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Nicht ohne Risiko (German Edition)

Nicht ohne Risiko (German Edition)

Titel: Nicht ohne Risiko (German Edition)
Autoren: Suzanne Brockmann
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gehört und gesehen hatte. Die Polizei wartete nur darauf, dass sie einen Fehler machte, Details durcheinanderbrachte, sich in Widersprüche verwickelte.
    Alle anderen Polizisten und Detectives machten aus ihren Zweifeln an dem, was sie sagte, keinen Hehl. Einige äußerten den Verdacht, sie habe die Unterhaltung zwischen Delmore und dem Mann, den sie als Vincent Marino identifiziert hatte, missverstanden. Andere meinten, es handle sich vielleicht um eine Verwechslung, Delmores Gesprächspartner sei gar nicht Marino gewesen, die neue Nummer eins im organisierten Verbrechen von Florida. Wieder andere ließen durchblicken, dass sie ihre Geschichte für komplett erfunden hielten. Sie unterstellten ihr, Delmores guten Ruf aus niederträchtigen Motiven in den Dreck ziehen zu wollen.
    Emily musste zahllose persönliche Fragen zu ihrem Verhältnis zu Alex beantworten. Hatten sie sich kürzlich gestritten? Gab es ein Zerwürfnis? Wie lange ging sie schon mit ihm?
    Wie lange schlief sie schon mit ihm?
    Was all diese Fragen damit zu tun hatten, dass Alex in Drogengeschäfte verwickelt war, verstand Emily nicht. Sie beantwortete sie trotzdem wahrheitsgemäß. Und die Wahrheit war nun mal, dass sie keine intime Beziehung zu Alex hatte. Bei den Wochenend-Segeltörns auf seiner Yacht war seine Crew immer mit an Bord gewesen, und sie hatte immer ihre eigene Kabine gehabt. Sie hatte nicht mit Alex geschlafen.
    Aber sie merkte, dass ihr auch das keiner der anderen Polizisten glaubte.
    Nur der junge Detective Salazar blieb stets freundlich. Er sagte, er glaube ihr. Er bat sie um Geduld und Nachsicht mit den Zweiflern. Er sagte, wenn Delmore tatsächlich mit Kokain handle, dann habe er eine Gefängnisstrafe verdient – ganz gleich wie viel Geld er in den letzten Jahren für wohltätige Zwecke gespendet habe.
    Emily nahm noch einen Schluck Kaffee, während Salazar in den Notizen blätterte, die er sich während der drei Stunden ihres Verhörs gemacht hatte.
    „Glauben Ihre Kollegen mir immer noch nicht?“, fragte sie geradeheraus.
    Er lächelte entschuldigend. „Gleich kommt meine Chefin, um mit Ihnen zu reden. Lieutenant Bell“, erklärte er. „Und mein Partner ist inzwischen auch im Haus. Er wird ebenfalls bald hier sein.“
    Die Tür öffnete sich. Emily schaute auf, als eine Frau das Zimmer betrat. Genau wie die anderen trug sie keine Polizeiuniform. Stattdessen war sie mit einer dunkelblauen Jacke, einem Rock und einer schlichten weißen Bluse bekleidet. Sie war klein und drahtig. Ihr Alter war schwer zu schätzen, irgendwas zwischen vierzig und sechzig. Graue Strähnen durchzogen ihr braunes Haar, auf der schmalen Nase saß eine Lesebrille.
    Die Frau schaute Emily über den Rand ihrer Brillengläser hinweg an. „Emily Marshall? Ich bin Lieutenant Katherine Bell.“
    Sie bot ihr nicht die Hand zum Gruß. Also blieb Emily sitzen und rührte sich nicht. Bell setzte sich neben Salazar und griff nach seinen Notizen. „Man sagte mir, Sie glauben, dass Alexander Delmore in irgendwelche illegalen Geschäfte verwickelt sei“, sagte sie und überflog dabei Salazars handschriftliche Notizen.
    Emily antwortete nicht. Sie wartete, bis Bell fertig war mit Lesen.
    „Sie behaupten also, Ihr Verhältnis zu Delmore sei rein freundschaftlich“, bemerkte Bell und schaute Emily an, die Brauen leicht ungläubig hochgezogen.
    „Ich behaupte das nicht nur“, gab Emily äußerlich ruhig und beherrscht zurück. Tatsächlich war sie alles andere als ruhig. Ihr Blutdruck stieg, und sie war längst über bloße Verärgerung hinaus. „Es ist eine Tatsache. Und mir ist überhaupt nicht klar, was diese Frage mit meinem Verdacht zu tun hat, dass Alex Kokain ins Land schmuggelt.“
    Bell lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und trommelte mit den Fingern auf dem Tisch, während sie Emily aufmerksam musterte. „Wir stellen diese Fragen, weil wir herausfinden wollen, warum Sie eigentlich hier sind“, erklärte die Polizistin schließlich. „Sie erheben ziemlich schwere Anschuldigungen. Wir müssen sichergehen, dass Sie keine abservierte Liebhaberin sind oder Rachegelüste hegen. Wir wissen nichts über Sie. Sie könnten ebenso gut eine Geisteskranke sein. Sie könnten dem Mann noch nie begegnet sein und einfach nur …“
    „Sehe ich so aus, als wäre ich verrückt?“, unterbrach Emily sie.
    Bell zuckte mit den Achseln. „Ach wissen Sie, das sieht man den Leuten nicht unbedingt an.“
    Emily beugte sich vor. „Ich bin hier, Lieutenant, weil ich
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