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Natur

Natur

Titel: Natur
Autoren: Antje Flade
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wächst, ist charakteristisch für Natur.

    Abbildung 1-8: Skagen - Südstrand (mit freundlicher Genehmigung von Wolfgang Lührs)
    Wie diese Beispiele zeigen, kommt man mit der Definition von Natur als Gegensatz von Kultur nicht weit. Die Gegenüberstellung ist eine Metapher, die die Unterschiede akzentuiert und künstlich vergrößert. In der Lebenswelt des Menschen sind Natur und Kultur indessen eng miteinander verwoben, denn
    • der Mensch ist nicht nur ein Natur veränderndes, sondern auch ein biologisches Wesen
    • der Mensch nutzt die Natur und bezieht sie ein, wenn er Kulturumwelten schafft.
    Wenn ein Mensch die Stadt hinter sich lässt und sich hinaus in die Natur begibt, hat er nicht wirklich die Natur, sondern eine «Kulturlandschaft», also ein Werk des Menschen, vor sich. Auch der normale Tourist, der weitere Stecken zurück legt, trifft doch nicht auf die Wildnis, eine vom Menschen bislang nicht betretene Natur. Auch er erlebt eine längst veränderte und kultivierte Natur mit durchgeplanten Wegen und Wegweisern, die einen Kompass unnötig machen.
    Die Natur hört auf, die ursprüngliche Wildnis zu sein, wenn sie von Menschen betreten und in Besitz genommen wird. Sie verwandelt sich in eine Natur-Kultur-Mischform, der man das Gemachte nicht unbedingt ansieht. Ein Stausee sieht nach vielen Jahrzehnten oder Jahrhunderten aus wie ein natürlicher See. Ein geschützter und gehegter Nationalpark wirkt wie eine natürliche Landschaft. Was dem Menschen als unberührte Natur vor Augen kommt, ist nur in Ausnahmefällen wirklich frei von menschlichen Eingriffen.

    Abbildung 1-9: Wegweiser (eigene Fotos)
    Die Menschen fügen sich nicht passiv in ihre Umwelt ein. Es lässt sich anhand prähistorischer Funde nachweisen, dass die Menschen die Landschaft seit mehr als zehntausend Jahren verändert haben (Balling & Falk, 1982, S. 5).
    Auch die Ebbe und Flut ausgesetzten Meeresküsten werden durch den Menschen verändert. Ein Beispiel ist in Abbildung 1-10 (S. 25) dargestellt. Ohne menschliche Eingriffe wie z. B. dem Errichten von Buhnen wäre der Küstenstreifen wahrscheinlich schmaler und das Meer weiter vorgedrungen.

    Abbildung 1-10: Küstenlandschaft mit Buhnen (eigenes Foto)
    Ein Grund für diese Maßnahme ist hier weniger die Landgewinnung als vielmehr die Landerhaltung.
    Damit sich bei den Natur-Kultur-Mischformen etwas Stimmiges ergibt, bedarf es, wie Böhme (1989) gemeint hat, der Allianztechnik. Das heißt: Die Natur wird nicht bis zur Unkenntlichkeit umgeformt und in eine kulturelle Umwelt verwandelt, sondern die gestalterischen Eingriffe und Veränderungen fügen sich so ein, dass dabei ein zufrieden stellendes Ergebnis heraus kommt. Ein Beispiel für eine gelungene Allianz ist nach Ansicht Böhmes der englische Landschaftsgarten.
    Für die Vermutung, dass sich der Kontrast zwischen Natur und Kultur immer mehr verringert, spricht, dass das «Natürliche» und das «Künstliche» sich nicht mehr ausschließen. Es ist nicht mehr paradox, wenn man heute von einer künstlichen Natur spricht (Böhme, 1992). Der Kontrast zwischen Natur und Kultur scheint aufgehoben. Artefakte, durch menschliche oder technische Einwirkungen entstandene Produkte und Phänomene, sind das Normale, die von Menschen unbeeinflussten natürlichen Dinge und Phänomene stellen die Ausnahme dar.
    Die Natur dient jedoch als Modell, das nachgeahmt wird. Es gibt künstliche Pflanzen, sie erscheinen als Schmuckelement und Ornament. Es gibt künstliche Landschaften in unterschiedlichsten Formen, angefangen beim Stadtpark, der wie eine Naturlandschaft aussehen soll, bis hin zu umfangreichen Renaturierungsprojekten in ehemaligen Bergbau-Gebieten.
    Wie stellt sich angesichts dieser Szenarien die Zukunft der Mensch-Natur-Beziehung dar? Im Prinzip gibt es, wie der Naturphilosoph Böhme (1992) gemeint hat, neben der Allianztechnik die Supertechnologie, in der der Mensch Technologien entwickelt, die es ihm ermöglichen, die Regie über seine eigene Existenz zu übernehmen und den Naturzustand hinter sich zu lassen.
    Gegenwärtig ist sicherlich noch die Allianztechnik vorherrschend. Allianztechnik bedeutet, dass sich natürliche und kulturelle Umwelt eng durchdringen. Eingeschlossen ist dabei auch die Herausbildung eines neuen Mensch-Natur-Verhältnisses, nach dem sich z. B. der Mensch eine Extremlandschaft aneignet und bewohnbar gemacht hat. Es könnte jedoch sein, dass sich in Zukunft die Technologie durchsetzt, die heute noch als Super technologie
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