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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer
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entschieden.
    »Nein, Frau Mehring. Ihr Mann steht weder an der Schranke noch im Stau. Er wurde ermordet.« Diesmal legte der Hauptkommissar mehr Nachdruck in seine Stimme.
    Er wusste, wie es war, wenn jemand einem eine Nachricht überbrachte, die man nicht glauben wollte, fühlte mit ihr in ihrem Kampf um ihre Lüge, kannte den Abgrund, in den sie nun zu stürzen drohte. Zweimal in seinem Leben war es ihm auch schon so ergangen: Damals, als die Polizei ihm und seiner kleinen Schwester mitteilte, ihre Eltern seien bei einem Unfall ums Leben gekommen, und als Birgit, seine Frau, ihn mit der Tatsache konfrontierte, sie habe schon länger eine außer-eheliche Beziehung, wolle sich scheiden lassen und mit dem anderen leben.
    Langsam sickerte die Nachricht in das Bewusstsein der Frau. Nachtigall sah, wie sie blass wurde, ihre Augen sich zu röten begannen und das Lächeln einem fassungslosen Gesichtsausdruck wich. Sie begann am ganzen Körper zu zittern und für einen Augenblick befürchtete Peter Nachtigall, sie würde womöglich das Bewusstsein verlieren. Vorsorglich legte er seinen mächtigen Arm um ihre Schultern und schob sie behutsam zu einem der Sessel. Er ließ sie hineingleiten, spürte jedoch einen leichten Widerstand, so, als sei sie nicht befugt hier zu sitzen. Vielleicht war das der Stammplatz ihres Mannes.
    »Sind Sie allein zu Hause? Soll ich vielleicht jemanden benachrichtigen, damit man sich um sie kümmern kann?«, fragte er flüsternd.
    »Aber – was soll denn nun werden? Was soll nun werden?« Sie sah Peter Nachtigall ratlos an.
    Unvermittelt begann sie gellend zu schreien.
     
    Der junge Mann, der daraufhin ins Wohnzimmer gestürmt kam, sah dem Toten so ähnlich, dass sich für Nachtigall die Frage erübrigte, um wen es sich handelte.
    Bestürzt warf er einen Blick auf seine schreiende, sich im Sessel hin und her werfende Mutter, dann trat er entschlossen heran und umfasste ihren schmächtigen Körper mit seinen muskulösen Armen. Fest drückte er sie an sich und summte leise in ihr Haar, begann die heftige Bewegung in ein sanftes Wiegen zu verändern. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis das Schreien und Schluchzen in ein klagendes Wimmern übergegangen war.
    »Wer zum Teufel sind Sie? Und womit haben Sie meine Mutter derart erschreckt?«, fauchte er dann den unbekannten Besucher an.
    »Kriminalpolizei Cottbus, Nachtigall. Es tut mir leid, aber wir haben Ihren Vater nach dem Spiel tot im Stadion aufgefunden.«
    »Was heißt, Sie haben ihn tot im Stadion aufgefunden? So ein Quatsch! Als er zum Spiel gefahren ist, ging es ihm prima!«
    »Ihr Vater wurde aller Wahrscheinlichkeit nach nochwährend des Spiels getötet – ermordet. Herr Mehring?«
    »Markus Mehring. Von wem? Einem Rostockfan?«
    »Das wissen wir noch nicht.«
    »Wie?«
    »Er wurde mit einer spitzen Waffe erstochen.«
    Ratlos sah der junge Mann seine aufgelöste Mutter an, dann fischte er ein Handy aus der Gesäßtasche seiner Jeans und gab eine Nummer ein.
    »Wen rufen Sie da an?«, fragte Nachtigall fordernd.
    »Unseren Hausarzt. Sie sehen doch selbst, was Sie angerichtet haben.«
     
    Der Arzt gab Frau Mehring eine Beruhigungsspritze und eine Stunde später hatte ihr Sohn sie zu Bett gebracht. Offensichtlich war sie nun eingeschlafen. Der Junior kehrte nachdenklich ins Wohnzimmer zurück, wo der Hauptkommissar geduldig auf ihn wartete.
    Er warf sich schwer in einen der Sessel und sah Nachtigall feindselig an, als trage er die Schuld an der Situation.
    »Gut, Sie sind hartnäckig. Das haben Sie unter Beweis gestellt. Ich schätze, Sie verschwinden erst von hier, wenn Sie mir all Ihre belanglosen Fragen über meinen Vater gestellt haben!«
    »Meine Fragen sind nicht belanglos. Die Antworten, die ich darauf erhalte, werden mir helfen, den Mörder Ihres Vaters zu fassen. Und das ist doch sicher auch in Ihrem Interesse!«
    Der junge Mann seufzte genervt, entspannte sich aber etwas.
    »Meinem Vater gehört diese kleine Spedition hier. Neben den zwei LKW, die auf dem Hof stehen, hat er noch zwei Kleintransporter und zwei Kühltransporter. Die Geschäfte laufen zurzeit eher schlecht, aber es gibt keine ernste finanzielle Krise.«
    »Feinde?«
    »Feinde? Jemand wie mein Vater hat keine Feinde! Als das Geschäft so richtig gut lief, gab es vielleicht Neider, aber niemand würde das Risiko eingehen und sich meinen Vater zum Feind machen! Er hatte Einfluss.«
    »Nur weil andere Angst vor jemandem haben, schrecken sie nicht vor Mord zurück. Das
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