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Nicht ohne Risiko (German Edition)

Nicht ohne Risiko (German Edition)

Titel: Nicht ohne Risiko (German Edition)
Autoren: Suzanne Brockmann
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Geschäft.“
    Vincent lachte, aber das Lachen klang kalt. „Und das soll ich dir glauben? Du steigst nicht einfach so aus dem Geschäft aus.“
    Emily konnte vor ihrem inneren Auge sehen, wie Alex mit den Schultern zuckte. „Glaub, was du willst, Marino.“
    Im Büro gab es einen dumpfen Schlag, als wäre jemand hart mit dem Kopf gegen das Schott gestoßen. Emily schlug das Herz bis zum Hals, aber sie konnte sich nicht rühren, konnte nicht weglaufen.
    „Ich glaube“, knurrte Vincent, „dass ich dir vielleicht die hübsche Visage polieren werde. Ich weiß, dass es heute Nacht irgendwo vor der Küste einen Schneesturm gab, und ich weiß, dass dein hübsches kleines Boot draußen war, um den Schnee einzusammeln. Du zahlst mir meinen Anteil, oder du bist tot. So läuft es. Entweder, du akzeptierst das, oder …“
    Ein Schneesturm? Im Juli? In Florida?
    Schlagartig fiel Emily wieder ein, dass sie in den frühen Morgenstunden aufgewacht war, weil sie einen Außenbordmotor gehört hatte. Das kleine Beiboot der Yacht war leise längsseits gegangen, und während sie noch durch das kleine Bullauge ihrer Kabine nach draußen spähte, verstummte das sanfte Tuckern des Motors.
    Jemand war draußen an Deck. Emily konnte nicht sehen, wer es war, aber sie hörte denjenigen dort hin und her gehen. Das Boot wurde mit einer Leine an der Yacht festgemacht, eine Leiter hinuntergelassen. Der Mann im Boot drehte sichum, und für einen Moment konnte Emily in der Morgendämmerung sein Gesicht sehen.
    Alex.
    Als sie ihn beim Frühstück danach fragte, bat er sie um Entschuldigung dafür, dass er ihren Schlaf gestört habe. Er behauptete, zum Angeln rausgefahren zu sein.
    Angeln? Angeln wonach? Worum ging es, dass Vincent Marino bereit war, Alex deswegen zu töten?
    Schneesturm. Schnee. Schnee! Das stand doch für Kokain, oder?
    Großer Gott! Handelte Alex etwa mit Kokain?
    Emily drehte sich um und sah zu, dass sie wegkam.

2. KAPITEL
    E mily saß am Tisch im Verhörraum der Polizeiwache von St. Simone, die Arme fest vor der Brust verschränkt. Der Polizist, der ihre Aussage zunächst aufgenommen hatte, bezeichnete dieses Zimmer zwar als Besprechungsraum, aber Emily wusste es besser. Es war ein Verhörraum. Eine Wand war verspiegelt. Natürlich war dieser Spiegel von der anderen Seite durchsichtig. Dahinter konnten sich Leute aufhalten und das Gespräch verfolgen, ohne selbst gesehen zu werden.
    Ein Gitter schützte die Uhr an der Wand – so wie bei den Uhren in der Turnhalle der Highschool, an der sie unterrichtete. Trostlose beigegrüne Wände, uralte graue Kacheln auf dem Fußboden, vielfach abgeplatzt und gesprungen.
    Ja, dies war ein Verhörzimmer. Und nach drei Stunden, in denen sieben verschiedene Polizisten ihr immer wieder dieselben Fragen gestellt hatten, konnte sie es gar nicht mehr anders bezeichnen: Sie wurde verhört.
    Der Raum roch nach kaltem Zigarettenrauch. Das änderte sich, als der Polizist, der zuletzt mit ihr gesprochen hatte, zurückkam, zwei Porzellanbecher mit dampfend heißem Kaffee in den Händen.
    „Wir haben auch Einwegbecher aus Kunststoff.“ Er sprach mit einem leichten spanischen Akzent. „Aber die benutze ich nicht gern. Nicht seitdem ich weiß, was für eine Umweltsauerei dieses Einweggeschirr ist. Aber diese Becher sind in Ordnung. Ich habe sie selbst ausgewaschen, und ich mache das gründlich.“
    Emily nahm ihm das ohne Weiteres ab. Der Detective – er hatte sich als Felipe Salazar vorgestellt – war ordentlich gekleidet und wirkte sehr gepflegt. Er war noch jung, wahrscheinlichsogar jünger als sie mit ihren fünfundzwanzig Jahren, hatte kurze schwarze Haare und hohe, leicht exotisch wirkende Wangenknochen. Wenn sein entwaffnend freundliches Lächeln nicht gewesen wäre, hätte er vielleicht gefährlich gewirkt. Aber so erinnerte er sie an einen Hundewelpen. Einen kleinen Dobermann, der zwar das Potenzial besaß, gefährlich zu sein, es aber noch nicht entwickelt hatte. Bis auf die wenigen Minuten, in denen er Kaffee für sie beide geholt hatte, war er die ganze Befragung über bei ihr geblieben.
    Sechs andere Polizisten hatten nacheinander den Raum betreten, und sie hatte ihre Geschichte wieder und wieder und wieder von vorn erzählen müssen. Längst hatte sie begriffen, dass man ihr nicht glaubte, was sie erzählte: Alexander Delmore, eine der Stützen der Gesellschaft von St. Simone, handelte mit Drogen. Sie wusste, dass sie genau deshalb wieder und wieder erzählen musste, was sie
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