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New York - MERIAN Portraet

Titel: New York - MERIAN Portraet
Autoren: Bettina Winterfeld
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New Yorker Musiker George Gershwin ist 25 Jahre alt, als ihn
Paul Whiteman,
der musikalische Leiter der renommierten
Aeolian Hall
darum bittet, für einen ganz besonderen Konzertabend ein Stück zu schreiben. Gershwin, der gerade ein Broadway-Musical komponiert, lehnt den Auftrag aus Termingründen zunächst ab. Doch Whitemans Programm »Ein Experiment in moderner Musik« klingt so vielversprechend und spannend, dass die Feuilletons der großen New Yorker Zeitungen den 12 . Februar 1924 schon vier Wochen vorher erwartungsvoll ankündigen.
    George Gershwin ist kein Mann, der Herausforderungen aus dem Weg geht. Im Gegenteil. Schon als Kind hat er seine Kräfte gern ausgetobt und mit 16 Jahren ist er als jüngster »Song Plugger« der Musikgeschichte über den
Broadway
6 ( ▶ F 4 ) gezogen. Er kennt sich aus mit dem Vorspielen. Und auch mit dem Komponieren hat er schon Erfahrungen gesammelt und bereits einige erfolgreiche Songs geschrieben. So lässt er sich von Whiteman doch noch überreden und macht sich mit Hochdruck an die Arbeit.
    George Gershwin wird am 26 . September 1898 als Sohn osteuropäischer Einwanderer in
Brooklyn
( ▶ A/B 6 / 7 ) geboren. Beide Eltern kommen aus
St. Petersburg
. Gershwins Mutter
Rose Bruskin
ist die Tochter eines reichen russischen Pelzhändlers, auch die Familie seines Vaters
Morris Gershovitz
ist wirtschaftlich gut situiert. Antisemitische Pogrome in Osteuropa haben sie wie viele andere zur Flucht gezwungen. Zwei Millionen Juden wandern zwischen 1880 und 1924 nach New York aus. Wie fast alle fremdsprachigen Emigranten ändert auch Morris Gershovitz in der neuen Heimat seinen Namen.
    Die Gershwins lassen sich zunächst in
Brooklyn
nieder, ziehen später aber häufig um, weil Morris eine Restaurant-Kette eröffnet und stets in der Nähe seines Arbeitsplatzes wohnen will. Als weltlich orientierte Juden sind sie frei von orthodoxen Glaubensregeln und passen sich rasch an den amerikanischen Lebensstil an. Als erstes Kind kommt Sohn
Ira
zur Welt, der später eng mit dem jüngeren George zusammenarbeiten wird.
    Beide Brüder sind grundverschieden. Während sich der ruhige Ira in seinen Büchern vergräbt, tobt sich der temperamentvolle George beim Hockey oder Rollschuhfahren aus. In der Schule macht er sich und seinen Lehrern durch undiszipliniertes Verhalten das Leben schwer. Dennoch ist es George, dieser eigenwillige kleine »Schmock«, und nicht der sanftmütige Ira, der schon im zarten Alter von zehn Jahren seine prägende musische Erfahrung macht. Auf dem Schulhof, wo er mit Freunden Ball spielt, hört er eines Tages die Klänge einer Violine. Eine Musik, die ihm durch und durch geht. Ein Junge spielt hinter einem offenen Fenster die Humoreske von Antonín Dvořák. Der achtjährige
Maxie Rosenzweig (Max Rosen)
, der später als Violinist bekannt wird, gilt schon damals als Wunderkind.
    ER LERNT AUF DEM KLAVIER DES BRUDERS
    George ist so beeindruckt, dass er die Adresse des kleinen Geigenspielers ausfindig macht und ihn zu Hause besucht. Die beiden werden Freunde. Maxie lässt den zwei Jahre älteren George auf seinem Klavier spielen und eröffnet ihm den Zugang zur klassischen Musik. Zwei Jahre später kauft Rose Gershwin für ihren ältesten Sohn Ira ein Klavier. Doch der verliert rasch das Interessen am Üben und überlässt seinem Bruder das Instrument. George nimmt Klavierstunden und macht so gute Fortschritte, dass der Pianist
Charles Hambitzer
auf ihn aufmerksam wird. Der erfahrene Lehrer erkennt sehr schnell das Potenzial des Jungen und macht ihn nicht nur ihn mit den Klassikern Bach, Beethoven, Liszt und Chopin, sondern auch mit modernen Komponisten wie Ravel und Debussy vertraut.
    Zu Hause in der Familie spielt die resolute Rose die erste Geige. Als Prototyp einer jüdischen Mutter, die für ihre Kinder nur das Beste will, besteht sie darauf, dass George eine solide Ausbildung an einer Handelsschule abschließt. Dieser lässt dennoch keine Gelegenheit aus, Musik zu hören, er geht in Klassik-Konzerte, besucht die Jazzclubs in
Harlem
und die Revuen am
Broadway
( ▶ F 4 ) . Mit 16 Jahren schmeißt er die Schule und heuert in der
Tin Pan Alley
an. In der so genannten Blechpfannen-Allee auf der
28 th Street
residieren Anfang des 20 . Jh. die Musikverlage, die die Songs für den
Broadway
vertreiben. Den Namen prägt ein Journalist des »New York Herald«, der einen Artikel über die New Yorker Musikszene verfasst und nach einer Darbietung auf einem blechernen Klavier süffisant
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