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New York - MERIAN Portraet

Titel: New York - MERIAN Portraet
Autoren: Bettina Winterfeld
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sich die Menschen zum Mittagessen treffen und Touristen den Guides mit offenen Mündern durch die Halle folgten, wurden meine Kräfte durch die perfekt Zentralität, die Herrlichkeit von Midtown Manhattan wieder belebt. Es war unmöglich, sich im Time-Life-Building nicht hervorragend informiert zu fühlen,« schreibt der New Yorker Literaturkritiker
Alfred Kazin
.
    Die Hauptattraktion für die New Yorker ist die
Radio City Music Hall
25 ( ▶ J 4 ) , das größte Kino der Welt. Der Superlativ schlechthin: das größte Foyer der Welt, die größte Leinwand der Welt, die größte Kino-Orgel der Welt und der größte Zuschauerraum der Welt, der 6200 Menschen Platz bietet. Auf der Bühne dreht seither die berühmte Tanzgruppe Rockettes ihre präzisen Pirouetten – bis heute ein Highlight der Wintersaison.
    ROCKEFELLER JR. VERSCHENKT EINE KIRCHE
    John D. Rockefeller jr. stiftet der Stadt die überkonfessionelle
Riverside Church
, die der Kathedrale von Chartres nachempfunden und auf der höchsten Stelle Manhattans gebaut ist. Ihr berühmtes Glockenspiel, natürlich das größte der Welt, widmet er seiner Mutter
Laura Spelman-Rockefeller
. In der mit prächtigen neugotischen Skulpturen geschmückten Kirche kommen weltliche Friedens- und Freiheitskämpfer wie Martin Luther King und Nelson Mandela zu Wort. Außerdem unterstützt die
Riverside Church
Obdachlose und Bedürftige.
    Mitte der 50 er-Jahre übernehmen Johns Söhne
Nelson
und sein jüngerer Bruder
David
das Familienunternehmen. Während sich David um die Chase Bank, eines der mächtigsten Geldinstitute der Welt, und um die
Wall Street
42 ( ▶ B 5 ) kümmert, strebte Nelson eine Karriere als Politiker an und avancierte schon 1940 zum außenpolitischen Berater von Präsident Roosevelt. Dessen großer Traum war es, die gerade erst gegründete Weltorganisation der United Nations nach New York zu holen.
    Nelson setzt alles daran, dieses ehrgeizige Vorhaben umzusetzen. Als das Projekt wegen der immensen New Yorker Grundstückspreise vor dem Scheitern steht, überredet Nelson zusammen mit seinem Bruder David seinen Vater John, der UN 8 , 5 Millionen Dollar für den Grundstückskauf am East River zu stiften. So bezieht die UN doch noch ihr Hauptquartier 41 ( ▶ J 5 / 6 ) am Hudson.
    Mit demselben Eifer setzt sich Nelson Rockefeller auch für die Kultur ein. Er vermacht dem
Metropolitan Museum of Art
das Haus seines Großvaters. Damit hilft er der Stadt, ihr neues Image als führendes Kulturzentrum der westlichen Welt zu etablieren und Paris den Rang abzulaufen. Heute ist dort der Skulpturengarten des Museums untergebracht.

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    LUCKY LUCIANO
    1897 – 1962
    Er kam mit seiner Familie aus Sizilien und wurde in New York einer der berüchtigsten Mafiosi Amerikas. Doch er starb nicht im Kugelhagel, sondern an einem Herzinfarkt am Flughafen von Neapel.
    D er alte Mann könnte, wie er da an der Theke lehnt, die Hände in den Hosentaschen, die Schirmmütze ins Gesicht gezogen und mit schiefem Blick die süßen Nonnenbrüstchen betrachtend, ebenso gut auf einer süditalienischen Piazza auf seinen Espresso warten. Doch der Alte steht nicht in Palermo am Tresen, sondern in einem Café an der Lower East Side in New York City. In der Kuchenvitrine wölben sich in weibliche Rundungen gegossene Marzipankuchen. Tony, der Konditormeister, bringt gerade ein Blech mit ofenfrischem Gebäck aus der Küche. Er heißt eigentlich Antonio und ist in Kolumbien und Venezuela aufgewachsen. Tony versteht sich gut mit seinem italienischen Boss, der den Familienbetrieb nun schon in der dritten Generation führt.
    Der alte Mann hat seinen Espresso inzwischen ausgetrunken. Auch er heißt Antonio, nennt sich aber Anthony. Er ist als Kind mit seinen Eltern nach Amerika eingewandert, aus Süditalien. An diesem späten Sonntagvormittag ist er der einzige Kunde im Café. Da nuschelt er unvermittelt: »Lucky Luciano war oft hier. Das hat mir mein Onkel erzählt. Der war Luciano sehr dankbar, weil der ihm einen Job in dem Friseurgeschäft nebenan vermittelt hat.«
    Lucky Luciano – dieser Name hat bei den älteren Einwohnern der Gegend einen Ruf wie Donnerhall, gehörte der pockennarbige Mobster doch in den 30 er- und 40 er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu den einflussreichsten Mafiosi der Stadt. Die heute völlig ehrenwerte
De Robertis Pasticceria
13 ( ▶ E 5 ) war damals auch eines der Hauptquartiere der nur so genannten »Ehrenwerten Gesellschaft«. In dem italienischen Café traf sich
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