Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim
Autoren: Gesa Schwartz
Vom Netzwerk:
er würde nicht kampflos aufgeben – er würde überhaupt nicht aufgeben. Er sah, dass auch Bhrorok die Veränderung wahrgenommen hatte, und bemerkte etwas wie Befriedigung in dessen aschfahlem Gesicht.
    Bhrorok erhob sich lautlos. In langen, schweren Schritten durchzog er die Pfützen und blieb in einiger Entfernung stehen. Das halbherzige Licht der Straßenlaternen ließ seine Gestalt noch dunkler erscheinen.
    Yrphramar drehte die Fläche seiner linken Hand nach oben, die Regentropfen blieben glitzernd wie Tau darauf liegen. Noch einmal ließ er die Luft in seine Lunge fließen und bewegte sich langsam auf die Mitte der Gasse zu, seitwärts wie ein Mungo vor der Kobra, bis er Bhrorok in weitem Abstand gegenüberstand. Der Wolf hockte noch immer neben dem Bretterstapel, regungslos wie zuvor.
    Yrphramar sprach die Formel, sanft flossen die Worte über seine Zunge. Er spürte, wie das Feuer in seine Augen trat, kurz durchzuckte ihn heftiger Schmerz. Dann wurde sein Blick klar, er sah jede Einzelheit Bhroroks wie unter einem Brennglas und fühlte die Flammen, die rot glühend aus seinen Augen loderten.
    Bhrorok hatte sich kaum verändert. Nur die Farbe war aus seinen Augen gewichen, weiß und wächsern stierten sie durch den Regen herüber, und seine Züge mit dem halb geöffneten Mund hatten etwas Leichenhaftes bekommen.
    Gleichzeitig hoben sie die rechte Faust vor ihre linke Schulter. Für einen Augenblick hielt die Welt um sie herum den Atem an. Die Regentropfen erstarrten im Fallen, das Flackern der Straßenlaternen setzte aus, selbst der Nebel, der aus dem Kanal kroch, verharrte. Dann begann der Kampf.
    Mit einem Schrei wich Yrphramar der Druckwelle aus, die krachend hinter ihm in die Wand schlug. Er rollte über den Boden, die Finger der linken Hand gespreizt, ergriff etwas in der Luft und riss Bhrorok die Beine unter dem Körper weg. Krachend landete der auf dem Rücken, sprang auf und schleuderte einen grünen Blitz in Yrphramars Richtung. Schnell kam dieser auf die Füße, floh vor dem Blitz die Hauswand hinauf und rannte an ihr weiter direkt auf Bhrorok zu. Im Lauf beschwor er den Regen, die Tropfen wurden zu Messern, zischend stürzten sie sich auf seinen Feind.
    Doch Bhrorok duckte sich, nur einzelne Tropfen zerschnitten ihm die Wange. Schwarzes Blut rann über sein Gesicht, schon hatte er einen Donnerzauber gewirkt und warf ihn Yrphramar entgegen, der gerade noch rechtzeitig in Deckung gehen konnte. Schnaufend erhob er sich in die Luft und schickte einen Flammenstrahl zu Bhrorok hinab. Dieses Mal konnte dieser nicht ausweichen. Yrphramars Zauber traf ihn so heftig, dass es augenblicklich nach verbranntem Fleisch stank und ihm die Kleider in Fetzen vom Körper hingen. Doch noch immer stand er da, er schwankte nicht und schrie auch nicht vor Schmerzen. Nur in seinen leeren weißen Augen hatte sich etwas wie Wut verfangen, als er jetzt den Arm hob und schwarze Flammen wie Schlangen aus seinen Fingern schossen.
    Yrphramar stob rückwärts durch die Luft und warf die Flammen mit einem Spiegelzauber zurück. Er rang nach Atem. Die Magie kostete ihn mehr Kraft als erwartet, immer wieder zogen schwarze Schatten an seinen Augen vorüber, doch die körperlichen Auswirkungen waren noch nicht alles. Ein grausamer Schwindel pochte hinter seiner Stirn, und als er kurz die Augen schloss, schien es ihm, als würde er auf einem Drahtseil in undurchdringlicher Finsternis stehen. Er fühlte es unter seinen Füßen und wusste um den Abgrund, der unter ihm lag. Das Seil knarzte, und kaum dass er schwankte, loderte die Dunkelheit um ihn herum auf. Er kannte die Versuchung, die in ihr lauerte, und er spürte die Furcht vor dem Abgrund in seinen Schläfen pulsen. Lange war er vor ihm geflohen, lange hatte er ihn gefürchtet und verachtet. Er sog die Luft ein, langsam und fließend. Nun war es an der Zeit, dem ein Ende zu setzen. Sein Herz raste, als er die Augen aufriss und Bhrorok auf sich zukommen sah, und er hörte die Musik, die tief aus seinem Inneren aufwallte und ihn fest auf dem Seil hielt.
    Entschlossen traf er Bhrorok mit einem Sturmzauber an der Stirn, stürzte auf ihn zu und schlug seinen Kopf wieder und wieder gegen die Hauswand. Schwarzes Blut lief ihm über die Finger, doch Yrphramar sah nichts als die toten weißen Augen, die keinen Schmerz zu kennen schienen. Stattdessen trat eine kalt glühende Grausamkeit in Bhroroks Blick.
    Mit einer Bewegung, die zu schnell war für Yrphramars Augen, schlug Bhrorok ihm die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher