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Neobooks - Transalp 11

Neobooks - Transalp 11

Titel: Neobooks - Transalp 11
Autoren: Marc Ritter , CUS
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In diesem Aufzug konnte er sich den vier Männern in den Businessanzügen nicht nähern oder sich gar an ihren Tisch setzen. Daran hatte er nicht gedacht. Wenn sie jemand beobachtete, musste diesem Beobachter sofort auffallen, dass er im Kreise der vier aus dem Ei gepellten Männer ein Fremdkörper war. Er brauchte also auch einen Anzug. Schnell. Er ärgerte sich, dass er das riesige Hilton-Hotel Molino Stucky gewählt hatte, das sich auf der San Marco vorgelagerten Insel La Guidecca befand. Er müsste dorthin ein Vaporetto oder ein Wassertaxi nehmen. Er war sich nicht sicher, ob er es dann rechtzeitig wieder zurück zum Caffè Florian schaffen würde. Und zu spät zu kommen war keine Option. Er musste durch sein Auftreten von vornherein klarmachen, wer hier der Boss war. Schnell fragte er einen der Gondolieri, die an der Mole hinter dem Dogenpalast auf Fahrgäste warteten, nach dem nächstgelegenen Herrenausstatter. Da er nicht wusste, wie dieses schöne deutsche Wort auf Italienisch zu übersetzen sei, nannte er einfach den ersten internationalen Herrenschneider, der ihm einfiel. »Armani Shop«, sagte er zu dem Mann mit dem Ringelhemd und dem Strohhut. Der Gondoliere bestand darauf, dass er zur Calle Carlo Goldoni ruderte. Denn dazu war er schließlich da. Hagen wies mit einem energischen Klopfen auf seine Armbanduhr und durch das Zücken eines Zwanzig-Euro-Scheins auf die Dringlichkeit seines Anliegens hin. Der Gondoliere verstand, dass der Mann den schnelleren Fußweg bevorzugte. Er malte ihm sogar den Weg in den Stadtplan ein.
    Hagen hastete zurück über den Platz und durch die verwinkelten Gassen. Er schwitzte erbärmlich. Nein, für solche Außeneinsätze war er nicht gemacht. Er hatte andere Qualitäten. Planung und Strategie waren seine Stärken. Als Agent machte er eine schlechte Figur.
    Eine Dreiviertelstunde später und um dreitausendfünfhundert Euro ärmer bewegte er sich hochelegant gekleidet wieder in Richtung Markusplatz. Er versuchte seiner äußeren Eleganz entsprechend durch die Gassen zu gehen. Dabei nahm er eine falsche Abzweigung und verpasste den direkten Zugang zum Markusplatz. Ein Kanal trennte ihn von seinem Ziel, und er beschleunigte seine Schritte doch wieder deutlich.
    Als er an dem Hotel Torre dell’Orologio vorbeikam, wollte er in die Lobby gehen, um hier nach dem schnellsten Weg zum Caffè Florian zu fragen. Als er die Schwingtür aufstoßen wollte, traute er seinen Augen nicht. Wie ein Paar auf Hochzeitsreise kamen ihm Anselm Plank und Stephanie Gärtner Arm in Arm entgegen. Natürlich hatte er die Fotos der beiden, die ihm die Alpentrupps geschickt hatten, genau studiert. Obwohl er sicher sein durfte, dass sie ihn noch nie im Leben gesehen hatten, ging er mit gesenktem Blick an den beiden vorbei in die Eingangshalle hinein.
    Venedig, Fondaco dei Tedeschi, 17.25 Uhr
    Spindler war immer noch nicht am Ziel. Er näherte sich wieder dem Canal Grande, marschierte hinter dem Fondaco dei Tedeschi vorbei. Langsam wurde es Zeit, seinen Auftritt heute Abend am Markusplatz vorzubereiten. Er musste einerseits Plank erwischen, durfte sich aber nicht erwischen lassen.
    Stunde um Stunde hatte sich Spindler schon Schritt für Schritt vorangetastet. War nicht immer sicher, ob ein Durchschlupf im Häusergewirr als Weg zu werten war, verlief sich, stieß in einem toten Eck an eine Mauer, an der es nicht weiterging, probierte es erneut, drehte und wendete die Nibelungen, kämpfte die Schmerzen in seinem Brustkorb nieder, rappelte sich wieder hoch, versuchte es aufs Neue, bis wieder eine rettende Brücke, ein weiterführender Weg gefunden war.
Wenn du einmal eine falsche Abzweigung nimmst, dann geht alles den Bach runter. Dann endest du irgendwo an einem Kanal und das wars.
Jede Weggabelung überprüfte er daher lieber doppelt und dreifach. Langsam wurde die Zeit knapp. Ohne Ziel stimmt jede Richtung. Es musste schneller gehen.
    Venedig, Markusplatz, 17.35 Uhr
    Hagen hatte die beiden Münchner Polizisten unverfolgt gelassen und war zu den vier Kämpfern an den Markusplatz geeilt. Genau als die beiden metallenen Mohren mit ihren Hämmern die Glocke auf dem Uhrenturm fünfmal schlugen, stand er plötzlich vor ihnen. Sie hatten sofort gewusst, dass er der Mann war, der sie mit weiteren Anweisungen ausstatten sollte. Sie hatten allerdings einige Schrecksekunden gebraucht, um zu verstehen, dass der oberste Führer vor ihnen stand. Der Mann, dessen Namen nur hinter vorgehaltener Hand ausgesprochen
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