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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche
Autoren: Baden & Kenney
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nicht zu Hause auf dem Küchentisch machen.
    Und wegen der notorischen Arbeitsüberlastung der Labors dauert es meist Monate, ehe man DNS-Ergebnisse bekommt. Glaub mir, meine unschuldigen Mandanten können ein Lied davon singen, wie sehr diese Labors hinterherhängen.«
    »Das sind die Labors, die eine Zulassung für forensische DNS-Tests haben. Es gibt aber auch private Einrichtungen, diese Labors, die auf Plakaten in der U-Bahn werben. Die machen beispielsweise Vaterschaftstests für Zivilsachen.«
    »Das ist mir entgangen. Ich bin seit meiner letzten Klassenfahrt ins Naturkundemuseum nicht mehr U-Bahn gefahren.«
    Jake überging diesen Kommentar. Dann und wann ließ Manny ihr gutbürgerliches Elternhaus in New Jersey raushängen. Er verkniff sich die Bemerkung, dass er sich schon am City College aufs Examen vorbereitete, als sie sich noch in der grün karierten Uniform ihrer katholischen Schule mit dem Abc rumschlug. Er drohte ihr mit seinem Kuli. »Aber warum soll er sich die ganze Mühe mit der Blutabnahme machen, wenn er bloß einen DNS-Abgleich will? Dafür bräuchte er sich von seinen Zielpersonen bloß ein paar Haare oder eine Zigarettenkippe zu beschaffen, irgendwas. Er muss nach etwas suchen, was nur im Blut zu finden ist.«
    »Dann sag Pasquarelli, er soll sämtliche Blutlabors in New York und Umgebung abklappern, bis er dasjenige gefunden hat, in dem die Proben untersucht wurden.«
    Bei dem Gedanken daran, welchen ungeheuren bürokratischen Aufwand das bedeuten würde, begann Jake, sich die Schläfen zu massieren. »Daran hat Pasquarelli auch schon gedacht. Er hofft allerdings, mir würde irgendwas einfallen, das weniger zeitraubend ist. Aber ich schätze, der Vampir macht wohl noch eine Woche länger Schlagzeilen. Das wird dem Bürgermeister gar nicht gefallen.«
    »Wahrscheinlich kann Pasquarelli aufatmen«, entgegnete Manny. »Ich hab heute Abend beim Umziehen die Nachrichten gehört. Der Vampir wird jetzt von den Privatschulterroristen von den Titelseiten verdrängt.«
    »Und wer sind, wenn ich fragen darf, diese Privatschulterroristen?« Jake machte sich über sein Steak her, bemüht, das Gefühl auszublenden, dass Mannys Blick ihn durchbohrte. Es war, wie wenn Mycroft gierig jeden Bissen beobachtete, der vom Teller in seinen Mund wanderte. »Willst du mal probieren?«
    »Ganz sicher nicht! Diese Zucchiniblüten sind einfach köstlich.« Manny nahm einen großen Bissen, um ihrer Aussage Nachdruck zu verleihen, und sprach dann weiter. »Die Privatschulterroristen sind ein paar junge Burschen, Schüler an der Monet Academy, die auf die Idee gekommen sind, es wäre doch ein lustiges naturwissenschaftliches Experiment, eine kleine Brandbombe in einen Briefkasten in Hoboken zu stecken.«
    »Und das verdrängt den Vampir von den Titelseiten? Wir haben andauernd Knallfrösche in den Briefkasten von dem alten Isbrantsen gesteckt, wenn der mal wieder unseren Baseball konfisziert hatte.«
    »Aber ist bei euch auch genau in dem Moment ein Bundesrichter vorbeispaziert? So war das nämlich in Hoboken. Richter Patrick Brueninger hat einen Metallsplitter in den Hals bekommen.«
    »Brueninger. Kommt mir bekannt vor. Moment mal – war das nicht der Bundesrichter, der den Vorsitz im Fall Iqbar hatte?«
    »Genau der.«
    Jake trank seinen letzten Schluck Chianti. »Die Kids haben versucht, ihn umzubringen? Warum?«
    »Weiß man noch nicht«, sagte Manny. »Es gibt allerdings eine ganze Reihe Muslime, die glauben, dass der Mullah keinen fairen Prozess bekommen hat. Die schwören, dass Iqbar bloß eine nette freundliche Moschee in Jersey City geleitet hat.«
    Jake schnaubte. »Klar. Er hat nicht Millionen gewaschen, um die Taliban in Afghanistan zu finanzieren. Aber diese Academy-Schüler sind keine Muslime, oder? Wieso sollten die dem Richter ans Leder wollen?«
    »Genau – es gibt überhaupt kein Motiv. Ich vermute, das war ein Dummerjungenstreich, der fürchterlich schiefgegangen ist. Aber nach dem 11. September und Anthrax und dem Schuhbomber will das FBI diese Kids jetzt mit aller Härte des Gesetzes zur Verantwortung ziehen, nur um zu beweisen, dass sie es nicht bloß auf die dunkelhaarigen Kerle mit Turbanen abgesehen haben. Die Jungs sind erledigt. Die werden –«
    Manny wurde von einer blechernen Version von George Thorogoods »Bad to the Bone« unterbrochen, die irgendwo unter dem Tisch erklang. Sie verschwand nach unten, tauchte mit ihrer Tasche aus der neusten Fendi-Kollektion wieder auf und nahm den
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