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Neobooks - Transalp 6

Neobooks - Transalp 6

Titel: Neobooks - Transalp 6
Autoren: Marc Ritter , CUS
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dann. Fertig die Geschichte. Und der Nächste, bitte. Und verhindern kannst als Polizist keinen weiteren dieser Morde. Weil noch mal würde der, den du gerade eingekastelt hast, das sowieso nicht machen. Seine Frau ist ja schon tot. Aber die vom Nächsten halt noch nicht. Verstehst?«
    »Verstehe.«
    »Eigentlich können die den Beziehungsmörder gleich draußen rumlaufen lassen. Der tut ja nix mehr.«
    »Außer, er heiratet wieder.«
    »Da hast auch wieder recht. Aber da könnte man ja heute eine elektronische Mitteilung vom Standesamt an die Kripo schicken: Achtung, in ein paar Jahren ist der wieder fällig. So ein ›Gemeinsames Beziehungstaten-Abwehrzentrum, GEBAZ‹.« Anselm Plank lachte hysterisch. »Hahaha – GEBAZ. Das muss ins Flach- und Mies-Buch, das wird ein moderner Klassiker des Kriminalhumors. Wo ist denn das Scheißbuch bloß?«
    Er suchte die unendlich vielen Taschen seiner Hochgebirgskleidung ab. Vergeblich. Dann nahm er das Handy und tippte den Witz hinein. »Sims ichs mir halt … Und überhaupt: Seit dem genetischen Fingerabdruck ist doch die Mördersuche nur noch eine Frage der Zeit und der Menge der eingehenden Proben. Gut für die Gerechtigkeit und für den Innenminister. Langweilig für Polizisten … Ha, der ist gut! … Moment, Stephanie, das muss ich mir jetzt auch aufschreiben.« Plank drückte erneut auf dem Handy herum.
    »Ob wir so da oben ankommen?«, fragte Stephanie Gärtner und deutete in Richtung der Friesenbergscharte.
    »Du wolltest doch alles wissen.« Plank staunte über sich selbst, aber es war ihm wohl gelungen, mit seinem Exkurs von den unbequemen Nazi-Burschen abzulenken. Und über ihre vielschichtige Beziehung – wenn es denn eine solche zwischen Stephanie Gärtner und ihm überhaupt gab – hatte er auch nicht sprechen müssen. Er wusste, dass beide Themen wieder aufkommen würden. Der steile Anstieg auf die Scharte ließ Gärtner für den Moment verstummen. Aber er legte sich schon die Sätze zurecht, mit denen er zu beiden Themen Stellung beziehen wollte. Das Dumme war, dass er zu beiden sich noch kein abschließendes Bild hatte machen können. Zum ersten Thema hatte er zu wenige Informationen, und zum zweiten wollte er gar nicht alles wissen.
    Auf der Friesenbergscharte, 2910 Meter, 17.25 Uhr
    »Mann, Anselm, das war ja hochalpin. Ich im Klettersteig. Wenn ich das zu Hause erzähle. Gott sei Dank haben die da diese Kabel angebracht. Da käme ein Normalmensch ja nie rauf.«
    »Darum nennt man sie ja auch die Autobahnen der Alpinisten, die eisenversicherten Steige.«
    »Aber ein Blick ist das wieder … irre.« Sie schaute in Richtung Süden und zog die Luft ein. »Anselm, jetzt muss ich dir mal was sagen. Es macht echt Spaß mit dir. Und in den neuen Klamotten schaust du auch nicht mehr aus wie dein Großvater. Eigentlich schaust du jeden Tag jünger aus. Ich beneide dich darum, dass du in drei Wochen solche Bergtouren jeden Tag machen kannst.«
    Plank kramte vor Verlegenheit in seinem Rucksack. »Da ist es ja, das Flach- und Mies-Buch.« Viel hätte er jetzt sagen können. Vor allem, mit wem er denn diese Touren würde machen sollen. Na ja, vielleicht lohnte es sich, zu Hause mal die Bekanntschaftsanzeigen im Alpenvereinsmagazin zu studieren. Oder gar ein Internetportal für Partnervermittlung zu bemühen. »So, jetzt müssen wir da aber wieder runter. Hast du noch Hunger oder genug Brotzeit gemacht? Gut. Dann auf zur Olpererhütte. Da gibts dann auch wieder etwas Anständiges zu essen.«
    Als sie zwei Stunden später in der Abenddämmerung auf der Olpererhütte ankamen, hatten sie sich das gute Essen, das es dort gab, redlich verdient. Plank bestellte ein Altwieder Siedefleisch mit Oberskren und Röstkartoffeln, und Gärtner hielt sich an die Kalorienbombe, die die Graukasnockerl mit brauner Butter und Parmesanspänen bedeuteten. Dazu tranken sie beide je zwei dunkle Zillertaler Weißbier. Die von Plank verhängte Alkoholsperre hatte doch fast vierundzwanzig Stunden gehalten. Nach dem Abendessen suchten sie die ganze Hütte nach Hinweisen von Spindler ab. Das war in der Olpererhütte einfach, denn sie war erst vor wenigen Jahren renoviert und mit hellem Holz ausgestattet worden. Hier würden Spindlersche Wandmalereien oder Bilderrätsel sofort auffallen. Nach einer Stunde brachen sie die Suche ab. Sie hatten rein gar nichts gefunden. Erschöpft fielen sie in ihre Betten im Viererzimmer, das sie mit zwei norddeutschen Weitwanderern teilten.
    Tuxer-Joch-Haus, 2313
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