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Nicht so laut vor Jericho

Nicht so laut vor Jericho

Titel: Nicht so laut vor Jericho
Autoren: Ephraim Kishon
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du«, fragte ich vorsichtig, »daß es sich vielleicht nur um eine vorübergehende Lustlosigkeit handelt, die ich aus eigener Kraft überwinden könnte? Eine schöpferische Pause, sozusagen?«
    Keine Antwort.
    »Hast du mich verstanden?«
    »Natürlich habe ich dich verstanden. Ich bin ja nicht taub. Eine schöpferische Pause aus eigener Kraft überwinden, oder so ähnlich.«
    »Nun?«
    »Wie war’s mit einer Bonbonnière?«
    »Wieso?«
    »Das schaut nach etwas aus und ist nicht übermäßig teuer, findest du nicht auch?«
    »Ob ich’s finde oder nicht – mein Problem ist damit nicht gelöst, Liebling. Wenn ich für ein bis zwei Jahre zu schreiben aufhöre, oder vielleicht für drei – womit soll ich mich dann beschäftigen? Womit soll ich das intellektuelle Vakuum ausfüllen, das in mir entstehen wird? Womit?«
    Jetzt wurden die cremebedeckten Wangen einer Reihe von leichten Massage-Schlägen ausgesetzt, aus deren Rhythmus man mit ein wenig Phantasie das Wort »Kindergärtnerin« heraushören konnte.
    »Hörst du mir zu?« fragte ich abermals.
    »Frag mich nicht ununterbrochen, ob ich dir zuhöre. Natürlich höre ich dir zu. Was bleibt mir schon übrig. Du sprichst ja laut genug.«
    »So. Und wovon habe ich jetzt gesprochen?«
    »Von der Beschäftigung mit einem Vakuum, das du intellektuell ausfüllen willst.«
    Sie hat tatsächlich jedes Wort behalten. Ich nahm den Faden wieder auf.
    »Vielleicht sollte ich’s mit der Malerei versuchen? Oder mit der Musik? Nur für den Anfang. Gewissermaßen als Übergang.«
    »Ja, meinetwegen.«
    »Ich könnte natürlich auch auf die Wasserbüffel-Jagd gehen oder Reißnägel sammeln.«
    »Warum nicht.«
    Ein Löschpapier über die ziegelrote Creme, künstliche Wimpern unter die Augenbrauen, und dann ihre Stimme:
    »Man muß sich das genau überlegen.«
    Darauf wußte ich nichts zu sagen.
    »Warum sagst du nichts, Ephraim?«
    »Meiner Meinung nach ist es höchste Zeit, die Leiche unserer Waschfrau auszugraben und sie in den grünen Koffer zu sperren… Hast du mir zugehört?«
    »Die Leiche der Waschfrau in den Koffer sperren.«
    So leicht ist meine kleine Frau nicht zu beeindrucken.
    Jetzt bürstet sie mit einem winzigen, selbstverständlich aus dem Ausland importierten Bürstchen ihre Augenlider. Ich unternehme einen letzten Versuch.
    »Wenn sie kinderliebend ist, die Tiergärtnerin, dann könnten wir ihr ein Zebrapony schenken.«
    Auch das ging ins Leere. Meine Gesprächspartnerin stellte das Radio an und sagte:
    »Keine schlechte Idee.«
    »In diesem Fall«, schloß ich ab, »laufe ich jetzt rasch hinüber zu meiner Lieblingskonkubine und bleibe über Nacht bei ihr.«
    »Ja, ich höre. Du bleibst über Nacht.«
    »Also?«
    »Wenn ich’s mir richtig überlege, kaufen wir ihr doch besser eine Vase als eine Bonbonnière. Kindergärtnerinnen lieben Blumen.«
    Damit verfügte sich die beste Ehefrau von allen ins Badezimmer, um sich von der Gesichtspflege zu reinigen.
    Ich werde wohl noch eine Zeitlang schreiben müssen.
     

Elefantiasis
     
     
    Der Dollar beruht auf dem Goldstandard, der Rubel auf der Geheimpolizei, das Israelische Pfund auf den Arabern. Das heißt: es beruht auf der Tatsache, daß unser Finanzminister, solange die Araber auf uns schießen, nichts dergleichen tut. Wenn es sich ab und zu ergibt, daß die Kampfhandlungen eine Zeitlang ruhen, erscheint am Horizont sogleich das Gespenst der Inflation. Leider müssen wir feststellen, daß der Staat Israel schon seit Jahren von keiner Inflation bedroht wird.
     
    Das Parlament trat zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Gegenstand der hitzigen Debatte war – wie könnte es anders sein die Frage, ob die Klagemauer »Klagemauer« heißen sollte oder »Südliche Mauer«.
    »Jetzt«, bemerkte Frau Kalaniot, »wäre eine gute Zeit, Elefanten zu kaufen.«
    »Warum gerade jetzt?« fragte ich.
    »Weil«, antwortete Frau Kalaniot, »der Preis noch unverändert ist. Sechs Pfund das Kilo, dazu 72% Umsatzsteuer und 85% Zoll. Wenn ich Geld hätte, würde ich sofort einen Elefanten kaufen.«
    Ich versuchte zu widersprechen, aber Felix Seelig fiel mir ins Wort:
    »Und dann wundert man sich, warum die Nachfrage nach Elefanten den Lebenskosten-Index in die Höhe treibt. Nur weil das Kilo Elefant noch immer so viel kostet wie vor der Abwertung, müssen wir über kurz oder lang für alles andere doppelt so viel bezahlen.«
    Ziegler stieß ein gellendes Lachen aus:
    »Elefanten kaufen! Was für ein Unsinn. Wirklich, Kinder,
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