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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi
Autoren: emons Verlag
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Parkuhren errichtet, um Besucher abzukassieren. Das
lernen die nie, dass man die nicht an den Stadtrand vertreiben darf. Und die
Konkurrenz rund um Husum schläft nicht. Die Städte sind nicht minder attraktiv,
bieten aber kostenfreies Parken an.«
    »Das hast du in Husum auch.«
    »Aber nur für zwei Stunden, wenn ich etwas in bestimmten Geschäften
kaufe.«
    Inzwischen waren sie rechts abgebogen, dann wieder links und noch
einmal rechts.
    »Bei dieser Einbahnstraßenregelung bekommst du einen Drehwurm«,
knurrte Große Jäger.
    »Hast du schlecht geschlafen? Du bist ausnehmend missgelaunt.«
    »Pass lieber auf, wohin du fährst«, herrschte ihn der Oberkommissar
an. »Das hier ist falsch. Wir hätten in die Schleswiger Chaussee gemusst.«
    »Hier kommen wir aber auch zum Friedhof.«
    »Da muss man aber so weit laufen«, maulte der Oberkommissar und war
immer noch unzufrieden, als Christoph auf dem Parkstreifen gegenüber der
Husumer Schwimmhalle hielt.
    Zum Glück war das große Tor schon geöffnet, und sie mussten sich
nicht durch das Drehkreuz zwängen. Christoph blieb einen Augenblick
unentschlossen stehen und warf einen Blick auf das Hinweisschild, das den Weg
zur Grabstelle der Regenbogenkinder wies. Vis-à-vis lag die Gedenkstätte für
die Opfer des Ersten Weltkriegs.
    »Wohin?«
    »Auf den Friedhof.«
    »Geht es ein wenig genauer?«
    »Mehr Informationen habe ich nicht«, gestand Christoph ein.
    »Und so was wird Hauptkommissar. Sogar Erster Hauptkommissar.«
Der Oberkommissar versenkte seine Hände in die ausgebeulten Taschen seiner
Jeans und stapfte los in Richtung der rot geklinkerten Kapelle, die auf den
ersten Blick einem Bauwerk aus einem englischen Landkrimi um Inspector Barnaby
ähnelte. Unterwegs sah er in die Quergänge, konnte aber nichts entdecken.
    »Mann, was ist das für eine Suppe«, beklagte er sich über den Nebel.
    »Auf dem Damm von Nordstrand zum Festland rüber war fast nichts zu
sehen«, sagte Christoph. »So dicht war der Nebel.«
    Doch Große Jäger schien das nicht zu interessieren. An der Kapelle
bog er ab.
    »Hier geht’s zur Verwaltung«, erklärte er, nicht ohne erneut über
die endlosen Fußwege Klage zu führen.
    Das Gebäude der Friedhofsverwaltung war ein lang gestreckter Bau,
der wie ein zu groß geratenes Einfamilienhaus aussah und dessen Walmdach über
und über mit Moos bedeckt war. Große Jäger zeigte darauf.
    »Da züchten die ihr Grünzeug, das sie später für viel Mäuse als
Trauergesteck verkaufen.«
    »Soll ich dich gleich als Inspektor Moser vorstellen?«, fuhr ihn
Christoph an. »So wie du heute herummoserst. Ich habe einen heißen Tipp für
dich. Versuch morgen früh, mit dem anderen Bein aufzustehen.«
    Diese Anmerkung lockte den Anflug eines Lächelns auf das unrasierte
Antlitz des Oberkommissars.
    Vor den Türen, die zur öffentlichen WC -Anlage
führten, stand eine kleine Menschenansammlung.
    »Moin«, grüßte Christoph. »Polizei. Wir wollen zur …«
    Er musste seine Frage nicht zu Ende führen. Stumm zeigte eine
Angestellte, die die Arme vor der Brust verschränkt und die Hände seitlich an
die Flanken geführt hatte, auf einen Weg, der Richtung Norden führte. Christoph
war sich sicher, dass es nicht nur die morgendliche Kühle und der Nebel waren,
die die Frau frösteln ließen.
    Fünfzig Meter weiter stießen sie auf die beiden Beamten der Streife
und einen älteren Mann in Arbeitskleidung.
    Nach einer knappen Begrüßung auf nordfriesische Art erklärte ein
Beamter: »Das ist Herr Vollstedt. Er arbeitet hier und hat das da entdeckt.«
    »Nee, nee«, protestierte Vollstedt. »Ich war es nicht, ich mein, der
das entdeckt hat. Das war Lenny.«
    »Wer ist das?«
    »Ein netter Kerl. Mongoloid.«
    »Downsyndrom nennt man es heute«, korrigierte ihn Christoph.
    Doch Vollstedt hörte nicht zu. »Der wohnt dort drüben.« Er zeigte
auf die Nebelwand. »Lenny treibt sich den ganzen Tag hier herum.«
    »Macht er –?«, wollte Christoph fragen, wurde aber sofort
unterbrochen.
    »Nix da. Das ist ein unheimlich lieber Bursche. Alle
Friedhofsbesucher mögen ihn. Immer hilfsbreit. Lenny kennt hier jeden Winkel.
Er weiß genauso gut Bescheid wie ich. Und ich mach das hier schon seit –«
    »Danke, Herr Vollstedt«, unterbrach ihn Große Jäger. »Was hat Lenny
entdeckt und Ihnen gezeigt?«
    »Das da«, sagte der Friedhofsarbeiter und zeigte auf ein geöffnetes
Grab, das ein Stück weiter lag.
    »Waren Sie schon an der Stelle?«, erkundigte sich der
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