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Neue Bündnisse

Neue Bündnisse

Titel: Neue Bündnisse
Autoren: Robert Jordan
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nicht am Horizont, und doch machten sich die Cairhiener bereits rund um die Karren zu schaffen und eilten sich zusehends, je näher Faile kam. Die Leute aus den Zwei Flüssen, die den Alltag der Bauern gewohnt waren, bereiteten bereits ihr Frühstück zu, einige lachend und eifrig, andere mürrisch, aber die meisten erfüllten ihre Aufgaben. Einige wenige wollten liegen bleiben, wurden aber schlicht aufgescheucht. Grady und Neald waren ebenfalls aufgestanden und hielten sich wie gewohnt abseits, Schatten in schwarzen Jacken unter den Bäumen. Perrin konnte sich nicht erinnern, sie jemals ohne diese Jacken gesehen zu haben, die stets bis zum Hals geschlossen und an jedem neuen Tag wieder sauber und glatt aussahen, in welchem Zustand auch immer sie am Abend zuvor gewesen waren. Sie führten wie jeden Morgen synchron Schwertübungen aus. Das gefiel Perrin besser als ihre abendliche Tätigkeit, mit gekreuzten Beinen dazusitzen, die Hände auf den Knien, und in ein fernes Nichts zu starren. Sie taten niemals etwas anderes als das, was alle sehen konnten, und doch wußte im Lager niemand auch nur annähernd, was in ihnen vorging, und ein jeder hielt sich so weit wie möglich von ihnen fern. Nicht einmal die Töchter des Speers näherten sich ihnen.
    Perrin bemerkte plötzlich, daß etwas fehlte. Faile beauftragte stets einen der Männer, ihm eine Schale mit den dicken Getreideflocken zu bringen, die sie zum Frühstück aßen, aber heute morgen war sie anscheinend zu beschäftigt. Freudig eilte er zu den Herdfeuern, um sich die Mahlzeit wenigstens einmal selbst zu holen. Aber seine Hoffnung wurde enttäuscht.
    Flann Barstere, ein schlaksiger Bursche mit einem Grübchen am Kinn, begegnete ihm auf halbem Wege und reichte ihm eine geschnitzte Schale. Flann stammte aus der Nähe von Wachhügel, und Perrin kannte ihn nicht gut, aber sie hatten ein- oder zweimal zusammen gejagt, und Perrin hatte ihm einmal geholfen, eine der Kühe seines Vaters aus einem Sumpf im Wasserwald zu ziehen. »Lady Faile wies mich an, Euch dies zu bringen, Perrin«, sagte Flann ängstlich. »Ihr werdet ihr doch nicht sagen, daß ich es vergessen hatte? Ich habe etwas Honig gefunden, und ich habe einige Löffel voll hineingegeben.« Perrin unterdrückte ein Seufzen. Zumindest hatte Flann seinen Namen behalten.
    Nun, vielleicht gelang es ihm tatsächlich nicht, die einfachsten Aufgaben selbst auszuführen, aber er war noch immer für die Männer verantwortlich, die unter den Bäumen frühstückten. Ohne ihn wären sie bei ihren Familien und bereiteten sich auf die tägliche Arbeit auf dem Bauernhof vor, anstatt sich zu fragen, ob sie noch vor Sonnenuntergang töten müßten oder getötet würden. Perrin schlang seine mit Honig gesüßten Getreideflocken hinunter und wies Aram an, sein Frühstück in Ruhe zu sich zu nehmen, aber der Mann machte eine solche Leidensmiene, daß er sich seiner erbarmte und sich von ihm begleiten ließ, während er durch das Lager ging. Perrin genoß diese Runde nicht. Männer stellten ihre Schalen ab, wenn er sich näherte, oder standen sogar auf, bis er vorübergelangt war. Er knirschte mit den Zähnen, wann immer ihn jemand, mit dem er aufgewachsen war oder der ihn womöglich als Junge auf Botengänge geschickt hatte, Lord Perrin nannte. Nicht jedermann tat dies, aber zu viele. Viel zu viele. Nach einiger Zeit gab er es erschöpft auf, es ihnen zu untersagen. Nur allzu häufig lautete die Antwort: »Oh! Ganz wie Ihr meint, Lord Perrin.« Es genügte, einen Mann verzweifeln zu lassen!
    Dennoch zwang er sich, innezuhalten und mit jedem Mann ein paar Worte zu wechseln. Aber vor allem hielt er seine Augen offen. Und seine Nase. Sie alle waren eifrig darauf bedacht, ihre Bogen und Pfeilspitzen pfleglich zu warten, aber einige würden ihre Stiefelsohlen oder Hosenböden durchscheuern lassen, ohne es zu merken, oder Blasen schwären lassen, weil man sie nicht dazu bewegen konnte, sofort etwas dagegen zu unternehmen. Mehrere Männer hatten die Angewohnheit, Branntwein zu trinken, wenn sie die Gelegenheit dazu hatten, aber zwei oder drei von ihnen vertrugen ihn nicht. In einem kleinen Dorf, durch das sie am Tag vor ihrer Ankunft in Bethai gekommen waren, hatte es nicht weniger als drei Schenken gegeben.
    Es war seltsam. Stets war es ihm unangenehm gewesen, wenn Herrin Luhhan oder seine Mutter ihm gesagt hatten, er brauche neue Stiefel oder seine Hose müsse geflickt werden, und er war sich sicher, daß eine solche Bevormundung auch
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