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Nibelungen 07 - Das Zauberband

Nibelungen 07 - Das Zauberband

Titel: Nibelungen 07 - Das Zauberband
Autoren: Jana Held
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zu überschauen.
    Vorsichtig war er, nachdem er Bortino am Rande der Ebene zurückgelassen hatte, zu dem Zelt gekrochen, in dem die Priesterin verschwunden war. Da es mit der Rückseite hin zur offenen Ebene stand, hatte er sich dahinter im hohen Gras verborgen.
    Raban hatte Mühe gehabt, die Priesterin wiederzuerkennen, nur ihre Stimme hatte ihm die Gewißheit gegeben, daß dieses alte, welke Weib wirklich dieselbe schöne Frau war, die er auf der Lichtung gesehen hatte.
    Aus dem Zelt vernahm Raban die leise Stimme der Priesterin, die eine Melodie zu summen begann. Endlich kehrte die Frau mit wenigen Schritten in sein eingegrenztes Blickfeld zurück. Sie kniete sich nackt auf den Boden nieder, der mit kostbaren Teppichen ausgelegt war, und begann, sich das rotgoldene Haar zu kämmen. Ihr weißer Leib war wieder jung und glatt, er schimmerte in dem sanften Licht einer Kerzenflamme, und Raban genoß den edlen Anblick ihrer wohlgerundeten Brüste.
    Eine ganze Weile betrachtete er sie dabei, wie sie mit dem Kamm durch ihr Haar fuhr, bis sie schließlich den Kopf schüttelte und die rotgoldene Pracht in weichen Wellen über ihre Schultern fiel.
    Mit einer sanften Geschmeidigkeit erhob sich die Priesterin und trat wieder aus seinem begrenzten Blickfeld heraus. Als sie zurückkam, trug sie ein blutrotes Gewand, das an beiden Seiten einen hohen Schlitz aufwies. Ihren schmalen Hals schmückte nun wieder der Rubin, den Raban schon auf der Lichtung bemerkt hatte.
    Mitten in der Bewegung hielt die Frau inne.
    Rasch warf sie einen Blick zurück auf die beiden ohnmächtigen Frauen, die auf dem Boden lagen. Sie waren zugedeckt und rührten sich nicht. Die Priesterin trat zu den Frauen hin und zog mit einem Ruck die Decke fort. Mit dem Fuß rollte sie eine der beiden auf den Rücken.
    Raban betrachtete das Gesicht der Fremden und war erstaunt, als er es erkannte. Es war Arma, die Kriegerin, die er als kleiner Junge am Wasserfall gesehen hatte. Sie war Brunhilds Ziehmutter. Damals, als er vor seinem Vater geflohen war und bei den Gwenyar Zuflucht gefunden hatte, war er Arma ein paarmal begegnet. Er mußte lächeln, als er jetzt daran dachte, und fragte sich, was aus der kleinen, wilden Brunhild geworden war. Dann fiel sein Blick wieder auf die Kriegerin am Boden. Sie schien schwer verwundet zu sein. Anscheinend verstand die schwarze Priesterin sich auf vielerlei Zauber, wenn auch die blonde Kriegerin ihr Opfer geworden war. Arma war eine zu mächtige Frau, als daß sie leicht zu besiegen gewesen wäre.
    Raban sah, wie die Priesterin mit dem Rubin spielte, der um ihren Hals hing. Sie betrachtete die Frau zu ihren Füßen und verzog angewidert das Gesicht.
    »Bald wird Euch beiden die Macht der weißen Göttin nichts mehr nützen«, sagte sie. »Euer Leben ist vorüber, und nach Sonnenaufgang, wenn die Männer mit mir zum Wasserfall reiten, wird es den Zaubergarten der Gwenyar nicht mehr geben.«
    Sie bog den Kopf ein wenig in den Nacken, so daß ihr Haar in weichem Schwung um ihre Schultern fiel. »Die Wölfin ist hungrig. Und niemand wird mich und sie mehr aufhalten können!«
    Dann nahm die Priesterin die Decke und warf sie wieder über die beiden Leiber.
    Sie schaute sich noch einmal um. Plötzlich bückte sie sich, um einen dunklen, zusammengeballten Wollumhang aufzuheben. Langsam faltete sie ihn auf.
    Raban schluckte. Das kleine aufgestickte grüne Kreuz mit den drei verschlungenen Rosen, das er deutlich am Kragen des Umhangs erkannte, gehörte zu Faramunds Wappen. Die Priesterin hielt seinen eigenen Umhang in den Händen, den er in dem dornigen Gestrüpp zurückgelassen hatte, als er aus seinem Versteck fortgeschlichen war.
    Er spürte, wie ein leichtes Zittern durch seinen Körper fuhr. Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen. Schließlich war sie vor ihm von der Lichtung fortgeritten.
    Die Priesterin drehte den Stoff hin und her. Nachdenklich befühlte sie ihn, als ob sie damit herausfinden konnte, wem der Mantel gehörte. Dann entdeckte sie das kleine Wappen, zögerte ein wenig und faltete schließlich den Umhang sorgfältig wieder zusammen, um ihn auf die kostbare Truhe zu legen.
    Die Wölfin, schoß es Raban durch den Sinn. Es war die einzige Möglichkeit. Das schwarze Tier war auf der Lichtung zurückgeblieben, es hatte erst nach ihm den Ort der Beschwörung verlassen. Er hatte nicht darüber nachgedacht, aber offensichtlich mußte es den Umhang aus dem Gesträuch herausgezerrt und der Priesterin gebracht haben, bevor
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