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Nathaniels Seele

Titel: Nathaniels Seele
Autoren: Britta Strauß
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Brust, doch von einer Wunde war nichts zu spüren. Stattdessen fühlte sie sich … anders. Undefinierbar. So musste es sein, wenn man gestorben war. Aber warum und wie war sie zurückgekehrt? War sie im Elysium? Träumte sie sich Nathaniel herbei, um in der anderen Welt nicht einsam zu sein?
    „Willkommen zurück“, flüsterte er liebevoll und strich ihr das Haar aus der Stirn. „Du bist nicht tot. Und ich bin echt.“
    „Was ist passiert?“
    „Absá hat ihre Kraft auf dich übertragen.“
    „Was? Das kann nicht sein. Wie?“
    „Sie tötete dich, um ihre Kraft auf deinen Körper zu übertragen“, sagte Nathaniel. „Sie war müde. So, wie mein Vorgänger seine Aufgabe an mich abtrat, hat Absá dich ausgewählt. Deswegen griff sie nicht ein, als all das geschah. Die Geister, sagte sie mir in ihren letzten Momenten, hätten ihr aufgetragen, den Dingen ihren Lauf zu lassen. Durch dich würde ich lernen, mich mit meinem Totem zu arrangieren. Durch dich würde ich stark werden. Sie erlaubte uns, einander nah zu sein, weil sie wusste, was deine Aufgabe sein würde. Alles geschah, um uns beide starkzumachen. Um uns zusammenzuschweißen.“
    „Das wäre auch so geschehen“, murmelte Josephine, unfähig, das Ausmaß dieser soeben gehörten Worte zu begreifen.
    „Du bist begnadet.“ Nathaniel hob den Blick und lächelte. Es war ein Lächeln, in dem ungetrübtes Glück lag. Der Schleier, der sonst stets über seinen Augen gelegen hatte, war verschwunden. „Deine Lebensdauer ist fortan unbegrenzt, und du kannst mich beherrschen. Das heißt, sobald du herausgefunden hast, wie deine neue Macht funktioniert.“
    „Ich bin ihre Nachfolgerin?“ Josephine richtete sich auf. Da war keine Schwäche in ihrem Körper, kein Schwindel. In jeder Zelle floss prickelnde, warme Energie. War es nur das zurückkehrende Leben und die Erleichterung, Nathaniel nicht verloren zu haben? Oder war es eine Macht, die nicht von dieser Welt war? Sie erinnerte sich an die Berührung des leuchtenden Wesens und spürte einen Nachhall dieses Gefühls unendlicher Macht nun in sich. Nicht flüchtig sondern dauerhaft. Nicht fremd sondern mit ihrem Sein verbunden.
    „Ich glaube“, murmelte sie, „dass ich noch ein wenig Zeit brauche.“
    „Wohl eher ein wenig mehr Zeit. Aber ich helfe dir gern über die gröbste Verwirrung hinweg.“
    Josephine nickte und starrte eine Weile ins Leere. Über dem Wald graute der Morgen. „Das heißt, sobald ich weiß, wie ich meine Kräfte kontrollieren kann, bist du mir ausgeliefert?“
    Nathaniel hob betreten die Schultern. „Sozusagen. Aber bitte übertreibe es nicht. Er hat ihr damals nicht einen Teil seiner Kraft geschenkt, damit sie über ihn herrscht. Sondern damit sie für immer zusammen sein können. Als Liebende.“
    „Ich will, dass wir frei sind.“ Josephine lehnte ihre Stirn gegen die seine und spürte, wie sein Atem sich mit ihrem vermischte. Sie lebten. Sie waren zusammen. Nichts anderes zählte. „Ich will, dass wir glücklich sind.“
    „Ich für meinen Teil bin glücklich. Komm, ich muss raus. Raus in den Wald. Ich brauche Leben um mich.“
    „Was willst du tun?“
    Er lächelte. Verschwörerisch und lockend. „Frei sein, wie du schon sagtest. Und dir zeigen, wie sehr ich dich liebe. Im See. Unter einer Tanne. Oder wo immer du willst, Tacincala.“

Anmerkung:
     
    Leider fand ich trotz intensiver Recherche nichts, das mir mehr über die Sprache der Absarokee verriet. Deshalb bediente ich mich letztendlich an der Sprache der Lakota. Ein Muttersprachler bzw. sonstiger Experte möge mir gnädig gestimmt sein. Auch war ich niemals in Montana oder in den Great Plains, geschweige denn, dass ich eine Zeitmaschine auftreiben konnte. Daher beschränkt sich alles hier Verfasste auf Buch-, Film- und Internet-Recherche, Fantasie, einer Portion Freiheit, die ich mir beim Fabulieren erlaubt habe sowie dem Versuch, bestehende Lücken bei Ersterem bestmöglich auszufüllen.
    Die Autorin
     
    Geboren 1978 in Sachsen-Anhalt, wo nach wie vor meine Wurzeln liegen, habe ich meine metaphorischen Zweige und Äste seit 2001 zum schönen, bergischen Land ausgestreckt. Ich schreibe, um mich selbst zu entführen. Um nachts durch ferne Wälder zu laufen, auf einem Pferderücken dahinzufliegen, in die Tiefen des Universums einzutauchen oder mit Walen zu schwimmen. Und ich schreibe, um meine Leser zu entführen. Für eine Weile die Realität vergessen. Verführt werden.
    In meinem Leben erlaube ich mir so viele
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