Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

New York - MERIAN Portraet

Titel: New York - MERIAN Portraet
Autoren: Bettina Winterfeld
Vom Netzwerk:
Luciano oft mit seinem Freund
Meyer Lansky
, einem ebenfalls aus dem Viertel stammenden, jüdischen Mobster.
    Charles »Lucky« Luciano wird am 24 . November 1897 als Salvatore Lucania in der Nähe der Mafia-Hochburg
Corleone
auf der Insel
Sizilien
geboren. 1906 , zwei Jahre nachdem der aus Apulien stammende Einwanderer Paolo De Robertis in der First Avenue seine Bäckerei eröffnet hat, emigriert die Familie Lucania nach New York. Bei der Ankunft in
Ellis Island
unterziehen die amerikanischen Einwanderungsbehörden alle Emigranten einer strengen Gesundheitsprüfung. Bei dem zehnjährigen Salvatore diagnostizieren die Ärzte Pocken. Die Narben werden den Jungen für den Rest seines Lebens kennzeichnen.
    Die Familie Lucania – später nennt sie sich Luciano – lässt sich im Einwanderungsviertel
East Village
( ▶ E 6 ) nieder, demselben Viertel, in dem neben den De Robertis viele ostjüdische Emigranten leben. Die Lucanias sind arm, ihre Wohnung ist bescheiden. Im Flur hängt Vater
Antonio
jedes Jahr einen Kalender aus der Heimat an die Wand. Er stammt von der Schifffahrtsgesellschaft, mit der die Familie nach New York emigriert ist. Eine Erinnerung an Italien, so kostbar, dass sich die Mutter jedes Mal bekreuzigt, wenn sie daran vorbeigeht. Seinen Vater beschreibt Lucky Luciano rückblickend als Trinker: »Manchmal hatten wir nichts zu essen, weil mein Vater jeden Cent, den er in die Finger bekam, in Alkohol investierte. Die Flaschen versteckte er unter dem Bett.«
    Lucky Lucianos kriminelle Karriere fängt bald nach seiner Ankunft in New York an. Schon als Zwölfjähriger treibt er sich mehr auf der Straße als zu Hause herum, beklaut Emigranten und erpresst von anderen Schülern Schutzgeld. Mit 14 Jahren beschafft er sich seinen ersten Revolver. Als sein Vater das mitbekommt, reißt der Sohn von zu Hause aus. Er übernachtet in zwielichtigen Spelunken und leerstehenden Wohnungen und schleicht sich nur ab und zu an den heimischen Herd zurück, um sich mit Mammas Spaghetti den Magen zu füllen.
    EIN KLEINKRIMINELLER WIRD ZUM MAFIOSO
    Für kurze Zeit arbeitet er in einer Fabrik, um rasch festzustellen, dass das »mühsame Verdienen von Brotkrümeln« nicht seine Sache ist. Lukrativer erscheint ihm der Rauschgifthandel, deshalb sucht er den Kontakt zu den Opiumgangs von
Chinatown
, wird selbst drogenabhängig und zum Dealer. Statt Salvatore Lucania nennt er sich jetzt Charlie Luciano.
    1916 erwischt ihn die Polizei mit Heroin, Charlie Luciano muss für ein halbes Jahr hinter Gitter. Danach macht er sich mit illegalen Glückspielen und Alkoholschmuggel einen Namen in der lokalen Unterwelt. Es ist die Zeit der Prohibition und Alkohol ist strikt verboten. Weil er die Namen seiner Kunden und Lieferanten vor der Polizei geheim hält, verschafft er sich Achtung in Gangsterkreisen. Er schließt sich mit seinem Freund und späteren Nachfolger
Frank Costello
der »Five Points Gang« an und wird 1922 Mitglied der Mafia. Deren unterschiedliche Clans sind in einen blutigen Krieg verstrickt. Charlie, der mit dem Capo der jüdischen
Kosher Nostra
, Meyer Lansky, befreundet ist, kassiert Schmiergelder von Olivenöl-Importeuren und arbeitet sich in den »inner circle« von Mafiaboss
Giuseppe Masseria
vor. Was ihn nach guter Gangstertradition jedoch nicht davon abhalten wird, seinen Chef später umlegen zu lassen oder zumindest bei dessen Ermordung demonstrativ wegzuschauen.
    Schon bald kann Luciano ein respektables Polizeiregister vorweisen, das von Fahren ohne Führerschein bis zu Zuhälterei und Mädchenhandel reicht. Aber irgendwie hat er immer Glück, beim illegalen Glücks- oder beim Versteckspiel mit der Polizei, was ihm den Spitznamen »Lucky« einträgt. Am 29 . Oktober 1929 erbringt er den ultimativen Beweis für seinen Spitznamen: Als ihn drei Männer im Auftrag eines Konkurrenten zusammenschlagen, niederstechen und schwer verletzt an einen Balken gefesselt in einem verlassenen Lagerhaus auf
Staten Island
zurücklassen, kann er sich wie durch ein Wunder retten. Lucky Luciano!
    Fünf italienische Mobster-Familien teilten sich in den Dreißigern die Lower East Side: die Genovese mit Lucky Luciano als Boss, die Gambinos, die Bonannos, die Lucchese und die Colombo. Immer wieder kommt es zu Kämpfen um die Vorherrschaft, zu wechselnden Allianzen und heimtückischen Anschlägen. Doch Luciano kann sich schließlich als »Capo di tutti capi«, als Boss aller Bosse, behaupten. Das Hinterzimmer von
De Robertis Pasticceria
13 ( ▶
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher