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Nibelungen 02 - Das Drachenlied

Titel: Nibelungen 02 - Das Drachenlied
Autoren: Alexander (Kai Meyer) Nix
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dazwischen.
    »Ich will deine Hilfe nicht, Hunne. Alberich braucht niemandes Hilfe.«
    »Vielleicht doch.«
    Der Blick des Zwerges wurde lauernd. »Wie meinst du das?«
    »Es heißt, Räuber aus dem ganzen Land seien unterwegs hierher, um den Hort zu gewinnen.«
    Alberich schnaubte. »Sie werden sich am Horthüter die Zähne ausbeißen.«
    Jetzt war es Mütterchen, die sagte: »Mit Verlaub, mein Freund, aber im Augenblick siehst du aus, als könnte sogar Obbo dir mit der Bratpfanne eins überziehen.«
    Alberich ballte die Faust vorm Gesicht des verdutzten Wirtes. »Soll er’s doch versuchen!«
    »Aber ich wollte doch gar nicht…« stammelte Obbo, ehe Mütterchen dazwischenging.
    »Gemach, Alberich Horthüter. Es ist nicht Obbos Pfanne, die du zu fürchten hast.«
    »Nichts fürchte ich!« schimpfte der Zwerg erregt. »Nichts auf der Welt!«
    »Ja, ja«, besänftigte ihn Mütterchen. »Sag’ uns lieber, was dich so geschwächt hat.«
    »Der Hunger«, entgegnete der grimmige Zwerg. »Hab’ seit Wochen nichts gegessen.«
    »Gold kaut sich wohl schlecht«, bemerkte die Räuberin.
    »In der Tat«, brummte Alberich durch seinen Bart. »Mußte achtgeben, daß keine Räuber und Hunnen meine Schätze stehlen.«
    Mütterchen und Löwenzahn wechselten vielsagende Blicke.
    »Hatte keine Zeit zum Essen«, fuhr der Zwerg fort. »Mußte Ausschau halten nach Feinden vorm Tor des Hohlen Berges. Erst heute ging es nicht mehr anders, ich mußte kommen und gebratene Eier essen.« Dabei zitterten seine empfindlichen Nasenflügel erneut. Auch die anderen bemerkten jetzt den Geruch nach Verbranntem.
    Obbo schluckte, sein Kopf ruckte hoch. »Herrgott, die Eier!« Er rannte los, stolperte über einen Hocker, fing sich gerade noch und verschwand in der Küche.
    Ein Blick auf den Bratstein zeigte, daß er zu spät kam. Die Eier waren restlos verkohlt. Ein weiteres erstes Mal an diesem Tag. Fluchend machte er sich daran, die Überreste vom Stein zu schaben und neue Eier aufzuschlagen.
    Derweil wurde Alberich von Mütterchen und Löwenzahn auf einen Hocker gehievt. Die goldene Rüstung wog schwer, aber er weigerte sich strikt, sie abzulegen. Beide entdeckten den großen Schlüssel, der unter der Brünne an einer Kette um seinen Hals hing.
    Alberich bemerkte ihre Blicke. »Der Schlüssel zum Tor. Wer sich daran vergreift, der stirbt tausend Tode.«
    »Niemand wird sich an deinem Schlüssel vergreifen«, besänftigte ihn Mütterchen.
    »Das will ich hoffen.«
    »Dann ist der Berg jetzt unbewacht?« fragte Löwenzahn.
    »Unbewacht?« schrie der Zwerg im Zorn. »Warum willst du das wissen? Tausend Feuerdrachen hüten das Gold.«
    »O ja, natürlich«, seufzte Mütterchen.
    Obbo kehrte zurück. »Neue Eier sind unterwegs.«
    Seine drei Gäste murmelten Flüche, denn allen knurrte der Magen, am allermeisten Alberich.
    »Womit willst du die Eier bezahlen?« fragte Obbo den Zwerg, weil es seine Pflicht als Wirt war.
    »Mit Gold, wie immer«, keifte Alberich zurück. Der Horthüter hatte in all den Jahrzehnten nicht eine einzige Geschichte erzählt. Abgesehen von seinen Schimpftiraden sprach er überhaupt nicht viel.
    »Was ist nun?« erkundigte sich Löwenzahn. »Nehmt Ihr mich als Kampfgefährten an, Herr Horthüter?«
    »Pah«, schnauzte Alberich. »Geh’ von mir aus zum Teufel, Hunne.«
    »Ihr habt ein vorlautes Mundwerk, Zwergling.«
    Alberich starrte ihn mit offenem Mund an. Kein Zwerg schätzt es, wenn man ihn »Zwergling« nennt. Aber den edlen Alberich mußte ein solches Wort besonders treffen.
    »Wenn ich nicht so hungrig wäre, würde ich dir die Frechheiten austreiben!«
    »Es wäre wenig heldenhaft, den großen Alberich mit leerem Magen zu erschlagen«, entgegnete Löwenzahn schulterzuckend. Manchmal war er schlagfertiger, als sein tumber Gesichtsausdruck und die lallende Sprache vermuten ließen.
    Obbo unterbrach den Streit, als er drei Holzschüsseln in den Schankraum balancierte. Er stellte sie vor den drei Gästen ab und legte Alberichs Goldgeißel in die Waffentruhe.
    Alle fielen mit Heißhunger über ihre Eier-im-Schmalz her, bestellten mehr Bier und vergaßen für eine Weile ihren Zank. Auch Obbo setzte sich schließlich dazu, aß selbst ein wenig Ei und genehmigte sich einen halbvollen Krug.
    Löwenzahn wandte sich an Alberich. »Warum hat Siegfried dich eigentlich erst besiegt und dann doch wieder zum Horthüter ernannt?« fragte er kauend und verzichtete fortan auf die Anrede »Ihr«.
    »Damit ich allen Hunnen den Schädel
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