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Nathaniels Seele

Titel: Nathaniels Seele
Autoren: Britta Strauß
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Wurst.“
    „Sag dem Kater, er soll nicht beleidigt sein.“ Josephine versuchte vergeblich, dem Kloß in ihrer Kehle Herr zu werden. „Ich komme zurück. Sag ihm das. Und denk daran, dass er Thunfisch mag.“
    Jacob setzte seinen Hut auf und nickte. „Verlass dich auf mich.“
    „Wir müssen los.“ Nathaniel nahm ihre Hand. „Du siehst deine Farm wieder. Versprochen.“
    Josephine nickte. Vom Maisfeld winkten ihr die Frauen und Männer zu, Carla stand an der Südweide und hob zum Abschied den Arm.
    Sie erwiderte den Gruß, stieg in den Jeep und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Erst als Nathaniel den röhrenden Motor anwarf und der Wagen fuhr, kehrte das Gefühl zurück, frei atmen zu können. Niemals wieder wollte sie solche Angst empfinden.Angst wie in den vergangenen zwei Wochen oder wie gestern Nacht, als sie in einem Taxi hatte warten müssen, während Nathaniel an den Ort seiner Gefangenschaft zurückgekehrt war, um die Gebeine zu holen. Er war schneller wieder aufgetaucht als erwartet, mit einem schwarzen Sack unter dem Arm. Doch gewichen war die Angst nicht.
    „Denkst du, sie haben sich um alles gekümmert?“
    „Ja“, antwortete er mit tröstlich fester Stimme. „Sie dürften gerade dabei sein, alle Spuren zu verwischen. Es ist nicht das erste Mal.“
    „Was, wenn sie etwas vergessen? Was, wenn Hazlewood zu viel ausgeplaudert hat?“
    „Ich bezweifle, dass er mit seiner Entdeckung hausieren gegangen ist.“ Nathaniel zwinkerte ihr aufmunternd zu. „Er ist wie eine Krähe, die eifersüchtig jeden Leckerbissen unter ihren Flügeln versteckt.“
    „Du und deine komischen Sprüche. Was ist mit Jeremy?“
    „Sie haben ihn verstoßen.“ Nathaniels Stimme klang bitter. „Und sie haben erkannt, dass ein paar neue Regelungen eingeführt werden müssen. Ich werde mich trotzdem aus dem Rat zurückziehen. Offiziell jedenfalls. Inoffiziell bin ich weiterhin für jeden da, der meine Hilfe will. Absá scheint seltsamerweise nichts dagegen zu haben.“
    „Hm.“ machte Josephine. Den Rest der Fahrt schwieg sie, sah dem Wald zu, wie er an ihnen vorüberzog, beobachtete das Leuchten des Sonnenuntergangs und die sich verändernden Farben des Himmels. Sie hörte den kreischenden Gesang der Schwalben und das Singen einer Goldamsel. Alles, jede noch so winzige Kleinigkeit, erschien ihr kostbar.
    Josephine kam erst zu sich, als sie das Dorf erreichten und eine Schar aufgeregter Menschen ihren Wagen umringten.
    Sie hörte, wie Nathaniel ihnen antwortete, ein freundliches Lächeln aufsetzend und jede Umarmung erwidernd. Doch als er Josephines Hand nahm und sie weiterzog, wurde ihr klar, wie aufgesetzt seine geduldige Höflichkeit war.
    Aufatmend schloss er die Haustür hinter sich, sank gegen die Wand und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Wir sind allein. Endlich.“ Er zog sie an sich und schloss sie so fest in seine Arme, dass Josephine mit einem Keuchen Protest anmelden musste.
    „Tut mir leid. Ich dachte …“, Nathaniel starrte für Sekunden ins Leere. „Ich dachte während dieser Tage, das hier nie wieder zu sehen. Ich dachte, dich nie wieder zu sehen.“
    Er löste sich von ihr, ging zum Sofa und schnappte sich zwei Webdecken. „Komm mit nach draußen. Ich ertrage es nicht, in einem Raum zu sein.“
    Er nahm ihre Hand, zog sie quer durch das Haus und hinaus auf die Veranda. Die ruhige Fläche des Sees zu sehen, die Tannen, die sich an seinen Ufern im Wind neigten und das Gefühl des Windes auf ihrer Haut – all das war Josephine nie so wunderbar erschienen.
    Den Rest der Nacht verbrachten sie schweigend. Körper an Körper, Haut an Haut. Das Gefühl in sich aufsaugend, vereint zu sein. Nathaniel schmiegte sich von hinten an sie, warme, behütende Kraft vermittelnd. Halb schlafend, halb wachend drehte sie eine Strähne seines Haares zwischen den Fingern, driftete in sanfte Dunkelheit ab oder tauchte daraus auf, um müde in die Sterne hinaufzublinzeln.
    Irgendwann spürte sie, wie er sich zurückzog. Leise, vielleicht weil er glaubte, sie würde schlafen, zog er seine Jeans an und kehrte in das Haus zurück. Eine Weile blieb es still, dann erklang eine Stimme. Die trockene, brüchige Stimme einer Frau.
    „Ich habe die Gebeine in das Heilige Fell gewickelt. Sie werden dich begleiten, denn ohne ihn kannst du nicht sein. Und ohne dich kann er nicht sein.“
    „Wie lange wirst du mir erlauben, wegzubleiben?“ Nathaniels Stimme triefte vor Sarkasmus. Sie hörte, wie er etwas Weiches auf den
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