherigen geht hervor, daß Zwinji kein blödsinnig
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