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Neobooks - Transalp 6

Neobooks - Transalp 6

Titel: Neobooks - Transalp 6
Autoren: Marc Ritter , CUS
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Zwischenfrage ein. »Jetzt willst du natürlich wissen: Wie hat der Plank den nur erwischt.«
    »Okay, ich höre es mir an, wenn du mir danach …«
    »Und ich sags dir, wie ich ihn erwischt habe: Gar nicht. Er hat sich selbst erwischt. Hat sich von der Messebeute eine Gummikuh gekauft und sich am Kesselberg darennt.«
    »Was hat er?«
    »Sich darennt. Also: einen Verkehrsunfall mit Todesfolge gehabt, wie es in deinem Dialekt heißt. Mit dem BMW-Motorrad. R 90/6, wenn du es genau wissen willst. Guter alter Boxer-Motor. Jedenfalls dem Vonnegut seine Gummikuh, die hats glatt in zwei Teile zerrissen. Die hat noch keine tausend Kilometer draufgehabt. Ewig schade drum. Und den Vonnegut hats in mindestens drei Teile zerrissen. Da haben wir im Büro noch Fotos von der Unfallaufnahme. Rechter Arm komplett abgetrennt.«
    »Wundervoll, Anselm, ganz wundervoll. Schau ich mir gleich an, wenn wir wieder zu Hause sind.«
    »Ist in der Nähe, von wo ich herkomme, passiert. Kesselberg. Da, wo wir auf der Garmischer Autobahn vorbeigefahren sind. Du erinnerst dich an die Wasserrohre vom Walchenseekraftwerk.«
    »Ja, Anselm.«
    »Steile Bergstraße, die Kesselbergstraße. Berüchtigte Kurve. Direkt in den Wald gerauscht, der Vonnegut. Wir hätten den wer weiß wann erwischt. Und auch so haben wir ihn nur an der Wunde vom Boxer erkannt. Also Hund, nicht BMW, du verstehst.«
    »Verstehe – eigentlich nicht. Aber jetzt interessieren mich auch mehr diese Nazis.«
    »Jetzt wird die Geschichte aber erst schön! Jemand hat beim Himbeerenpflücken, fuchzig Meter von der Straße entfernt, den Unterschenkel vom Vonnegut im Wald gefunden. Und zwar, jetzt pass auf: eine Woche nach seinem Unfall! Stell dir das vor. Den Haxen haben die Sanis und die Feuerwehrler eine Woche vorher liegen lassen. Die haben sich so auf den abgerissenen Arm konzentriert. Und gar nicht gemerkt, dass sie da einen ohne Unterschenkel einsargen. Na ja, sie kamen gerade vom Feuerwehrfest in Kochel am See. Und eine Woche später wird dann dieses Bein gefunden. Da haben die Kollegen da draußen glatt gedacht, dass das ein Mordfall ist. Den Motorradler von vor einer Woche haben die schon längst abgehakt gehabt, weil damals hats am Kesselberg praktisch jedes zweite Wochenende einen zerlegt. Heute ist da ja bergauf für Biker am Samstag und Sonntag gesperrt. Aber damals … Alpenmotodrom haben wir dazu gesagt. In der Schaukurve sind zweihundert Rocker mit ihren Maschinen gestanden und haben nur darauf gewartet, dass es einen schmeißt. Auf alle Fälle: Wir kriegen den Unterschenkel von denen da draußen rein, und die Narbe am Wadl passt zum Gebiss vom Hund vom Hotelier an der Messe. Glück muss man haben. Und gute Kontakte zu den Kollegen vom Mord. Aber dazu gibts ja den Polizeisportverein.«
    »Ich dachte, der Hund gehörte dem Hotelier in der Au.«
    Plank blieb stehen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Gut aufgepasst, Frau Gärtner.«
    »Und das bei den ganzen Abschweifungen …«
    »Das ist die Kunst, junge Frau. Das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen.«
    »Das hast du schon mal gesagt, Anselm.«
    »Das Wesentliche kann man gar nicht oft genug sagen.«
    »Wieso bist du eigentlich nie in die Königsklasse gewechselt?«
    »Bin ich doch. Was gibts Höheres als Zielfahndung?«
    »Na, Mord und Totschlag.«
    »Ah geh, so ein Schmarrn, Stephanie. Da bist du doch auch schon zu lange dabei, um so was zu glauben. Schmeiß den Fernseher weg. Scheiß-Tatort. Mord. Tsss …« Plank schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Na ja, die berühmten Fälle sind Morde …«
    »Schlagzeilen? Arbeiten wir für die Schlagzeilen, Stephanie? Ein Schmarrn. Für die Gesellschaft arbeiten wir. Das meine ich sogar ernst. Nach 34 Jahren noch. Und für uns. Das darfst auch nie vergessen. Wer nicht für den eigenen Spaß arbeitet, der arbeitet nicht gut. Drum ist es bei mir auch nicht verboten, Spaß zu haben.«
    »Und Mord ist kein Spaß?«
    »Genau das ist der Punkt. Erstens hast du ja höchst selten bis nie so einen ausgebufften Serienmörder, der ein Spiel mit der Polizei spielt. Das ist doch Kintopp. Thrillerliteratur. Ich kenne keinen solchen Fall. Nur kranke Typen, die sich selbst leidtun und es an irgendeinem auslassen. Am schlimmsten die Kindermörder. Und dann: ständig diese Beziehungstaten. Die meisten Morde geschehen in oder nach Ehen. Ist ja eh klar. Und dann findest du den – ja, meistens:
den
Täter, auch klar – und bringst ihn hinter Schloss und Riegel. Und da bleibt er
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