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Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Titel: Nelson, das Weihnachtskaetzchen
Autoren: Hannes Steinbach
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Brummen. Das war zwar nicht besonders höflich, aber er wollte jetzt wieder allein sein. Die Schausteller taten immer gern so, als wären sie eine große Familie. Aber Arthur wusste, das war eine Lüge. Am Ende verbrachte jeder das Weihnachtsfest für sich allein.
    Liselotte Stubenrath schien zu verstehen.
    »Also gut. Einen schönen Tag noch«, sagte sie. »Übrigens, eine schöne Katze haben Sie da. Auf Wiedersehen.«
    Damit wandte sie sich ab und ging davon.
    »Eine … was?«
    Arthur drehte sich um. Tatsächlich. Es war die Katze, die er bereits am Vorabend gesehen hatte. Sie hatte es sich auf seinem Sessel neben dem Öfchen gemütlich gemacht.
    »Wie zum Teufel …?«
    Er sah sich um. Die Tür zu seinem Häuschen stand einen Spaltbreit offen. Dort musste sie hereingelangt sein. Das warme weiche Plätzchen am Ofen wirkte offenbar verführerisch auf sie. Die Katze blickte Arthur abwartend an. Der kleine Körper stand unter Spannung, bereit, jeden Moment aufzuspringen, sollte die Situation gefährlich werden. Aber sie blieb sitzen, wo sie war. Nur auf Verdacht wollte sie den Platz ganz offensichtlich nicht räumen.
    Das Tier wirkte ein bisschen mitgenommen. Das Fell war struppig, und im Gesicht hatte es einen Kratzer. Ganz so, als hätte es die vergangene Nacht auf der Straße verbracht.
    Seltsam. Von streunenden Katzen mitten in Berlin hatte Arthur noch nie gehört. Am verkehrsreichen Alexanderplatz hätten sie auch keine hohe Lebenserwartung. Nein, das Tier musste einem der Schausteller gehören.
    Der Besitzer sollte besser auf sein Tier achtgeben, fand er. Dabei ging ihn das Ganze ja eigentlich nichts an, und er wollte sich nicht in die Angelegenheiten anderer Leute einmischen.
    Arthur klatschte laut in die Hände.
    »Wirst du wohl verschwinden!«
    Die Katze sprang vom Sessel und jagte zum Ausgang. Im Türspalt blieb sie stehen und sah zurück. Große Angst schien sie nicht vor ihm zu haben.
    »Untersteh dich!« Arthur machte einen Schritt auf sie zu. »Hau ab! Hier ist kein Platz für dich!«
    Die Katze schoss durch den Spalt nach draußen. Nachdem er die Tür verschlossen hatte, blickte er über die Verkaufsfläche hinweg in die Gasse vor ihm. Die Katze war ein paar Meter weiter neben dem Glühweinstand stehen geblieben und drehte sich zu ihm um. Ihre Augen waren groß und voller Traurigkeit. Als wäre sie von Arthur tief enttäuscht worden. Dann wandte sie sich ab und schlich davon.
    So ein Unsinn!, dachte Arthur. Katzen sind nur Tiere. Die können nicht unglücklich sein.
    Er spähte ihr nach, bis sie hinter einem Stand verschwunden war. Dann nahm er seine Zeitung, setzte sich in den Sessel am Öfchen und begann zu lesen.

3
    Aus dem Küchenradio drang leise Adventsmusik: »Macht hoch die Tür, die Tor macht weit.« Es war ein Kinderchor, das hörte Anna Brandt sofort. Sie hielt inne und sah hinaus in die von Raureif überzogenen Baumkronen. Wie schön diese Jahreszeit doch sein konnte.
    Etliche Nachbarn in der Siedlung hatten Adventsschmuck angebracht. An Haustüren hingen Kränze aus Nadelholz mit tiefroten Schleifen, hinter Fenstern standen Gestecke mit dicken Kerzen, deren Flammen in die beginnende Dunkelheit hinausleuchteten, und hier und da hingen auch schon Lichterketten in den Vorgärten. Anna nahm sich vor, noch an diesem Abend den Adventsschmuck aus dem Keller zu holen.
    Sie tat das alles, obwohl bei ihr zu Hause alles andere als Weihnachtsstimmung herrschte. Ganz im Gegenteil, es wurde fast nur noch gestritten. Aber sie hatte beschlossen, sich zusammenzureißen. Was blieb ihr auch anderes übrig?
    Mit einem Seufzer wandte sie sich vom Fenster ab. Sie hatte noch einiges zu tun. Der Küchentisch war übersät mit Bastelmaterial: Tannen- und Ilexzweige, Schleifen und Kerzen, Blumendraht, Moos, Silberspray und Weihnachtskugeln. Daneben noch eine Heißklebepistole und ein wenig Lametta. Alles, was man brauchte, um Adventsgestecke zu fertigen. Sie setzte sich, nahm Zweige und Draht und machte sich an die Arbeit.
    Die Haustür fiel krachend ins Schloss. Als Nächstes wurde ein Schulranzen gegen die Garderobe gepfeffert. Das war ihre Tochter Laura, die von der Schule nach Hause gekommen war. Sie steckte den Kopf durch die Küchentür, sah das gesammelte Weihnachtsbastelzeug auf dem Tisch liegen, verdrehte daraufhin die Augen und verschwand wieder.
    »Hallo, Laura!«, rief Anna mit aufgesetzter Fröhlichkeit. »Wie war‘s denn in der Schule?«
    Sie bekam keine Antwort. Ärgerlich legte sie die
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