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Nekropole (German Edition)

Nekropole (German Edition)

Titel: Nekropole (German Edition)
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die auch dann Aufsehen erregt hätte, hätte sie nicht so grotesk ausgesehen, wie sie es nun einmal tat.
    Dennoch beunruhigte ihn der Anblick der drei Männer. Sie würden von dem biblischen Koloss erzählen, der mit einem Schiff gekommen war, das direkt aus einem zurückliegenden Jahrtausend herbeigesegelt zu sein schien, und sowohl Hasan als auch ihm war daran gelegen, sich möglichst unauffällig in der Stadt zu bewegen.
    Andererseits war es aber auch ein Ding der Unmöglichkeit, nicht aufzufallen, wenn man in Begleitung eines Mannes wie Abu Dun reiste. Abgesehen davon war die
Pestmond
hier eindeutig fehl am Platz; ein Schiff wie sie hätte normalerweise weit außerhalb von Rom in Civitavecchia anlegen müssen. Das aber hätte bedeutet, dass sie noch rund fünfzig Kilometer zu Fuß oder bestenfalls zu Pferd hätten zurücklegen müssen, bevor sie die Ewige Stadt betreten konnten.
    Und diese Zeit hatten sie einfach nicht.
    Ein sachtes Zittern durchlief das Schiff, die
Pestmond
wurde langsamer und begann sich dann fast auf der Stelle zu drehen, um den Einzigen noch freigebliebenen Liegeplatz in einer Anzahl kleinerer und zum Großteil noch heruntergekommenerer Boote anzulaufen. Andrej dachte erst gar nicht darüber nach, wie der Mann am Ruder dieses Kunststück fertigbrachte, kam aber nicht umhin, dem vermeintlichen Schmuggler im Stillen Respekt zu zollen, und das nicht zum ersten Mal. Seit Don Corleanis’ Männer das Schiff übernommen hatten, fühlte sich Andrej endlich halbwegs sicher an Bord. Die
Pestmond
war noch immer ein Wrack, das hauptsächlich von verkrustetem Dreck und den inbrünstigen Gebeten seiner Besatzung zusammengehalten wurde, doch zum ersten Mal, seit sie Sizilien verlassen hatten, hatte er es tatsächlich für möglich gehalten, sie könnten an ihrem Ziel ankommen, ohne den letzten Teil der Reise schwimmen zu müssen.
    Andrej schenkte dem Mann am Ruder einen anerkennenden Blick, den dieser aber gar nicht zur Kenntnis nahm, so sehr war er in seine Arbeit vertieft. Als er sich wieder dem Ufer zuwenden wollte, ging die Tür unter dem altmodischen Achterkastell auf, und Ali und zwei seiner überlebenden Assassinen betraten das Deck. Der Hauptmann hatte sich zwar den Bart abgenommen, steckte aber noch immer in den Kleidern eines maurischen Edelmannes, doch den beiden Wüstenkriegern war nicht mehr anzusehen, was sie wirklich waren. Sie trugen jetzt gutbürgerliche, aber eher unauffällige Kleidung und keine Waffen, zumindest nicht sichtbar. Selbst ihre Gesichter sahen aus irgendeinem Grund nicht mehr wirklich wie die von Arabern aus – falls sie es denn überhaupt je gewesen waren. Nicht einmal dessen war sich Andrej noch ganz sicher.
    »Andrej. Abu Dun.« Ali nickte ihnen in dieser Reihenfolge zu und sah dann stirnrunzelnd zu den drei Männern hin, die nun gemeinsam und mit offenem Misstrauen ihn und seine beiden Begleiter anglotzten. Vor allem aber ihn. »Wer ist das?«
    »Freundliche Eingeborene«, grinste Abu Dun. »Hoffe ich wenigstens. Und sie fragen sich wahrscheinlich gerade genau dasselbe.«
    »So freundlich kommen sie mir gar nicht vor.«
    »Vielleicht sind Araber in dieser Stadt ja nicht besonders beliebt«, erwiderte Abu Dun.
    Ali bedachte den nubischen Riesen, der weder seinen schwarzen Mantel noch den gleichfarbigen Turban gebraucht hätte, um seine Herkunft zu verraten, mit einem strafenden Blick.
    »Reiche Araber«, fügte Abu Dun mit einem treuherzigen Nicken hinzu.
    Ali war klug genug, sich mit Abu Dun auf keinen Schlagabtausch einzulassen, stattdessen sah er wieder zu den drei Männern hinüber.
    »Das Empfangskomitee?«, stichelte Abu Dun. »Wie passend.«
    Mit einem Rumpeln prallte das Schiff gegen die Kaimauer. Auf eine kurze Geste Alis hin schwang sich einer seiner Begleiter über die Bordwand und landete mit einer Selbstverständlichkeit auf dem anderthalb Meter tiefer liegenden Kai, mit der andere einen Schritt über eine Türschwelle getan hätten. Als die drei Männer immer noch keine Reaktion zeigten, wie Andrej spätestens jetzt erwartet hätte, oder gar Anstalten machten zu gehen, beschloss er, seine vielleicht doch etwas vorschnell gefasste Meinung noch einmal zu überdenken. Das waren keine Strauchdiebe und auch keine Tagelöhner.
    Ali wartete, bis der Assassine die kleine Gruppe erreicht hatte und mit den Männern zu reden begann und antwortete erst dann, ohne sie aus den Augen zu lassen. »Gleich wissen wir es.«
    Abu Dun holte Luft, zweifellos, um noch ein
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