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Nebel ueber Oxford

Nebel ueber Oxford

Titel: Nebel ueber Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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nichts passieren«, sagte Blake mit vernehmlich schwerer Zunge. Jon rückte die Whiskyflasche unauffällig aus seiner Reichweite.
    »Warum haben Sie ihr den Namen des Hotels verraten?«, fragte er.
    »Das habe ich nicht getan! Daraus können Sie mir weiß Gott keinen Vorwurf machen. Sie hat ihn erraten. Ich habe damit nichts zu tun.« Blake war inzwischen so angetrunken, dass er widerspenstig reagierte. »Schade, dass Susie nicht im Labor ist. Der Zutritt funktioniert nämlich ausschließlich mit Zugangskarte. Kate müsste unverrichteter Dinge heimkommen.«
    »Sie hätten sie in die falsche Richtung schicken können.«
    »Ich wollte nicht lügen.«
    Blake hing über die Tischplatte gebeugt, als wolle er jeden Augenblick den Kopf auf die Arme legen. Er würde einschlafen, dachte Jon, und ich könnte ihn vor morgen früh nicht vom Fleck bewegen.
    »Was halten Sie davon, ihr zu folgen?«, fragte er.
    »Was?«
    »Zunächst mache ich uns einen starken Kaffee. Sobald Sie wieder einigermaßen nüchtern sind, müssen wir ihr nach. Kate wird Susie wohl kaum dazu bringen, zur nächsten Polizeiwache zu gehen und einem freundlichen Polizisten ihre Beichte zu diktieren, oder?«
    Blake hob den Kopf. »Glauben Sie, dass Kate in Gefahr ist?«
    »Eigentlich nicht. Ich fürchte nur, dass ihr Erscheinen Susie warnen könnte, dass wir ihr auf der Spur sind. Und dann würden die Brownes sicher alles daransetzen, auch die letzten Beweise zu vernichten, ehe die Polizei kommt.«
    Blake brauchte etwas, ehe er die Sachlage verstand. »Sie haben recht«, sagte er schließlich. »Wo ist der Kaffee?«

Kapitel 32
     
    Von Kates Haus zu Susies Hotel war es nicht weit. Kate musste nur die Walton Street entlanggehen und dann in Richtung Bahnhof abbiegen. Als sie das Ende der Straße erreicht hatte, hatte die kalte Luft ihr vom Whisky gewärmtes Gesicht abgekühlt, und ihr Kopf war wieder klar. Einen Augenblick lang zögerte Kate, weil sie plötzlich nicht mehr recht wusste, was sie tun und sagen sollte, wenn sie vor Susie stand.
    Es war nicht Susies äußeres Erscheinungsbild – ihre schlanke Figur, die teure Kleidung und die hohen Absätze –, das sie zaudern ließ. Wenn sie, Jon und Blake aber mit ihren Vermutungen richtig lagen, dann hatte diese elegante Frau aus reiner Geldgier zwei kaltblütige Morde auf dem Gewissen.
    Der Wind frischte auf und trieb ein paar Regentropfen vor sich her, die Kate ins Gesicht peitschten. Sie wünschte, sie hätte etwas Dickeres als einen Leinenblazer übergezogen. Die feuchten Bürgersteige reflektierten die Straßenbeleuchtung, die den wenigen Passanten ein gespenstisch bleiches Aussehen verlieh.
    Außerhalb ihrer Küche und ohne die Anwesenheit von Jon und Blake war sich Kate plötzlich gar nicht mehr so sicher, dass sie mit ihrer Version über Susies Schuld richtig lag. Sie hatte sich vorgenommen, in Susies Hotelzimmer zu platzen und sie aufzufordern, die Wahrheit über die Nacht von Kerris Tod zu erzählen. Wo hatte Susie sich aufgehalten? Was hatte sie getan? Wo war das Auto, das sie an diesem Tag gefahren war? Mit jedem Schritt jedoch, der sie näher an Susies Hotel brachte, fühlte sich Kate auf dünnerem Boden.
    Nur die Ruhe bewahren, dachte sie, so ein Gefühl hatte sie in der Vergangenheit noch nie davon abgehalten, sich in brenzlige Situationen zu begeben. Aber sie würde Susie doch lieber nicht direkt mit irgendwelchen Anschuldigungen konfrontieren, sondern sie ruhig um Informationen bitten und sie keinesfalls eines oder gar zweier Morde bezichtigen.
    Während Kate noch über die richtige Vorgehensweise nachdachte, hatte sie das Hotel erreicht. Das Innere war zwar elegant renoviert worden, doch von außen wirkte der von Zinnen gekrönte, graue Sandsteinbau noch ebenso abweisend wie zu seiner Zeit als Gefängnis. Nur die Lichter strahlten hell und einladend durch die Fenster.
    »Ich möchte gern Susannah Browne sprechen«, erklärte sie dem Portier. »Meine Name ist Kate Ivory, und ich bin die Lebensgefährtin von Jon Kenrick.«
    Nach einem kurzen Telefonat gab der Portier ihr die Zimmernummer. »Mrs Browne erwartet Sie.«
    Das glaube ich kaum, dachte Kate. Dicke Metalltüren, die geräuschvoll ins Schloss fielen, und nackte Backsteinmauern erinnerten ständig daran, dass das Gebäude einmal ein Gefängnis gewesen war. Ein Mensch, der zwei Morde begangen hatte, würde sicherlich niemals freiwillig hier absteigen.
    Susie stand an der geöffneten Tür, als Kate ihr Zimmer erreichte. »Komm doch rein«,
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