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Nebel ueber Oxford

Nebel ueber Oxford

Titel: Nebel ueber Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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ihnen gesprochen. Dabei musstest du feststellen, dass sie dir im Weg standen.«
    »Du spinnst doch! Ich hatte nichts mit Candra und Kerri zu schaffen.«
    »Du warst der Meinung, dass Kerri die Aufmerksamkeit der Tierversuchsgegner auf Blakes Labor gelenkt hat. Also hast du sie überfahren. Allerdings hast du dich getäuscht. Es war nicht Kerri.«
    »Doch, sie war es. Sie muss es gewesen sein.«
    »Und dann war da noch Candra. Sie wehrte sich dagegen, dass du die Ergebnisse schönen wolltest.«
    »Es war nicht leicht, mit ihr zu arbeiten«, gab Susie zu. »Eine wahrhaft unflexible Frau. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich sie getötet habe. Wenn du das glaubst, musst du verrückt sein.«
    »Aber durch ihre Haltung hättest du eine Menge Geld verlieren können.«
    »Weißt du, wir nagen nicht gerade am Hungertuch.«
    »Aber es ging um Geld für Freddies Zukunft«, sagte Kate und beobachtete Susies Gesicht dabei ganz genau. »Die willst du doch nicht aufs Spiel setzen.«
    »Außerdem war ich in der Nacht, als Candra starb, überhaupt nicht in Oxford. Du kannst fragen, wen du willst – ich war zu Hause in London bei Freddie.«
    »Oh«, sagte Kate und dachte nach. »In diesem Fall war es also …«
    Sie hatte vergessen, auf die Badezimmertür zu achten, die jetzt halb geöffnet wurde. Jemand stand auf der Schwelle.
    »Hallo Gary«, sagte Kate. »Ich dachte mir schon, dass du in der Nähe sein müsstest.« Ganz langsam bewegte sie sich auf die Zimmertür zu.
    »Wieso?«, fragte Gary neugierig.
    »Du hast deine Visitenkarte auf dem Tisch liegen gelassen.« Kate wies auf die verknotete Plastiktüte.
    »Wie dumm von mir.« Er hob die rechte Hand und zeigte Kate die Waffe, die er im Anschlag hielt.
    »Ich dachte, du hättest das Ding längst weggeworfen«, sagte Kate.
    »Glaubst du, es ist noch die gleiche?«
    Er machte sich nicht einmal die Mühe, den Mord an Candra zu leugnen. Kate wurde starr vor Angst, konzentrierte sich aber mit aller Kraft darauf, sich ihre Furcht nicht anmerken zu lassen. Warum hatte sie nie zuvor bemerkt, wie berechnend Gary war? Viel zu spät hatte sie begriffen, dass Freddie das einzige Lebewesen war, für das er echte Gefühle hatte. Darüber hinaus interessierte ihn ausschließlich Geld.
    »Ich mache niemals Fehler«, behauptete Gary.
    »Jedenfalls kann man die Waffe sicher nicht zu dir zurückverfolgen«, vermutete Kate.
    »Natürlich nicht.« Nein, einen so dummen Fehler würde Gary niemals begehen.
    »Was machen wir jetzt?« Susie war längst nicht so ruhig wie ihr Ehemann. Das schwächste Glied der Kette war sicher sie – nicht Gary. Doch bisher war Kate nichts eingefallen, wie sie diesen Umstand für sich nutzen konnte.
    »Dann hat also Susie Kerri überfahren, und du hast Candra erschossen«, sagte sie.
    »Kerris Tod war beinahe ein Unfall«, gab Gary zu.
    »Ach wirklich?«
    »Ich wollte eigentlich nur mit ihr reden«, warf Susie ein.
    »Aber dann stand sie plötzlich vor dir im Scheinwerferlicht – wie ein Kaninchen. Und du konntest nicht widerstehen, das Gaspedal durchzudrücken.«
    »Nein! Es war ein Unglück. Ich wollte wirklich bremsen, rutschte aber auf das Gaspedal.« Obwohl die schiefergrauen Augen unschuldig dreinblickten, konnte Kate nicht glauben, dass Kerris Tod ein Unfall war. Niemand würde es glauben. »Es tut mir aufrichtig leid«, fuhr Susie fort. »Ich habe mich seither schrecklich gefühlt, aber es hätte sicher nichts gebracht, wenn ich mich gestellt hätte. Kerri wäre nicht lebendig geworden, und Freddie hätte ich damit die Zukunft verbaut.«
    Es folgte ein Moment der Stille, die von Gary unterbrochen wurde.
    »Okay, und was machen wir jetzt?« Er richtete die Frage an Susie, doch Kate hatte das Gefühl, dass sein Entschluss feststand, seit er aus dem Bad kam. Sie stand inzwischen nur noch einen Schritt von der Zimmertür entfernt. Der Abstand zu Gary betrug schätzungsweise dreieinhalb Meter.
    Garys Pistole war mit einem Schalldämpfer ausgerüstet. Sollte er den Abzug betätigen, würde der gedämpfte Knall des Schusses niemanden zu ihrer Rettung herbeieilen lassen. Trotzdem würde er vielleicht auf diese Entfernung nicht schießen, denn es bestand die Möglichkeit, dass er sie verfehlte. Das leise Lächeln auf Garys Gesicht verriet ihr, dass er ihren Berechnungen vermutlich folgte und sich fragte, ob sie ihre Chance wahrnehmen würde.
    Sie erinnerte sich, dass es ihr widerstrebt hatte, sich in diese ehemalige Gefängniszelle zu begeben, und sie die Tür
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