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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche
Autoren: Baden & Kenney
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irgendwelche Substanzen erwähnt, die auf Drogenmissbrauch hindeuteten, also war Drogensucht keine Gemeinsamkeit zwischen den Opfern. Schon wieder eine Möglichkeit ausgeschlossen.
    Als die Vorspeise kam, musste der Kellner für Jakes Calamari mühsam eine papierfreie Stelle auf dem Tisch suchen.
    Manny starrte auf die Berichte. »Kein Motiv?«
    »Nichts. Pasquarelli denkt, der Täter ist ein Irrer. Aber da steckt mehr dahinter. Die Blutabnahmen sind genau geplant. Das lässt nicht auf einen planlosen Verstand schließen. Die Opfer haben erst gewusst, was mit ihnen passiert ist, als sie nach dem Aufwachen den Einstich in der Haut sahen oder den kleinen Blutfleck an der Kleidung, die Schwellung, den Beginn eines Blutergusses. Kennzeichen von akkuraten, präzisen und sorgfältig vorbereiteten Angriffen.«
    »The Devil Bat«, murmelte Manny.
    Jake trank einen kräftigen Schluck Pellegrino und wartete. Normalerweise war Manny sehr analytisch, gleichzeitig aber auch offen für alles, sodass sie mitunter Verbindungen entdeckte, die ein vorsichtigerer Verstand übersehen hätte. Dieses Feuer, dieses blitzschnelle Kombinieren hatte er als Erstes an ihr anziehend gefunden. Manchmal jedoch brachten ihre jähen Kehrtwendungen und ihre wilden Gedankensprünge seinen kompromisslos logischen Verstand ins Stolpern.
    »Ein Horrorfilm aus den Vierzigerjahren mit Bela Lugosi«, erklärte sie. »Hab mir als Halbwüchsige mit meinem Vater zusammen gern die Wiederholungen angesehen.«
    Anzeichen einen vergeudeten Jugend, dachte er, sprach es aber nicht aus, weil sich der Absatz ihrer Slingbacks sonst in seine Wade bohren würde, anstatt sie zu massieren.
    »Der Schurke im Film war ein allseits beliebter Landarzt, der sich für irgendein Unrecht rächen wollte, das ihm seiner Meinung nach angetan worden war.«
    »Hast du irgendwas gegen Ärzte?«
    »Wie du weißt, bin ich Anwältin. Eine Mischehe zwischen den beiden Berufsständen würde nie und nimmer funktionieren. Wie bei den Capulets und Montagues.«
    »Romeo und Julia haben sich geliebt.«
    »Die beiden haben Selbstmord begangen. Keine weiteren Fragen.«
    Jake raschelte mit den Unterlagen, um Manny zurück ins Hier und Jetzt zu holen.
    »Dem Kerl geht’s um das Blut, also muss es über das Blut irgendeine Verbindung zwischen diesen Leuten geben«, sagte sie. »Vielleicht eine gemeinsame Krankheit?«
    »Keiner ist HIV-positiv. Zwei sind Diabetiker. Einer muss Alkoholiker sein – grottenschlechte Leberwerte.« Jake rasselte die Fakten herunter und tippte dabei mit seinem Bleistift auf die entsprechenden Zahlen. »Aber das sind bloß die Ergebnisse nach den üblichen Standardbluttests. Wir können nicht auf irgendwelche abwegige Krankheiten testen – das würde Ewigkeiten dauern. Wir müssen wenigstens ungefähr wissen, wonach wir suchen, um dann entsprechend testen zu können. Ansonsten ist das wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.«
    »Sie könnten also alle eine seltene Krankheit gemeinsam haben, ihr wisst nur nicht, welche?«
    »Möglich, aber unwahrscheinlich. Die Leute von der Kriminaltechnik haben alle Opfer eingehend befragt. Keines hat eine ungewöhnliche Krankengeschichte oder irgendwelche auffälligen Symptome.«
    »Was ist mit dem DNS-Profil?«
    »Bis jetzt liegen nur für die ersten drei Ergebnisse vor. Auf die letzten beiden warten wir noch. Aber diese Leute sind nicht verwandt. Und es gibt keine genetischen Anomalien.«
    Manny biss in einen Calamariring und überlegte eine Weile, ehe sie fragte: »Wisst ihr, wie viel Blut er abnimmt?«
    »Die genaue Menge lässt sich unmöglich feststellen, aber die Opfer wurden anschließend alle gründlich untersucht, und sie hatten ein normales Blutvolumen, also zapft er wahrscheinlich nicht mehr als eine Ampulle ab.«
    »Okay.« Manny gestikulierte mit einer Gabel voll Rucóla. »Meine Kenntnisse bizarrer satanistischer Rituale sind zugegebenermaßen begrenzt, aber mir scheint, wenn er das Blut für irgendwelche perversen Sachen bräuchte, würde er mehr abzapfen.«
    »Das seh ich auch so«, sagte Jake. »Ich denke, er macht damit dasselbe wie wir – er testet es.«
    »Er selbst oder schickt er die Proben in ein Labor?«
    »Einige einfache Tests könnte er selbst machen, wenn er die entsprechende Ausrüstung hat. Vielleicht schickt er das Blut auch in ein Labor. Allein an der Ostküste gibt es Hunderte. Die alle zu überprüfen ist ein Ding der Unmöglichkeit.«
    »Aber nicht die DNS-Tests«, wandte Manny ein. »Die kann er
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